Nach seinem brillanten zweiten Platz im Dubai Duty Free bekam Paolini genau 384 615 Euro gutgeschrieben. Eine Riesensumme zum einen, zum anderen stockte der sechsjährige Hengst sein ohnehin nicht üppiges Gewinnkonto weiter auf. Mittlerweile steht Carde Ostermann-Richters Hengst bei einer Gesamtgewinnsumme von 2 314 845 Euro. Damit hat er sich in der „Ewigen-Bestenliste“ der nach Gewinnsumme erfolgreichsten Pferde auf Rang hinter Lando und Silvano geschoben, hat Caitano hinter sich gelassen.
Die Jagd auf seinen Vater ist somit eingeläutet. Der Derby-Sieger von 1993 und vor allem noch im Japan Cup erfolgreiche Lando führt immer noch mit einer Gesamtgewinnsumme von 2 892 802 Euro die Hitliste an. Der Zweitplatzierte Silvano (2 454 253 Euro) kann ihm nicht mehr gefährlich werden, der Fährhofer kommt in seinem Heimatgestüt längst Vaterpflichten nach.
Paolini muss noch genau 577 958 Euro verdienen, um an seinem Vater Lando vorbeizuziehen. Das ist eine stolze Summe, doch angesichts der riesigen Dotierungen, die weltweit in den bedeutenden Prüfungen aufgerufen werden, ist Paolinis Jagd zum erfolgreichsten Rennpferd aller Zeiten sicherlich nicht vermessen.
Als Halbbruder keines Geringeren als Platini, der noch auf das Zuchtkonto von Evelyn und Albert Steigenberger geht, hatte Paolini keine geringe Hypothek zu tragen, als er 1997 das Licht der Welt erblickte. Seine Mutter Prairie Darling, deren Wurzeln in Walter Vischers berühmter „Prairie-Familie“ liegen, war zwischenzeitlich in den Besitz von Carde Ostermann-Richter gegangen.
Zunächst blieb die Stanford-Tochter güst nach Caerleon, dann landete sie, nachdem sie den Ittlinger Japan Cup-Sieger Lando aufgesucht hatte, mit Paolini einen richtigen Volltreffer. Der Bursche war im Stall von Andreas Wöhler eher als ein Spätzünder zu bezeichnen. Zweijährig brachte ihn der Bremer Coach zweimal an den Start, in Hannover verriet er mit einem dritten Rang bereits deutliche Steigerung.
„Zu unseren besseren Dreijährigen zählt fraglos Paolini, das ist auch mit Blickrichtung Derby mein Mumm“, dies gab Andreas Wöhlers damaliger Stalljockey Andreas Suborics bereits früh im Jahr 2000 zu verstehen. Dies war allemal ein sehr guter Hinweis, denn bei seinen ersten Starts blieb Paolini als Dreijähriger unbesiegt.
Seinem Erfolg in der Maidenklasse ließ er gleich einen weiteren in Riems Oettingen-Wallerstein-Memorial folgen. Dann brachte der Wöhler-Schützling erstmals so richtig viel Geld mit nach Hause, als er im Derby Italiano, das Röttgens Kallisto gewann, auf einen dritten Platz kam und 177 939 Mark verdiente. Im Deutschen Derby spielte Paolini, der eine Abneigung gegen zu weiches Geläuf besitzt, keine bessere Rolle.
Doch im Horster Ele Pokal – Großer Erdgas-Preis, dem früheren Aral-Pokal, war Carde Ostermanns Hengst wieder bestens im Bilde, musste allerdings knapp Schlenderhans Catella den Vortritt lassen. Ohne bessere Möglichkeiten blieb Paolini beim letzten Saisonstart im Großen Preis von Baden.
Von drei- auf vierjährig dürfte sich Platinis Halbbruder weiter verbessert haben. Italien wurde zunächst einmal zum großen Fanggebiet. Mit Premio Presidente Della Repubblica und Gran Premio di Milano entführte Paolini zwei Gruppe I-Rennen in die Bremer Vahr. Beide Male saß Andreas Suborics im Sattel. Damit war Paolini auch längst zum „DM-Milllionär“ aufgestiegen.
Nach Platzierungen im Großer Dallmayr-Preis und Großen Preis von Baden reiste Paolini erstmals über den großen Teich in die USA. Es fehlte nicht viel und der ganz große Wurf wäre gelungen. Am Pfosten hatte der aus dem englischen Newmarket-Quartier von „Mtoto-Trainer“ Alec Stewart trainierte Mutamam den längsten Atem. Doch mit umgerechnet 416 667 Mark wurde dieser zweite Platz stattlich „versüßt“. Im November ging es für den Wöhler-Schützling erstmals nach Asien. Doch im 21. Japan Cup gab es nichts zu gewinnen.
Auf dem Kranji-Kurs in Singapore stellte sich Paolini erstmals in der Saison 2002 vor. Und wie, nur der spätere World Series-Sieger, Godolphins Grandera, konnte es im Singapore Airlines International Cup noch besser. Immerhin aber verdiente Carde Ostermann-Richters vierbeinige „Cash-Machine“ 400 943 Euro. Ascot, Arlington und Woodbine waren dann die weiteren Stationen von Paolini, eine zählbare Ausbeute aber gab es nicht. Teils, wie z.B. in den Prince of Wales’s Stakes, hatte der Wöhler-Schützling aber auch einen denkbar schlechten Rennverlauf und blieb unter Wert geschlagen.
Doch sollte zum Saisonausklang doch noch eine weitere fantastische Leistung des Lando-Sohnes folgen. Allerdings musste sich der Hengst erneut mit einem zweiten Platz begnügen. Mit Andreas Suborics im Sattel hatte Paolini im Hong Kong Cup bereits den Sieg vor Augen, als Precision unter Michael Kinane förmlich angeflogen kam und den deutschen Gast auf der Linie festnagelte. Mit 576 369 Euro markierte Paolini hier die bislang größte Siegbörse seiner bisherigen Laufbahn. Eine weitere Krönung war dann auch noch die Auszeichnung zum „Galopper des Jahres“.
Mit einer Bombenform startete der Wöhler-Schützling auch in die neue Saison, auch wenn es erneut nicht zum Sieg reichen sollte. Der südafrikanischen Ausnahmestute Ipi Tombe musste er im Dubai Duty Free den Vortritt lassen. Andres Suboriscs hatte auf dem Lando-Sohn erneut alles richtig gemacht, doch war die „Wunderstute“ einfach unschlagbar.
Es war der sechzehnte Gruppe I-Start für Paolini in Folge. Wenn einer für einen Sieg in der Champions-League des Turfs an der Reihe ist, dann sicherlich dieser großartige Lando-Sohn, auf dessen weitere Laufbahn man fraglos gespannt sein darf.