Trainer Horst Steinmetz und seine Bedfords

Horst Steinmetz, 68 Jahre alter Oldie der deutschen Trainerszene, wird das Wochenende rund um den Preis von Europa auf der Galopprennbahn in Weidenpesch so schnell nicht vergessen. Da war nicht nur der 600. Sieg der Laufbahn, den Wild Seed in spannendem Finish gegen den Trainingsgefährten Sapienti unter Dach und Fach brachte. Da war auch die Wiedergeburt von Bedford Set, der Winterkönigin.

Und diese Stute, von Steinmetz mit allen erdenklichen Vorschußlorbeeren in das Schwarzgold-Rennen geschickt ("Die Geschichte mit Bedford Set ist ja noch nicht zu Ende" hatte er am Tag vor dem Rennen schmunzelnd geäußert), bescherte nicht nur dem Trainer Horst Steinmetz einen wichtigen Sieg. Sie bescherte ihn auch und vor allem dem Züchter Horst Steinmetz. Ein Trainer als Züchter eines solchen Pferdes – das ist schon eine nicht ganz alltägliche Geschichte.

Ihre Kinder können zwar schnell laufen, Bedford Flame selbst hat jedoch nie eine Rennbahn betreten. Mit einem krummen Bein war das auch schwer. Horst Steinmetz erzählt: "Ich war auf den October Sales in Newmarket und da ist die Stute mir vom Pedigree her aufgefallen. Das war erstklassig. Aber ich dachte mir: die kannst Du wohl sowieso nicht kaufen. Sie ging dann auf dem Weg in den Ring an mir vorbei und sie sah auch noch gut aus dazu. Es kamen dann die ersten Gebote: 1000 Guineas, dann 1200, 1400, 1600, und dann habe ich die Hand gehoben. Und schon hatte ich das Pferd." Im fast gleichen Augenblick stupste den Trainer aber Ehefrau Karin an: "Du, die ist krumm vorne."

Aber es gab kein Entrinnen mehr. "Ist normalerweise nicht meine Art", sagt der Coach, "aber in dem Moment wollte ich mich echt vor dem Kauf drücken. In dem Moment dachte ich nur: Was hast Du denn jetzt gemacht?" Steinmetz hat die Stute bezahlt. Und der Züchter war natürlich auch nicht bereit, sie zurückzunehmen. "Die haben alle nur gelacht", erinnert sich der Trainer. Und er war der Dumme. Aber: wer zuletzt lacht, der lacht eben doch am besten. "Ich bin froh und stolz, dass ich die Stute heute habe."

Der Name für die namenlose Stute wurde am Kaminfeuer gefunden, im Hotel Bedford Lodge, damals das Quartier der Steinmetz-Familie. "Ich habe ins Feuer geschaut und irgendwie kam die Idee, das Pferd Bedford Flame zu nennen." Ein halbes Jahr lang hat Horst Steinmetz versucht, Bedford Flame zu trainieren, die Stute mit dem krummen Vorderbein. Ein Chip, eine Knochenabsplitterung, hat diese Versuche dann recht schnell beendet. Bedford Flame wurde Mutterstute.

Fünf kleine "Bedfords", Kinder von Bedford Flame, laufen aktuell schon durch die Welt. Bedford Rose (von Helikon), Bedford Forrest (von Law Society), Bedford Set (von Second Set), Bedford Moon (von Platini) und Bedford Joy (von Big Shuffle). Dreimal blieb die Stute güst.

"Am Anfang habe ich es mit einem preiswerten Hengst wie Helikon versucht, mit dem krummen Bein musste man ja erst einmal abwarten, wie die Nachkommen werden würden." Als das erste Kind ohne krummes Bein auf der Welt war, "hatte ich den Mut, zu Law Society zu gehen." Und das brachte den sehr talentierten Bedford Forrest.

Und jetzt müssen sich manche Leute richtig ärgern: "Ich habe Bedford Flame, mit Bedford Set als Fohlen bei Fuß, für 40.000 Mark angeboten. Aber sie wollte keiner. Recht prominente Leute haben mir 24.000 Mark geboten, aber das wollte ich nicht. So bin ich auch hier, zum zweiten Mal, auf der Stute hängen geblieben." Und jetzt geht sie natürlich nicht mehr weg. "Ich bin happy mit ihr", resümiert Steinmetz. Bedford Flame freut sich ihres Lebens bei Hans-Jörg Biber, einem alten Freund der Familie und auch Besitzer am Stall, auf dessen Hof in der Nähe von Hannover. Dort sind die Nachkommen auch aufgewachsen und auch andere gute Pferde wie Kupferstich oder Uscado.

Der zwei Jahre alte Bedford Moon ("Den bin ich auf der Auktion ja auch nicht los geworden.") gehört dem Trainer noch: "Ein Mordspferd. Aber kein Zweijähriger und deshalb wird er dieses Jahr auch nicht laufen."

Nun blickt Horst Steinmetz nach vorne. Auf die nächsten Siege nach dem Jubiläumstreffer. Die Bedfords werden ganz sicher noch den einen oder anderen Zähler beisteuern. Steinmetz hatte sein erstes Rennen 1976 in Hannover gewonnen, Almjunge siegte dort unter Uwe Lemke. 43 Jahre alt war Steinmetz damals, als er mit dem Trainieren angefangen hat. Ein Spätberufener in diesem Job, "aber ich bin ja mit Pferden groß geworden." Da war es klar, dass er irgendwann etwas mit Pferden machen musste. "Jockey durfte ich ja nicht werden, das hatte mir mein Vater verboten."

Der Name Steinmetz ist verbunden vor allem mit Chato, durch die Siege im Preis des Winterfavoriten und in der Badener Meile. Er ist verbunden mit Iron Fighter, der drei Gruppe-Rennen gewinnen konnte. Und er ist nun verbunden mit Bedford Set. Ehefrau Karin freute sich über den Sieg Nummer 600 und den Treffer von Bedford Set fast noch mehr als der Trainer selbst. "Das freut mich für meinen Mann. So wie er schuftet, hat er sich das redlich verdient." Wer wird es besser beurteilen können? Niemand. Und der Trainer hat auch nicht vor, aufzuhören. Die Geschichte von Horst Steinmetz und seinen Bedfords geht weiter.

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