Wer erinnert sich nicht noch an das Stakkato? Ausgesprochen vom Münchener Rennkommentator. In einer Situation, in der die Entscheidung um den Sieg längst gefallen war. ‘Hoch-, hoch- hochüberlegen’, umschrieb er jubilierend die Vorstellung von Arcadio im pferdewetten.de-Bavarian Classic 2005. Recht hatte er, denn mit dieser imponierenden Leistung etablierte sich der Schlenderhaner Monsun-Sohn als Favorit für das letztjährige BMW Deutsche Derby.
Allerdings wurden dem Hengst dann auf dem Horner Moor, das nach heftigen Regenfällen schwer geworden war, die 2400 Meter doch etwas zu weit. Hinter Nicaron (beim Saisondebut 2006 noch nicht in Tritt) und Night Tango (aktuell außer Gefecht) reichte es zu Platz drei, eine Leistung, die er auch später noch im Großen Dallmayr-Preis, wiederum in München, hinter einem Könner wie Soldier Hollow vollauf bestätigen konnte.
Man gab ihm anschließend eine lange Phase zur Regeneration, die der Hengst bestens genutzt hat. Davon konnten sich die Augenzeugen eines harmlosen Listenrennens in Hannover überzeugen, das er als Saisondebutant beherrschte.
Am Sonntag kehrt Arcadio wieder in die Elite-Liga zurück, wenn er als einer der Favoriten in den Großen Mercedes Benz-Preis geht. Das bedeutendste Rennen des Iffezheimer Frühjahrs-Meetings ist mit 120.000 Euro ausgestattet und führt über die Distanz von 2200 Metern.
Um also Nachfolger von Vorjahressieger Sweet Wake zu werden, muss Arcadio eine zweihundert Meter längere Strecke bewältigen als bei seinen wichtigen Treffern.
‘Arcadio ist gut auf dem Posten. Möglicherweise ist die Distanz von 2200 Meter schon die Grenze’, meint denn auch sein Trainer Peter Schiergen. Gemeinsam mit Midas als Führpferd machte der Vierjährige bei seinem letzten Trainingsgalopp einen starken Eindruck, wirkte weiter gefördert.
Schiergen sattelt neben dem natürlich von Andreas Suborics zu reitenden Arcadio den Wittekindshofer El Tango (William Mongil), der seinen St. Leger-Erfolg als Vierter im Gerling-Preis annähernd bestätigte und nun in der Distanz noch ein wenig zurückgeht. ‘Er hatte im Gerling-Preis nicht den besten Rennverlauf. Jetzt hoffen wir auf etwas mehr Glück’, äußerst sich sein Betreuer.
Seinen finalen Test vor dem Grupperennen ging El Tango gemeinsam mit Quijano. Auch hier gab es nicht das Geringste zu bemängeln.
Vielleicht kommt einer der stärksten heimischen Konkurrenten für Arcadio auch dem Kölner Nachbarquartier von Andreas Trybuhl. Dieser schickt Gary Tanakas Fight Club mit Stalljockey Adrie de Vries an die Oos.
Interessant: Wie Arcadio hat auch der Lavirco-Sohn, der am Sonntag Höchstgewicht trägt, bereits das Bavarian Classic auf sein Konto bringen können, allerdings schon im Jahr 2004. Der vielgereiste Hengst war damals noch bei Andreas Schütz stationiert. Nach dessen Hong Kong-Übersiedlung zeichnet nun Trybuhl für ihn verantwortlich.
Zum Auftakt durfte auch der Neuzugang eine leichte Aufgabe lösen, canterte in einem Listenrennen in Riem vor der Konkurrenz. Durchlässiger Boden, der nach einigen Regenfällen in der zweiten Wochenhälfte zu erwarten ist, wäre sicherlich vorteilhaft für Fight Club. „Wir hoffen auf ein bisschen Boden für Fight Club. Das Rennen wird kein Spaziergang, aber er hat beim Debut gezeigt, dass er gut auf dem Posten ist’, sagt Trybuhl.
Abgetrocknetes Geläuf wäre eine wichtige Voraussetzung für Alpacco (Eduardo Pedroza), der schon das ein oder andere Engagement ausgelassen hat, als diese Bedingungen nicht gegeben waren. Nicht zuletzt in Dubai hat sich der Schützling von Mario Hofer gut aus der Affäre gezogen, doch rangiert er nach Reiterverteilung unter Laredo Sound.
Andrasch Starke, vor zwölf Monaten der Jockey des siegreichen Sweet Wake, suchte sich Gestüt Olympias Laredo Sound aus. Der enorm verbesserte Wallach konnte beim Saisondebut als Dritter in Bremen kaum besser laufen, hat seither allerdings pausiert.
Der Gerling-Sensations-Zweite Expensive Dream (Filip Minarik) muss sicher nochmal eine Schippe drauflegen, will er ähnlich gut abschneiden wie als runner-up zu dem hier nicht vertretenen All Spirit in Köln. Doch darf man nicht vergessen, dass er sich wie der Schimmel Chiron (Andreas Boschert), der als Jahresdebutant in diese knifflige Aufgabe geht, 2005 im Idee-Hansa-Preis nicht übel schlug.
Der ehemalige Wiener-Derbysieger Mohandas (Jean-Pierre Carvalho) trägt die Hoffnungen der Iffezheimer Fangemeinde. Auf dieser Bahn gewann er im Spätjahr bereits ein Listenrennen, doch ist er nach dem jüng-sten Eindruck allein schon gegen Fight Club kaum vorstellbar.
Das Zünglein an der Waage dürfte dagegen mit Day Flight (Jimmy Fortune) der einzige Gast im zehnköpfigen Aufgebot des Grand Prix sein. In den weltberühmten Farben von Khalid Abdullah vertritt er das Quartier von John Gosden. Der Sadler´s Wells-Sohn gewann zum Saisondebut mit den Gordon Richards Stakes ein Rennen der Gruppe III, ist nun auf der Jagd nach dem ersten Triumph eine Ebene höher.
‘Wir hoffen auf normalen Boden’, sagt der Coach aus England. ‘Es sollte nicht zu weich und nicht zu fest sein. Wir haben ihn kurzfristig aus den Yorkshire Oaks gestrichen, da das Geläuf dort zu schwer war. Dort wäre es über 2800 Meter gegangen, aber sein Radius liegt zwischen 2000 und 2800 Metern. Er wird somit mit der Strecke kein Problem haben.’