Der Werning-Clan – Ein Leben für diesen Sport

Soviel steht fest. Sollte es im deutschen Galopprennsport an reiterlichem Nachwuchs mangeln, ist einer nicht Schuld daran. Reiner Werning, sechzig Jahre, Trainer in Dortmund-Wambel. Werning darf sich Vater von sieben Kindern nennen, von denen bis auf eine Ausnahme alle im Rennsport aktiv waren oder es noch sind. Aktuellstes Beispiel sind Sohn Pascal Jonathan und Tochter Katharina Daniela, die es in dieser Saison bislang gemeinsam auf 25 Siege brachten.

Erster rennreitender Spross des Trainers, der in nicht allzu ferner Zukunft seinen 500.Flachsieg feiern kann, war Tochter Britta (37), die in den achtziger Jahren eine der besten deutschen Amateurreiterinnen war. Sie gewann über 60 Rennen, lebt mittlerweile in Spanien, wo sie für den Reitstall eines Hotels verantwortlich ist.

Nicht als Amateur, sondern professionell ritt der älteste Sohn Mario (35), der nicht nur auf der Flachen, sondern auch über Sprünge aktiv war, mehr als 100 Sieger steuerte. Seine Karriere hat er schon seit längerer Zeit beendet, ist als Hufschmied aber immer noch im Rennsport aktiv. Gleiches gilt für den darauf folgenden Sohn Frank (34, 76 Siege), der es seinem Bruder nachmacht und seit zwei Jahren auch als Hufschmied arbeitet.

Eigentlich sollte Sohn Markus, der den Trainer mittlerweile auch schon zum Opa gemacht hat, es seinen älteren Geschwistern nachmachen, aber als die Amateurprüfung anstand, überlegte er es sich dann doch anders. Mit dem Rennsport hat er nur noch nebenbei etwas zu tun, ist Mitbesitzer von Nadunas, der in diesem Jahr noch einen Ausgleich II gewann.

Seine Brüder fast schon übertroffen hat dagegen Pascal Jonathan (20), der mittlerweile schon über 70 Rennen gewonnen hat, gerade in letzter Zeit die sich ihm bietenden Chancen gut zu nutzen wusste. Katharina Danniela, die im Januar 18 wird, hat in diesem Sommer ihre Lehre am eigenen Stall begonnen, ist mit ihrer vier Kilo-Erlaubnis (Reiner Werning:(‚die gilt auch für fremde Trainer, das wissen manche gar nicht‘) eine der interessantesten Nachwuchsreiterinnen des Landes.

Doch wer glaubt, dass es das gewesen sei, irrt. Wer im Führring genau hinschaut, wird bei dem ein oder anderen Werning-Pferd am Führzügel schon das ‚Nesthäkchen‘ entdeckt haben. Clarissa Christina, 12 Jahre. ‚Sie ist auch schon ganz heiß auf Rennreiten. Sie möchte mit 15 ihre Amateurprüfung machen, hat schon drei Ponyrennen bestritten, war dabei in Quakenbrück Fünfte von 20‘, so der Trainer, der seit über dreißig Jahren Rennpferde trainiert, seit fast zweieinhalb Jahrzehnten in Dortmund ansässig ist.

Es dauerte in der Regel nicht lange, bis ein Werning-Kind erstmals auf einem Pferd saß, aktuell nimmt der ‚Boss‘ auch schon sein Enkelkind mit nach oben. Kein Wunder also eigentlich, dass alle auch bei den Pferden blieben. ‚Gedrängt worden ist aber keiner. Es war von allen die freie Entscheidung‘, sagt Werning. So hatte Pascal lange Zeit mehr ‚Bock‘ auf Fußball. ‚Aber als er sah, dass die Sauer-Kinder so erfolgreich waren, wurde er auch ehrgeizig und hat seitdem riesigen Spaß daran. Mit der meisten Begeisterung war aber immer Katharina bei der Sache.‘

Zur Zeit hat Werning 28 Pferde im Stall, als sein bestes Pferd bezeichnet er den eisenharten Bergpanther, der auf der Sandbahn 7 Rennen gewann, sogar als Zwölfjähriger noch im Ausgleich II mit 58 Kilo siegte. Afonso, der Ausgleich I-Sieger High Man, der gute Steepler Socrates und zu seiner Anfangszeit die Listensiegerin Walzerkind waren weitere Pferde, die für größere Erfolge sorgten. Dabei hat und hatte es Werning meistens mit Pferden zu tun, die gesundheitliche Probleme jeglicher Art hatten. Aktuelles Beispiel Nadunas und Namour, die mit Lungenbluten zu tun hatten.

Die halbe Familie im Rennstall, wird da eigentlich beim Mittagessen noch über etwas anderes geredet? ‚Kaum, wir reden fast immer über Pferde, diskutieren immer über die Chancen. Aber es macht riesigen Spaß. Es ist ja ein sehr schönes Hobby und es ist toll, dass man das zum Beruf machen konnte‘, so Werning, der zugibt, dass er bei der Erziehung und der Ausbildung seiner Kinder durchaus streng ist. ‚Zu streng‘, flachst Tochter Katharina ihren Vater.

‚Es ist unheimlich schön für mich und macht mich stolz, wenn eine von mir trainiertes Pferd mit einem meiner Kinder gewinnt‘, sagt Werning, der zugibt, dass auch nicht imemr alles eitel Sonnenschein ist. ‚Natürlich gibt es auch mal Theater, aber es wäre auch komisch, wenn das nicht so wäre.‘

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