Was haben die Pferde Wyoming, Alaska Spruce, Pumpgun, Valaga, Belle du Taillis, Immi Ruah und Dynamite Cat gemeinsam? Mit all diesen Vollblütern gelang der in München bei Trainer John Hillis beschäftigten Auszubildenden Katharina Irmer in den vergangenen drei Wochen jeweils ein Sieg.
Der Erfolg gibt der gebürtigen Rothenburgerin Recht, nachdem die heute 23-Jährige vor drei Jahren im wahrsten Sinne des Wortes umgesattelt hat. Erst die mittlere Reife absolviert, dann eine Ausbildung zur Speditionskauffrau erfolgreich abgeschlossen. So wollten es die Eltern, denen sie heute sehr dankbar dafür ist, bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Tasche zu haben.
„Weil man als junges Mädel noch nicht die Reife besitzt, zu entscheiden“, so die junge Dame heute eher selbstkritisch. Das Verständnis der Eltern war allerdings begrenzt, als eines ihrer vier Kindern, nämlich Katharina, unbedingt im Galopprennsport Karriere machen wollte. Katharina Irmer und die Pferde, ein Kapitel für sich.
Mit fünf, sechs Jahren fing ihre Leidenschaft mit einem Pony an, später kamen Dressur- und Springreiten dazu. Von Galopprennsport zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine Spur. Erst als Bekannte den damaligen Teenager mit nach Riem nahmen und sie das erste Mal auf einem Vollblüter namens Nambi, damals bei Wolfgang Figge, saß, war es um sie geschehen.
Eine weitere Ausbildung war schließlich später die Folge, auf ihr Herz zu hören, verbunden mit dem unbändigen Willen sich möglich stetig zu verbessern, Schritt für Schritt. 2010 waren es 10 Siege bei 115 Ritten, heute sind es insgesamt 29 Siege, die zu Buche stehen, davon 15 Erfolge in der laufenden Saison, ihrer bisher erfolgreichsten.
Und spricht die im fränkischen Schillingsfürst groß gewordene Rennreiterin über ihre zukünftigen Ziele, dann hat dies nun gar nichts mit mangelndem Selbstbewusstsein der jungen Dame zu tun. „Also die 50 Siege im Rennsattel würde ich gerne zeitnah schaffen, das soll kein Traum bleiben, vorausgesetzt die Gesundheit spielt mit.
Und auch das Ausland, hier denke ich vor allen Dingen an Amerika und Australien, möchte ich gerne, was vor allen Dingen den Rennsport angeht, irgendwann einmal näher kennenlernen.“
Ziele muss man schließlich haben.
Und in Südafrika durfte die 23-jährige schon Erfahrungen sammeln, sie besuchte im vergangenen Winter für einen Monat die South African Racing Academy in Johannesburg und ritt Galopps für die Trainer Mike de Kock und Philip Matchett.
Und noch viel wichtiger: Die junge Amazone bestritt während ihres Besuchs in Südafrika auch Rennen. „Das waren unvergessliche Erlebnisse“, so Katharina Irmer, wie auch ein Jahr zuvor bei Coolmore in Irland, als sie ein vierwöchiges Praktikum bei David Watchman absolvierte. „Unter anderem einen Holy Roman Emperor reiten zu dürfen, war schon etwas besonderes“, so die junge Reiterin.
Apropos Praktikum, ihr erstes absolvierte sie als Schülerin, 10 Tage bei Christian von der Recke, wobei die damals höchst erfolgreiche Carolin Lippert für ihren ganz persönlichen Ansporn sorgte. „Das ist meins, das werde ich irgendwann“. Und heute bringt Katharina 50 Kilo in den Rennsattel, sie liebt ihren Job und arbeitet viel daran, gerade unter den Argusaugen ihres kritischen Trainers John Hillis.
Das junge Team ist eingespielt, begann damals mit 10 Pferden, heute sind es 40, darunter auch junge Vollblüter mit einiger Perspektive, der Indikator für ein aufstrebendes Quartier. Und die Chemie stimmt zweifellos in der siebenköpfigen Mannschaft. In den Westen zu gehen, hat Katharina Irmer nie gereizt. ‚Ich liebe München, die Bahn, die Menschen hier, ab und an nach Hause zur Familie zu kommen, sich auch mal umsorgen zu lassen.‘
Mit dabei ist Socke, der umtriebige und stets vitale Jack Russell, fit wie ein Turnschuh. Fit ist aber auch Katharina Irmer selbst, die sich das Vertrauen der Besitzer hart erarbeiten muss. Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre, klingt abgedroschen, ist aber wahr in dieser von Männer dominierten Ellbogengesellschaft. Sie reist mehr, denn je, und wenn sich dann auch der Erfolg nach und nach einstellt, weiß man, wofür man sich abrackert. Sie liebt schließlich ihren Beruf über alles.
Im Freien zu arbeiten, ob in der Morgenarbeit oder am Wochenende im Rennen. Am kommenden Sonntag geht es nach Mannheim, dann folgen Frankfurt, Halle und München. Mit Pumpgun oder Gold Prize für Besitzertrainer Horst Rudolph rechnet sie sich wieder unter anderem etwas aus. Aus dem eigenen Quartier dürfte Meryl, eine zweijährige Soldier Hollow-Tochter für das Gestüt Harzburg, eine gute Chance für die junge Reiterin bedeuten.
Bereits bei deren Debüt wusste sie als Vierte zu gefallen. „Auf sie freue ich mich ganz besonders, zumal ich die Stute auch in der Arbeit reite, und habe Mumm“. Als Vorbild betrachtet Katharina Irmer Adie de Vries, der immer eine gute Lage im Rennen habe und genau wisse, was er in der jeweiligen Situation tun muss und ein feiner Mensch sei er noch dazu.
„Er hat mich einmal nach einem Rennen so zurechtgefaltet, dass ich kleiner als eine Ameise mit Hut war. Wenig später hat er mir am Fernseher das Rennen noch mal erläutert, meine Fehler vor Augen gehalten.
Schließlich ist es oberstes Ziel, die Order des Trainer zu einhundert Prozent umzusetzen und in der Zielgerade eine gute Lage inne zu haben“. Bald wird Katharina Irmer ihre Ausbildung beendet haben und auch ihre Erlaubnis wird nach und nach weniger.
„Ich möchte ewig im Rennsport arbeiten, wenn irgendwann mal nicht mehr als Reiterin, dann in einer anderen Funktion, ich bin auch züchterisch sehr interessiert, aber erst einmal gilt es die Ausbildung zu beenden und die 50 Siege zu schaffen. Außerdem geniesse ich die Rennen im Sattel, das ist Adrenalin pur, unbeschreiblich.“ Wenn es so weitergeht wie gerade in den vergangenen Wochen, steht dem eigentlich nichts im Wege.