Es gibt sie in jeder Sportart, diese Momente, in denen Geschichte geschrieben wird, diese eine Sekunde, die unsterblich macht, die man sowohl als unmittelbar Beteiligter, als auch als Augenzeuge niemals mehr vergisst, und die einem eine Gänsehaut bescheren. Am Sonntag, um kurz vor 16 Uhr könnte es in Paris-Longchamp, auf der Nobelbahn im Bois de Boulogne, zu einem derartigen Moment kommen. Zumindest stehen die Chancen dafür sehr gut, denn nach allem, was man vor dem Prix de l’Arc de Triomphe 2015 an Fakten zusammentragen kann, ist der dritte Arc-Sieg der Ausnahmestute Treve mehr als wahrscheinlich.
Bereits 2013 und 2014 hat die einzigartige Motivator-Tochter aus dem Stall von Criquette Head-Maarek in dem immer noch bedeutendsten Galopprennen der Welt die Turffans in Paris in Entzückung versetzt. Und was am Sonntag im Falle eines dritten Triumphes der im Besitz von Sheikh Joaan Al Thanis Al Shaqab Racing stehenden Fünfjährigen in Longchamp los sein wird, kann man sich kaum vorstellen, denn drei Siege im „Arc“, das hat bis dato noch kein Pferd geschafft. Es gibt wohl kaum einen Experten, der nach Treves Super-Gala im Prix Vermeille an einem Erfolg der Head-Stute zweifelt, die am Sonntag unter ihrem ständigen Jockey Thierry Jarnet als eine der heißesten Favoritinnen in die Startmaschine einrücken wird, die es in der jüngeren Vergangenheit in dem mit fünf Millionen Dollar dotierten Monstre-Rennen gegeben hat. Und das zurecht, denn bei all ihren Starts in diesem Jahr, sei es im Prix Corrida, im Grand Prix de Saint-Cloud, oder im Prix Vermeille, deklassierte die Superstute die Gegner. Und die Vorbereitung auf das große Ziel verlief in dieser Saison nahezu reibungslos, was im vergangenen Jahr völlig anders war, als gesundheitliche Probleme der Stute zu schaffen machten. Steht der Sieger der 2400- Meter-Prüfung also bereits fest? Mitnichten, denn jedes Rennen muss erst einmal gelaufen werden, und der Strohhalm an den sich die Teams der Treve-Gegner am Sonntag festhalten, sind die Bodenverhältnisse. Denn viel geregnet hat es in Paris in den letzten Tagen nicht, und für Sonntag ist abgetrocknetes Geläuf zu erwarten. Treve mag es bekanntlich aber lieber etwas weicher unter den Hufen, und so sind die Bedingungen für die Favoritin am Sonntag vielleicht nicht ganz ideal.
Wer könnte eine Schwäche der Titelverteidigerin am ehesten ausnutzen? So, wie er zuletzt den Prix Niel, das Dreijährigen-Trial vor Ort gewann, wird es wohl am ehesten Frankreichs Derbysieger, der von Andre Fabre für Khalid Abdullah trainierte New Bay sein, auf dem Shooting Star Vincent Cheminaud seinen ersten Ritt im „Arc“ ausführen wird. Der Dubawi-Sohn machte dort mit der Konkurrenz, die es mit Pferden wie Erupt oder Silverwave durchaus in sich hatte, wenig Federlesens. Und gewann nahezu überlegen mit zweieinhalb Längen Vorsprung. Das Team Fabre/Abdullah hat mit dem Vorjahreszweiten und erklärten Spezialisten für abgetrockneten Boden, Flintshire, ein weiteres Eisen im Feuer. Wie im Vorjahr wird Maxime Guyon Platz im Sattel des Weltenbummlers sitzen, der gerade das Sword Dancer Invitational in Saratoga gewann. Die englischen Hoffnungen ruhen in erster Linie auf Derbysieger Golden Horn. Der Cape Cross-Sohn, der neben dem „Blue Ribbon“ auch noch die Eclipse Stakes und die Irish Champion Stakes gewann, wurde am Donnerstag für 120.000 Euro nachgenannt, doch um Treve zu schlagen, muss er noch mehr zeigen als bei seinen letzten Starts (Zum Langzeitmarkt).