‚Kommt aus großen englischen Sprin-terhandicaps, bevorzugt festen und guten Boden‘, das war die Einschätzung im Vorfeld, die man von dem englischen Gast Caprichio hatte. Dem erweiterten Favoritenkreis musste der von John Akehurst trainierte sechsjährige Wallach angehören, doch die Regenfälle über dem Horner Moor schien seine Chancen zu reduzieren.
Jedenfalls ging Caprichio zu einer Mega-Quote von 181:10 in die Holsten-Trophy, das Gruppe III-Sprinter-Event über 1200 Meter am vorletzten Tag der Hamburger Derby-Woche.
Kein Vertrauen also bei den Horner Wettern, doch Vertrauen hatte Jimmy Quinn, vor einigen Jahren noch am Asterblüte-Stall von Peter Schiergen beschäftigt. Denn aus der äußerst ungünstigen Startnummer 17 im 17er-Feld setzte der Engländer ganz auf den Speed von Caprichio.
Und das wurde fürstlich belohnt – mit einer Börse von 60.000 Euro! Doch rechnen konnten selbst die wenigen Anhänger nicht mehr mit einem Treffer. Denn der Schwede Aramus schien Start-Ziel nach Hause zu kommen, hatte mit David Sanchez unterwegs immer die Kontrolle.
Doch dann geschah das Unerwartete – innen an den Rails fand Quinn eine Lücke und dort zog sein Pferd so fulminant durch, dass er tatsächlich noch den Sieg davontrug.
‚Wir hatten eine sehr schlechte Box, doch mein Pferd flog am Ende förmlich‘, schilderte Quinn auf Englisch (gedolmetscht von Turf-Journalist David Conolly-Smith.
Rennkommentator Manfred Chapman flachste: ‚Ich habe Jimmy ein Deutsch-Englisch-Wörterbuch geschenkt. Das hat er mir bis heute nicht zurückgegeben. Er hätte also auch auf Deutsch antworten können. Junge, gib mir das Buch zurück, wenn Du es schon nicht benutzt.‘
Aramus hatte nach dem Start für Riesen-Trouble gesorgt, das halbe Feld behindert, als er stark nach innen schrägte, die gerade Linie verließ. Mindestens fünf Pferde litten unter diesem Vorgang, die Rennleitung setzte Aramus auf den letzten Platz.
Damit rückte Welsh Emperor (Torsten Mundry), ein weiterer Engländer, auf Rang zwei vor, der hauchdünn vor Fiepes Shuffle (Jean-Pierre Carvalho) eingekommen war. ‚Mit einer besseren Startnummer wäre noch mehr möglich gewesen‘, meinte Mario Hofer, freute sich aber über die tolle Vorstellung seines Pferdes.
Soave kam durch die Disqualifikation auf Rang vier, Vorjahressieger El Gran Lode spielte wie der Favorit Ingolf und die Französin Traou Mad keine Rolle. ‚Er hatte ein unruhiges Rennen, zuletzt fehlte ihm diesmal die Spritzigkeit‘, analysierte Eduardo Pedroza.