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Nur die Statistik spricht gegen Zarkava

Wenn es überhaupt noch einer Frage bedurfte, ob Zarkava als Favoritin in den Prix de l’ Arc de Triomphe am ersten Oktber-Sonntag in Longchamp gehen würde, dann gab das Ergebnis des Prix Vermeille eine letzte und eindeutige Antwort. Aga Khans dreijährige Zamindar-Tochter legte nach Startverlust und vom letzten Rang kommend eine Leistung auf dem Rasen von Longchamp hin, dass der Konkurrenz für das höchstdotierte Grasbahnrennen der Welt angst und bange werden müsste.

Überall purzelten die Festkurse auf die Zamindar-Tochter noch einmal in den Keller, um die 28:10 ist für einen Arc-Erfolg schon das höchste der Gefühle. Mit Zambezi Sun und Vision d’ Etat machten in den beiden weiteren Prep Races für den Arc zwei Hengste ihre Sieganwartschaft geltend, auch gefiel Schiaparelli bei seinem Comeback im Prix Foy hinter dem letztjährigen Grand Prix de Paris-Sieger Zambezi Sun auf der ganzen Linie. Doch reichen diese Leistungen, um Zarkava zu bezwingen?

Es sind die neuen Herausforderer, denen man es natürlich am ehesten zutraut. Das sind Vertreter des männliches Geschlechts, die die von Alain de Royer-Dupre trainierte Zarkava unter Seide bislang noch nicht getroffen hat. Blickt man in die Siegerliste des Prix de l’ Arc de Triomphe, so muss man weit zurückblättern, um auf einen Stutensieg zu stoßen. Sind die Hengste im Laufe der Zeit etwa zu stark für die Ladies geworden?

Der Aga Khan und sein Team mussten das in den letzten Jahren gleich zweimal miterleben, als ihre Vermeille-Siegerinnen Mandesha und Shawanda im Prix de l’ Arc de Triomphe lediglich auf den Plätzen sieben bzw. sechs über die Linie kamen. Und man erinnere sich, dass Shawanda im „Vermeille“ 2005 förmlich spazieren gegangen war. Ihr zu Gute halten muss man, dass es wenige Wochen später am „Arc-Tag“ wie aus Kübeln goss und die Stute auf schwerem Boden unter Wert geschlagen blieb. Hurricane Run hieß damals der große Triumphator.

Rein statistisch gesehen, dürfte ohnehin die Siegermannschaft um Prix Niel-Sieger Vision d’ Etat viel optimistischer auf den „Arc“ blicken. Allein vier Niel-Gewinner gelang seit 2000 dieses Doppel. Neben Rail Link (2006) und Hurricane Run (2005) waren dies Sinndar (2000) und Dalakhani (2003), somit zwei Hengste, die in den Farben des Aga Khan zum Zuge kamen. Sinndar wurde von John Oxx in Iralnd trainiert, Dalakhani von Alain de Royer-Dupre.

Nun zielt eine Vermeille-Siegerin und zugleich eine der heißesten Favoritinnen, die es je gab, auf den Prix de l’ Arc de Triomphe. Doch der letzte Stutensieg liegt immerhin schon fünfzehn Jahre zurück, als die damals vierjährige Urban Sea, eine Tochter der Schlenderhanerin Allegretta, unter dem blutjungen Eric Saint-Martin gegen White Muzzle und Opera House zum Zuge kam. Die von Jean Lesbordes trainierte Miswaki-Tochter nahm 1993 den Faden von Stutensiegen im Arc wieder auf. Er war lange unterbrochen worden, denn vor Urban Sea war es genau zehn Jahre her, dass Daniel Wildensteins All Along den Prix de l’ Arc de Triomphe gewann.

Die von Patrick-Louis Biancone trainierte Stute verpasste das Doppel ein Jahr später nur knapp, als sie hinter Sagace – ebenfalls in den Wildenstein-Farben – und Stavros Niarchos’ Vermeille-Siegerin Northern Trick als Dritte über die Linie kam. Als 1983 All Along mit Walter Swinburn im Sattel Sun Princess und Luth Enchantee auf die Plätze verwies, bedeutete dies zugleich das Ende einer Ära von zahlreichen Stutensiegen im Arc.

Dass drei Stuten in jenem Jahr auf den ersten Plätzen landeten, war damals absolut kennzeichnend für die Vormachtstellung des vermeintlich schwachen Geschlechts. Von 1972 bis eben 1983 stiegen nicht weniger als acht Ladies zu Siegerinnen im Prix de l’ Arc de Triomphe auf. Es begann mit Gräfin Batthyanys San San, es folgte die große Allez France aus dem Wildenstein-Stall, Wertheimers Ivanjica, Alec Heads Three Troikas, Robert Sangsters Detroit, Wertheimers Gold River, Aga Khans Akiyda und eben All Along. In der Tat prägte eine sensationelle Serie von Stuten-Erfolgen im Arc in diesem Zeitraum den großen internationalen Rennsport.

Als Akiyda unter Yves Saint-Martin 1982 für den Aga Khan den Arc gewann, war sie zuvor auch im Prix Vermeille erfolgreich gewesen. Nun liegt es an Zarkava, diesen Faden nach 26 Jahren wieder aufzunehmen.

(23.09.2008)