Wer in einer der relevanten Suchmaschinen des Internets den Namen Andreas Suborics eingibt, findet rund 900 Einträge verzeichnet. Immerhin. Nicht schlecht für einen Jockey, der vor einigen Jahren als nahezu Unbekannter aus Österreich kam, sich dann via München langsam in den Westen hoch pirschte. Dem lange das Image des leicht schusseligen Wieners anhaftete. Und der heute oben angekommen ist.
Neben Andrasch Starke ist er der von den in Deutschland lizensierten Jockeys international am besten aufgestellte. ‚Zweimal zum Shergar Cup eingeladen, Gruppe I-Siege in den USA, Asien und Europa, das hat sonst keiner geschafft‘, bilanziert er. In Deutschland mit einem Vertrag ausgestattet, der mutmaßlich der finanziell beste in der Branche ist. Ihm die Chance gibt, erstklassige Pferde zu reiten. Auch wenn das erste Jahr als Privatjockey des Gestüts Schlenderhan und von Georg von Ullmann sicher noch nicht alle Erwartungen erfüllt hat.
‚Ich habe aber von vornherein gesagt, dass die jetzt Dreijährigen der entscheidende Jahrgang sind. Diese Saison haben wir richtig gute Pferde.‘ Kleine Rückschläge eingeschlossen. Die Niederlage der Derby-Hoffnung Shirocco in Krefeld hat auch den Reiter geärgert, ‚doch mit der Kritik kann man leben. Der Besitzer‘, sagt er, ‚hat es ziemlich objektiv gesehen.‘ Ein paar andere wichtige Rennen kommen schließlich auch noch.
Unstrittig war der neunwöchige Japan-Aufenthalt ein weiterer Schritt nach vorne in der Entwicklung des 32-jährigen. ‚Von der sportlichen Seite, vom Ablauf her angenehmer als Hong Kong‘, sagt er. Ein Video hatte er sich zusammenstellen lassen, von seinen größten Erfolgen, hatte es an die Japan Racing Association geschickt, und der Spitzentrainer Mori war schließlich interessiert.
‚Einer der besten Leute dort, der hat mich dann auch immer draufgesetzt. Somit war es besser als in Hong Kong, wo man den halben Tag damit beschäftigt ist, Ritte zu organisieren. Allerdings hatte ich, im Gegensatz zu anderen ausländischen Jockeys wie etwa Richard Hughes, keinen Agenten. Deshalb lief es auch etwas zäh an. Als ich aber einige Rennen gewonnen hatte, bekam ich auch mehr Engagements. Am letzten Wochenende etwa hatte ich eine richtig volle Karte.‘
Einmal in der Woche ging es zum Japanisch-Unterricht, die Reitorder wurde stets von einer Studentin übersetzt, ‚die Formen konnte ich schon lesen‘, sagt Suborics, viel mehr natürlich nicht, ‚privat war es etwas schwierig‘, gibt er zu. Jeden Tag zwei Stunden im Internet-Cafe, schon einmal ein Kino-Besuch – englisch mit Untertiteln -, aber gerade die Wochenenden waren weniger angenehm.
‚Man hat sich am Freitagnachmittag im Rennbahn-Hotel einzufinden‘, berichtet er, ‚wird dann regelrecht kaserniert, kommt am Samstag und Sonntag nur zu den Rennen raus. Neun Uhr morgens muss man auf die Waage, um zehn ist das erste von fünf Rennen, dann gibt es eine Mittagspause, dann wieder sieben Rennen. Sonntagabend darf man raus.‘
Finanziell gelohnt hat es sich in jedem Fall, bei Siegdotierungen von mindestens 38 000 Euro pro Rennen. Acht Rennen hat Suborics in Japan gewonnen, darunter ein mit rund 320 000 Euro dotiertes Gruppe-III-Rennen, 1,1 Millionen Euro betrug etwa seine Gewinnsumme, fünf Prozent gibt es für den Reiter. Da bleibt auch nach dem Zugriff des Finanzamtes etwas übrig.
‚Der Sport steht mehr im Vordergrund als in Hong Kong‘, resummiert er, ‚da hat mich niemand nach Tipps gefragt. Die Bahnen sind hervorragend besucht, das Publikum ist ausgesprochen begeisterungsfähig.‘ Wiederholung nicht ausgeschlossen, möglicherweise Ende des Jahres erneut vier Wochen. ‚Ich habe hier einen optimalen Job‘, sagt er, ‚aber für meinen Stall muss ich halt im Winter nicht unbedingt vor Ort sein, da kann ich die Zeit anderweitig nutzen.‘
Deutschland ganz zu verlassen, steht im Moment in keiner Weise zur Debatte, die Familie hat sich etabliert, die Kinder gehen hier zur Schule. ‚Als ich in Österreich meine Lehre gemacht habe‘, erinnert er sich, ‚war immer mein Traum, in Deutschland zu arbeiten. Und hier war ich immer zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Trainer. Ob bei Mario Hofer, bei Andreas Wöhler, wo ich international so richtig weiter gekommen bin, oder jetzt in Köln. Ich mach ein Kreuz, dass ich diesen Job jetzt habe.‘ Andreas Suborics ist halt ganz oben angekommen.