Godolphins neuer Bin Suroor

Ein junger Mann im beigen Anzug, der nur den eingefleischten Turf-Freunden in Deutschland zu diesem Zeitpunkt bekannt sein dürfte, steht strahlend bei der Siegerehrung im Weidenpescher-Park. Neben ihm reißt der charismatische Jockey Frankie Dettori die Trophäe gen Kölner Himmel. Minuten zuvor hat Dettori mit Frozen Power im Mehl-Mülhens-Rennen – den German 2000 Guineas – triumphiert.

Der Trainer, der Mann im beigen Anzug, ist Mahmood Al Zarooni, der gerade sein erstes klassisches Rennen gewinnen konnte. Das war im Jahr 2010. Später sollte Zarooni auch noch Buzzword ins 141. Deutschen Derby schicken und erneut einen klassischen Sieger in Deutschland stellen. Der erste Gruppe I-Treffer in seiner Trainerkarriere. Zu diesem Zeitpunkt war Zarooni gerade einmal drei Monate Coach bei Godolphin.

Es muss wie ein Traum gewesen sein als Mahmood Al Zarooni 2009 von Sheikh Mohammad gefragt wurde, ob er als Assistenztrainer für Saeed bin Suroor und damit für die legendären Farben von Godolphin arbeiten möchte. „Ein Godolphin-Trainer zu werden ist eine sehr große Ehre. Ich bedanke mich bei allen, die mich unterstützt haben, aber in erster Linie natürlich bei Sheikh Mohammad, der mich in jeder Hinsicht gefördert hat.

Ich habe viel von ihm über die Pflege und das Trainieren von Pferden lernen können“, wird Zarooni auf der Homepage von Godolphin zitiert. Dass der damals 33-Jährige diese Chance überhaupt erhielt, war die beinahe logische Konsequenz jahrelanger harter, aber ebenso erfolgreicher Arbeit bei vielen unterschiedlichen Ställen in seiner Heimat Dubai.

Es ist die Geschichte eines Mannes der im Alter von 17 Jahren seine Leidenschaft für Pferde und den Galoppsport entdeckt, als er noch in der Wüste ritt und die großen Rennbahnen dieser Welt noch unerreichbar schienen. Er ist 23 als er als Angestellter bei Sharja Stables seine ersten ernsthaften Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit Vollblütern macht und von da an nimmt seine Karriere mächtig Fahrt auf.

Bereits zwei Jahre später folgte er der Einladung von Sheikh Mohammad bin Rashid und schließt sich den Metropolitan Stables an. Die Arbeit des Nachwuchsmannes bleibt nicht unentdeckt und weitere Stationen in der noch jungen Laufbahn Zaroonis folgen rasch. Über die Grandstand Stables führte sein Werdegang zu einer Anstellung als Assistent von Mubarak bin Shafya bei Asifa Stables. Das war im Jahr 2009. Im gleichen Jahr gab es die ersten Erfolge dieses Stalles auf höchstem Level zu feiern. Mit Gladiatorus gelang der Triumph im zur Gruppe I zählenden Dubai Duty Free und mit Eastern Anthem der Sieg im ebenfalls zur Gruppe I gehörigen Sheema Classic.

Die oben genannte Berufung zum Co-Trainer von Godolphin-Coach Saeed bin Suroor war das Resultat. Bereits im ersten Newmarket-Jahr als Assistent gelangen 148 Siege, nach einem weiteren Winter bei seinem Mentor bin Suroor ist das Ziel erreicht. Am 24. März 2010, drei Tage vor dem Dubai World Cup wird er Trainer bei den „Blauen“. Am 27. März siegte der Trainer-Debütant in der zur Gruppe II zählenden Godolphin Mile mit Calming Influence. Ein modernes Märchen aus Tausend und einer Nacht wird real.

In seinem ersten Jahr in Großbritannien stellte Zarooni insgesamt 43 Sieger. Zarooni wiederholte sogar frühere Triumphe. So siegte er mit Rewilding erneut im Sheema Classic. Nach seiner Rückkehr auf die Insel sattelte er 2011 seinen ersten klassischen Sieger in England. Blue Bunting siegte unter Frankie Dettori in den 1000 Guineas in Newmarket. Auch die Prince Of Wales Stakes (Gruppe I) nahm er mit. Es war wieder Rewilding, der So You Think in beeindruckender Manier mit einem Hals Vorteil in die Knie zwang. „Damals war ich überaus glücklich einen wahren Klassiker für Godolphin gewinnen zu können“, so Zarooni in der Retrospektive.

„Seit meinem ersten Tag als Trainer, habe ich davon geträumt, ein solches Rennen zu gewinnen.“ Rewilding ist vielleicht eine der tragischsten Geschichten des Trainers, denn der talentierte Tiger Hill-Sohn war nach einem schlimmen Sturz am 23. Juli in den King Geaorge VI & Queen Elisabeth Stakes nicht mehr zu retten. Zu Blue Bunting wird der Trainer wohl Zeit seines Lebens ein besonderes Verhältnis haben. Sie bescherte ihm am 18. August 2011 in den Yorkshire Oaks (Gruppe I) seinen 100 Sieg. Im Sattel saß damals einmal mehr der Italiener Lanfranco Dettori.

Mittlerweile zählt Mahmood Al Zarooni zweifelsohne zu den ganz Großen der Trainer-Szene. Eine jüngst veröffentlichte Statistik für das Jahr 2011 zeigt den Umfang seiner Arbeit mehr als deutlich und lässt kaum Fragen über den Erfolg des Trainers aus Dubai aufkommen. In der abgelaufenen Saison erliefen die Galopper aus seinem Rennstall über 1,8 Millionen Pfund. Dabei sattelte er 180 individuelle Starter, die sechs Gruppe I-Siege erzielen konnten. Insgesamt stellte er vergangenes Jahr 81 Sieger. Gleich in seinem zweiten Jahr belegte er somit den fünften Rang im britischen Trainer-Championat hinter Richard Hannon, dessen Pferde ein Preisgeld von circa 3,7 Millionen Pfund verdienten.

Godolphins letzter Champions-Titel datiert aus dem Jahr 2004 und wurde durch Saeed bin Suroor erzielt. Nach dem Selbstverständnis Godolphins ist es also längst Zeit für den Titel. Und vergleicht man Al Zaroonis Erfolge mit denen bin Suroors, so ist der einstige Geselle seinem Lehrmeister vergangener Tage entwachsen. Bin Suroor sattelte lediglich 58 heimische Sieger, es ist sein schwächstes Ergebnis seit dem Jahr 2008 und er hat es einzig Campanologist zu verdanken, dass er auf Gruppe I-Niveau zweifach erfolgreich gewesen ist.

Für das Jahr 2012 erreicht die Anzahl der bei Al Zarooni im Training stehenden Pferde vermutlich eine Größenordnung von bis zu dreihundert. Probleme mit den Trainingsmöglichkeiten sind auch bei der Fülle an Vollblütern dennoch nicht zu erwarten.

Godolphins Newmarket-Quartier, das 1200 Morgen große Moulton Paddocks Estate, hat sich seit dem Kauf durch Sheikh Mohammad 2004 prächtig entwickelt. Es wurden zwei großzügige Polytrack-Bahnen installiert, eine neue Grasbahn erbaut und eine Ausdauer-Strecke fertig gestellt.

Und apropos Sheikh Mohammad. Spricht man Zarooni auf seine Rolle innerhalb des Godolphin-Imperiums an, so wird der Erfolgstrainer schnell zurückhaltend. Weiß er doch, wer das Sagen hat. Es ist natürlich „Seine Majestät“, wie Zarooni Sheik Mohammad voller Ehrfurcht nennt. „Er ist der Kapitän und der Kommandeur. Alle anderen sind ehrerbietige, aber hoch motivierte Untergebene.“ Schnell wird klar: Al Zarooni ist ein Team-Player und keiner, der meint zu glauben, dass er den Erfolg auch alleine sichergestellt hätte. „Gib mir das beste Pferd der Welt, ich würde nichts erreichen, wenn mich nicht viele Menschen in meinen Vorhaben unterstützen würden.“ Es vielleicht eben diese Demut, nie das große Ganze zu vergessen und nie zu glauben, dass man ausgelernt hat. die Zarooni so ausgesprochen erfolgreich wurden ließ. „Wenn ich die Arbeit mit meinen Pferden ein wenig früher beendet habe, setze ich mich in mein Auto und fahre nach Warren Hill und schaue mir dort die Trainingseinheiten an. Von Sir Henry Cecil und Sir Michael Stoute kann man eine Menge lernen.“

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