Top-Story

„Foal-Sharing gehört zu unserem Geschäft.“

Die Luft ist im Gestüt Wittekindshof wenige Tage nach Ende der Internationalen Rennwoche von Baden-Baden und der BBAG-Jährlingsauktion rein und klar. In doppelter Hinsicht. In der Maurice Lacroix-Trophy war man durch Serienhoehe auf Gruppe-Ebene erfolgreich, wobei die High Chaparral-Tochter auch in den Farben ihrer Zuchtstätte zum Zuge gekommen war. Am selben Tag setzte sich mit Nina Celebre eine weitere Wittekindshofer Zweijährige in Iffezheim in höchst zukunftsträchtiger Manier in Szene.

Und auch mit dem Ergebnis der Zuschläge auf der BBAG-Jährlingsauktion war man unterm Strich zufrieden. Der von High Chaparral aus der Night Petticoat angebotene Hengst schoss mit 100.000 Euro dabei den Vogel ab, wurde vom französischen Turfagenten Crispin de Moubray ersteigert. „Bei der aktuellen Marktlage waren wir mit den erreichten Zahlen sehr zufrieden“, erklärt der Wittekindshofer Gestütsleiter Karl Jörg. Für knapp eine viertel Million Euro verließen sieben Jährlinge aus Wittekindshof den Ring.

Auch durch den Erfolg von Serienhoehe in der Maurice Lacroix-Trophy ist man im sauerländischen Rüthen-Kneblinghausen wieder auf Züchter-Championatskurs. Aktuell führt noch das Gestüt Karlshof, doch ist man Kamsins Züchter auf den Fersen. Sollte es klappen, wäre dies nach 1998 und 2004 das dritte Mal.

Knapp 30 Mutterstuten stehen aktuell in Wittekindshof und es sieht natürlich so aus, als wenn in naher Zukunft weitere hinzukämen, denn es sind wieder so richtig gute Ladies aus Wittekindshof auf den Bahnen unterwegs. An der Spitze natürlich die amtierende Henkel-Diana-Siegerin Rosenreihe, die nach einer kurzer Erholungspause auf den heimatlichen Koppeln wieder in den Rennstall von Peter Schiergen zurückgekehrt ist und nun eventuell auf den Prix de l’ Opera vorbereitet wird.

Nahezu schon traditionell ist der Wittekindshofer-Deckplan stark „Coolmore“ ausgeprägt. Acht Stuten reisten in diesem Jahr ins irische Topgestüt. Auch zu den allerersten Hengsteadressen, was zugleich bedeutet, dass sechsstellige Decktaxen zu zahlen sind. Doch dies geht man aus dem Weg, indem das System „Foal-Sharing“ greift.

Karl Jörg: „Mit Galileo (gebucht für Elle Danzig), Dylan Thomas (Rosengeste), Montjeu (Nordtänzerin), Rock of Gibraltar (Tech Engine) und Hurrican Run (L’honorabilite) werden wir ein Foal-Sharing betreiben. Die andere Rock of Gibraltar-Buchung (Salonrolle) geht auf eigene Kappe, wie auch die Buchungen zu dem weiteren Coolmore-Hengst Antonius Pius (Mandahush und Technik).

„Wir entscheiden mit den Verantwortlichen von Coolmore immer zu gegebener Zeit, welchen weiteren Weg wir mit den Nachkommen einschlagen. Ganz entscheidend ist natürlich, wie das Fohlen sich entwickelt. Dann legen wir fest, ob wir es z.B. bereits auf einer Fohlenauktion anbieten oder ein Jahr später auf einer Jährlingsauktion. Auf welcher, das hängt dann ebenfalls davon ab, wie sich das junge Pferd in der Zwischenzeit entwickelt ab“, erklärt Karl Jörg das Foal-Sharing.

Auch nach England sind Stuten aus Wittekindshof gereist, und zwar zur Darley-Gruppe. Zweimal wurde Breeders’s Cup-Sieger Shirocco, der ja bekanntlich seine Wurzeln in Deutschland hat und in den Farben von Georg Baron von Ullmann zu Weltruhm gelangte, gebucht. Und zwar suchten den Monsun-Sohn Mandel Island und Mandahonor auf. Zu Shamardal reiste North Queen und somit eine auf Gruppe-Ebene erfolgreiche Wittekindshoferin.

Der Blick auf die GA-Marken der Stuten aus dem Sauerland verdeutlicht, welch hohen Standard die Mutterstutenherde besitzt. Ebenfalls zur Darley-Gruppe, aber im irischen Kildangan Stud von Sheikh Mohammed aufgestellt, zählt Weltchampion Manduro. Er deckte in diesem Jahr mit Night Petticoat die wohl erfolgreichste Mutterstute aus Wittekindshof. Die Diana-Siegerin von 1996 brachte an Next Desert (Derby) und Next Gina (Diana) bereits zwei klassische Sieger.

Als Mutter konnte sich Next Gina mit der aktuellen Iffezheimer Zweijährigen-Siegerin Nina Celebre nicht besser einfühen. Leider ging Next Gina in diesem Jahr nach der Geburt ihres Stutfohlens von Rainbow Quest schon früh verloren. Doch ihr Erbe steht auf solidem Fundament. Ins Ausland, und zwar nach Frankreich reiste die Maidenstute Saloon Rum. Die Spectrum-Tochter besuchte den Prix de l’ Arc de Triopmhe-Sieger Trempolino.

Natürlich werden wie in jedem Jahr auch zahlreiche in Deutschland aufgestellte Hengste in den züchterischen Dispositionen berücksichtigt. Drei Stuten erhält der eigene Hengst Next Desert. Der Derby-Sieger von 2002 deckte Evening Set, Saldenenehre und somit die Mutter der aktuellen Maurice-Lacroix-Siegerin Serienhoehe, sowie Sword Roche.

„Next Desert steht im Moment bei uns auf dem Wittekindshof. Möglich, dass er in der kommenden Saison ins Ausland geht“, erklärt Karl Jörg. Für Saldenschwinge wurde der Fährhofer Lomitas gebucht, hier sucht man über seine Mutter La Colorada Surumu-Blut. Mit Salonblue und Sweet Tern standen zwei Stuten auf der Liste des im Gestüt Röttgen wirkenden In The Wings-Sohnes Soldier Hollow.

„Das hatte ich Helmut von Finck versprochen“, schmunzelt Karl Jörg, fügt aber auch die Begründung an. „Soldier Hollows Northern Dancer-Stamm passt zu diesen Stuten.“

Zu Sholokhov nach Etzean reiste Elle Plate, während im nicht weit entfernten Gestüt Karlshof Kamsins Vater Samum der Partner der klassischen Siegerin La Blue war. Lamseh besuchte im Gestüt Erftmühle den Spitzensprinter Toylsome.

„Er stammt von Cadeaux Genereux wie auch eine Schwester von Lamseh, die in Italien Gruppe-Rennen gewann und in England auf Listenebene platziert lief. Da bot sich dieser Blutanschluss zu Toylsome an“, erläutert der Wittekindshofer Gestütsleiter. Mit Nightdance reiste neben Elle Plate eine weitere Stute nach Etzean.

Nightdance buchte man zu Dashing Blade. Karl Jörg: „Hier wollen wir einmal etwas ganz Anderes ausprobieren. Sie fing mit Nightdance Forest so gut an, dann ging es nicht so richtig weiter.“

(11.09.2008)