‚Er hat noch etwas Luft!‘

„Ich bin ein konservativer Knochen“, sagt er über sich selbst. Wechsel sind nicht sein Ding. Das muss nichts Schlechtes sein. Denn seit vielen Jahren arbeitet Gerhard Sindermann überaus erfolgreich mit Trainer Mario Hofer zusammen. Jüngste Beispiele: Isarnixe landete vor einer Woche auf einem ausgezeichneten zweiten Platz Preis des Union-Gestüts, einem Trial für das Henkel-Rennen. Doch in dieser Woche kam es noch besser. Am Sonntag gewann sein Mannico das Orakel der Dreijährigen in Mülheim nicht nur, er beherrschte die Konkurrenz auch nach Belieben.

„Für meine Begriffe hat er noch etwas Luft“, sagt der Kölner Besitzer des dreijährigen Hengstes einen Tag nach dem Listen-Sieg. „Er hatte schon sehr gute Trainingsleistungen gezeigt, wie mir Mario berichtete. Wir hatten vor dem Rennen am Raffelberg eine Riesenmeinung. Hinzu kam, dass der Stall am Wochenende auch in absoluter Top-Form war, da passte einfach alles. Ich möchte mich auf diesem Wege auch ganz besonders bei dem Trainer, seiner Mannschaft und dem Gestüt bedanken.“

Andrasch Starke ließ bekanntlich nichts anbrennen, übernahm sofort die Spitze und gab die Pole-Position bis zur Linie dieses 1600 Meter-Rennens nicht mehr ab. „Wenn ein anderes Pferd vorne gehen sollte, war der Plan, die zweite Stelle zu nehmen. Ansonsten sollte der Jockey selbst die Initiative ergreifen“, blickt Gerhard Sindermann auf die erfreulichen Momente der Derby-Vorprüfung zurück. „Offenbar schlägt da sein Vater durch“, vergleicht er den Hengst mit Banuymanik, ebenfalls ein ehemaliger Spitzenmeiler aus dem Hofer-Stall.

Natürlich möchte man nun erst einmal die Derby-Route einschlagen. Sindermann: „Er hat Nennungen im Busch-Memorial in Krefeld und im Frühjahrspreis des Bankhauses Metzler in Frankfurt. Auch in Italien bestehen alle Möglichkeiten, er hat dort ja Inländergeltung.“ Man werde auf jeden Fall mit Mannico „pferdgerecht“ weitermachen.

Die weiteren Schritte auf sich zukommen zu lassen, war auch die Devise nach dem schwächeren Vorjahresauftritt im Preis des Winterfavoriten. „Da war er verschleimt. Die Form hatte ich gestig gestrichen“, erzählt Sindermann, der in Sachen Stehvermögen noch Zweifel hegt. „Wir werden uns da vorsichtig rantasten. Ich habe mit dem Trainer schon direkt nach dem Rennen in Mülheim darüber diskutiert. In Krefeld wäre die Distanz schon einhundert Meter weiter. In Frankfurt wären es 2000 Meter. Man kann nichts ausschließen, aber sollte doch noch Vorsicht walten lassen.“

Mannino, dessen Mutter Mandellicht schon ein sehr gutes Rennpferd war, geht auf eine alte Linie der früheren DDR zurück. „Diese Familie wird hier leider etwas vernachlässigt“, bedauert Gerhard Sindermann. „Die Großmutter hat dort das Derby gewonnen. Von zehn Produkten haben alle gewonnen und waren etliche wieder im Derby vorne dabei.

Natürlich ist Mario Hofer nicht nur bei Mannicos möglichem Weg in Richtung Hamburg der Partner des Sindermann´schen Vertrauens. „Ich bin seit Jahren gut mit ihm gefahren. Er hat schon in München Pferde für mich trainiert. Ich bin keiner, der ständig hin- und herwechselt. Das ist eine lang gewachsene Verbindung. Auch Mario ist jemand, der Klartext redet. Das gefällt mir. Besser als zur Zeit, kann es nicht laufen.“

Fünf Siege und sechzehn Platzierungen bei 29 Starts – auch 2005 war schon ein Erfolgsjahr für Sindermann, der zuletzt einige Zweijährige zugekauft hat. „Im Kern alles Stuten. Für mich ist der züchterische Aspekt wichtig“, meint unser Gesprächspartner, der einen kölschen Akzent nicht verbergen kann. Außerdem habe er noch die vierjährige Diamantwelle, die blendend eingeschlagen hat, sowie Longridge, der interessanterweise ebenfalls am Sonntag (allerdings in Herxheim) siegreich war. „Das ist unser alter Herr. Er hat an diesem Tag das Dessert bereitet.“

Anfang der 70er Jahre liegen die Ursprünge Sindermanns im Rennsport. „Das erste Stück Rennpferd gehörte mir zusammen mit Klaus Fetting, der noch mit Helmut Rahm bei Rot-Weiß Essen Fußball gespielt hat. Passenderweise hieß das Pferd Schmuckstück.“ Der Kontakt mit Manfred und Mario Hofer mündete in eine langfristige Verbindung mit mehreren Klassepferden. „Das beste haben wir gestern gesehen“, stellt er Mannino ein besonders gutes Zeugnis aus. Da Sindermann schon an Fürstenberg-Rennen-Sieger Sword Local beteiligt war oder früher den guten Zoppenbroicher Kent hatte, will das schon etwas heißen.

„Ich hatte schon einen Gruppesieger und ein gruppeplatziertes Pferd, aber nach der Vorstellung am Sonntag habe ich nun die meisten Hoffnungen bei einem von mir gezogenen Pferd.“ Natürlich stehe nicht nur bei Erfolgen die Familie voll hinter den Turf-Aktivitäten des Vermögensberaters, der bei der Firma Bonnfinanz als Direktionsleiter fungiert. „Auch da bin ich konservativ eingestellt, übe diesen Beruf seit Beginn der Siebziger Jahre aus, habe nun also schon fast 35 Jahre auf dem Buckel“, erläutert der 54-jährige, dessen Büro sich ebenso in Köln befindet wie sein Zuhause, der selbst nie geritten sei. „Das wollte ich den Pferden bei meinem Gewicht nicht antun.“

Ein Traum wäre natürlich ein Erfolg im Blauen Band. „Mit einem selbstgezogenen Pferd das Derby zu gewinnen, wäre phantastisch. Mir muss das Pferd nicht einmal gehören.“ Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht, denn mit Manon, Myrthe und Dunnellon besitzt Gerhard Sindermann drei Mutterstuten, alle stehen im Gestüt Friedrichsruh.

„Auch das ist schon eine langjährige Zusammenarbeit, mit der ich ausgesprochen zufrieden bin. Das Gestüt entwickelt sich positiv weiter, die Black-Type-Rate ist hoch. Vor allem Dunnellon macht mir sehr viel Spaß. Ich habe sie gezielt für die Zucht gekauft, sie hat als Shareef Dancer-Tochter ganz tolles Blut. Jedes zweite Produkt besaß bislang Black Type.“ So kann Gerhard Sindermann beruhigt in die Zukunft schauen. Ein „konservativer Knochen“ wird er bleiben, doch der Erfolg gibt ihm recht.

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