Silvano, das erfolgreichste deutsche Rennpferd des Jahres 2001, der Botschafter des deutschen Turfs "around the world", tritt an zu seinem letzten Streich und kein geringeres Rennen als der Hong Kong Cup soll es sein. Leider war der Hengst in seiner besten Saison in Deutschland nicht zu sehen, aber doch kennt ihn jeder und die Turfgemeinde fiebert mit, wenn es zum letzten Mal heisst ‚Boxen auf ‚ für den Fährhofer.
Silvano, Sohn von Lomitas aus der Spirit of Eagles, hatte allein schon durch seine Abstammung eine grosse Erwartung zu erfüllen, was dem Hengst aber nicht immer gelang. Häufig scheiterte er am ungeliebten weichen Boden, manchmal war er durch Verletzung gehandicapt, manchmal war auch einfach nur Pech im Spiel.
Seinen ersten Lebensstart konnte er unter Erwin Dubravka zweijährig sofort in einen Sieg ummünzen und hatte damit seine erste Saison schon wieder beendet. Dreijährig ging man mit großen Hoffnungen nach Frankfurt zum Quotenhaus-Preis, mit dem Fernziel Italienisches Derby. Dieses musste man aber, nach blassem Lauf in Frankfurt, ad acta legen. In der zweiten Fährhofer Farbe laufend, ging es dann im Oppenheim-Colonia-Union-Rennen in Köln aufs Geläuf. Hier traf Silvano auf Sumitas, einen weiteren Lomitas-Sohn, der bis dahin die Rennen gewonnen hatte, wie er wollte. Noch im Schlussbogen hatte Silvano die ‚rote Laterne‘ inne, aber auch einen begnadeten Jockey an Bord. Kevin Woodburn verstand es meisterlich, sein Pferd nach außen zu beordern und mit einer sagenhaften Schlussattacke zeigte das Gespann dem Rest des Feldes die Hufe. Sieg zu einer Quote von 187:10 – und die Karte für das Blaue Band war auch gelöst. Es folgte noch ein kurzer Zwischenstopp im Bremer ‚Preis der Deutschen Wirtschaft‘, der mit einem erneuten Sieg belohnt wurde.
Im Derby verhinderte allerdings ein schlechter Rennverlauf ein besseres Abschneiden als den vierten Platz, aber wieder war der Topfavorit Sumitas hinter Silvano zu finden. Quasi in der Familie blieb der Sieg trotzdem. Der dritte Lomitas-Sohn, Belenus, hatte in diesem Rennen die Nase vorn. Der nächste Start von Silvano im Düsseldorfer WGZ-Bank-Preis brachte erneut einen vierten Platz und zu allem Überfluss eine Verletzung, die für die frühzeitige Beendigung der Saison sorgte. Es stand Heimaturlaub auf dem Gestüt Fährhof unter Betreuung von Simon Stokes auf dem Programm.
Gesund und von Stokes schon wieder antrainiert kam Silvano Anfang April 2000 zurück ins Quartier zu Andreas Wöhler, von wo aus sein Weg abermals nach Köln-Weidenpesch führte. Der Gerling-Preis war das Ziel, in dem Silvano auf eine zu starke Catella traf, die ihm den Weg zum Treppchen verwehren sollte. Hinter der überlegenen Stute kommt Silvano, mit vier Längen Verspätung, als Zweiter ins Ziel. Sein nächster Auftritt, zum letzten Mal unter Andreas Boschert, brachte dann den erhofften Erfolg und die Revanche gegen Catella. Ein Sieg im 29. Emirates – Grosser Preis der Wirtschaft in Baden-Baden auf Gruppe II-Ebene.
Schon drei Wochen später ging es auf die Bahn in Hamburg-Horn zum Idee-Hansa-Preis, der als der letzte Auftritt Silvanos auf einer deutschen Rennbahn vermerkt werden wird. Hier hatte der Hengst ein denkbar schlechtes Rennen, auf ungeliebtem schweren Geläuf. Platz drei war die Ausbeute. Das einzige was sich von diesem Rennen auf alle weiteren übertragen lässt, ist der neue Partner an Bord des Hengstes, Andreas Suborics. Doch bevor diese Partnerschaft in Aktion treten kann, muss Silvano ein weiteres Mal das Krankenquartier beziehen und pausieren. Erst Ende des Jahres kann man ihn wieder auf der Rennbahn bewundern, aber von diesem Zeitpunkt an nur noch im Ausland. Nach dem Rennen in Hamburg entscheidet das Management, nicht mehr in Deutschland zu laufen und findet interessante Startmöglichkeiten in Asien und Amerika.
Der erste Ausflug geht nach Hong Kong zur ‚Vase‘, der mit einem fünften Platz endet und einen ersten Hinweis gibt, wo man steht. Mit mehr Kondition, da waren sich die Beobachter in Hong Kong einig, hätte Silvano dieses Rennen vielleicht sogar gewonnen. Für viele war er hier schon der moralische Sieger. Eine Überwinterung in Pisa, die Silvano mit den Stallgefährten King’s Boy und Belenus genießen darf, schafft die Grundlage für die Saison 2001, die wohl unvergesslich bleibt.
Zusammen mit Caitano, dem deutschen Globetrotter schlechthin, geht die Reise nach Kranji, zum Singapore Cup, der ganz in deutscher Hand bleibt. Auf passendem Boden und auf passender Distanz kann Silvano seine ganze Klasse zeigen und siegt mit 5 Längen Vorsprung vor Caitano. Nebenbei stellt Silvano in diesem Rennen noch einen neue Bahnrekord auf. Mit dieser Riesenform im Gepäck geht es weiter zum Dubai Sheema Classic, zu einem Rennen gegen den amtierenden Weltmeister Fantastic Light. Dass er zu recht Weltmeister ist, beweist er eindrucksvoll in diesem Rennen, obwohl er sich knapp Stay Gold geschlagen geben muss. Dahinter belegt Silvano einen sehr guten dritten Platz.
Wieder in Hong Kong, steht der Start im Audemars Piquet Queen Elizabeth II Cup an – ein Rennen der Gruppe I. Ob nun die Zweifler eines besseren belehrt werden? Und ob, hier zeigt Silvano seine bis dato beste Leistung und schlägt in diesem Rennen keinen geringeren als den schon fast heimischen Vorjahressieger Jim and Tonic. Die Fangemeinde erweitert und das Konto ordentlich gefüllt, so kommt der Reisende für eine Stippvisite zurück nach Deutschland, um auch weiterhin als Deutscher zu gelten und wieder im Gestüt Kraft zu tanken. Monty Roberts, der auf seinen Deutschlandreisen häufig bei Lomitas vorbeischaut, lässt es sich nicht nehmen, auch den neuen Fährhof-Star zu besuchen. Nach so viel Rummel kommt die Quarantäne auf der Hamburger Bahn ganz recht, um Ruhe zu finden und die Hufe zu kurieren. Dann checkt Silvano wieder ein, um die neue Welt zu erobern.
Seine Entdeckungsreise beginnt in Illinois, in Chicago. Hier avanciert der Hengst nun endgültig zum Weltstar, denn er kann als erstes deutsches Pferd ein Gruppe I -Rennen in Amerika gewinnen. Mit diesem Sieg sind auch die Tore zur Emirates World Series geöffnet, zu der dieses Rennen zählt. Pferd, Jockey und Trainer reihen sich ein zwischen Namen wie Bin Suroor, Dettori oder Galileo und haben reelle Chancen, um den Titel des Weltmeisters mitzustreiten.
Der zweite Start in Amerika bedeutet: noch mal rein ins Flugzeug und zur Ostküste in den Big Apple, nach New York. Im Belmont Park werden die Man O’War Stakes gelaufen, in der aber der Pechvogel massiv zu Gange ist. Durch ein strauchelndes Pferd wird Silvano stark behindert und kommt dabei fast von den Beinen. Dieser Stopp verhindert einen weiteren Erfolg, und Silvano belegt hinter With Anticipation den zweiten Platz. Genug entdeckt, es wird ein weiteres Mal in diesem Jahr getankt, für die finale Reise, bevor es für Silvano zurück ins Heimatgestüt geht, in dem er, da es zur rechten Zeit nicht die rechten Angebote gab, als Deckhengst aufgestellt wird.
Down Under – das Land der Kängurus und Krokodile, ist die nächste Station des Galoppers. Die Cox Plate soll Punkte für die Weltmeisterschaft bringen, doch leider ist in diesem Rennen der Tank leer. Nach gutem Rennverlauf kann Silvano nicht zulegen und endet im geschlagenen Feld. Auch für die Wunderstute Sunline wird es nicht der erhoffte Triumphzug. Nach ordentlicher Rempelei im Schlussspurt verweist Northerly die Stute auf den zweiten Platz.
Nach ein paar Tagen verschnaufen und Quarantäne geht es los zum letzten aktiven Auftritt auf der Rennbahn. Dafür hat man sich die entsprechende Kulisse gewählt, den Hong Kong Cup. Hier kann Silvano mit einem Sieg zum gewinnreichsten deutschen Pferd werden. Und egal, wie es ausgeht: zu Hause, da wartet wohl der Titel "Galopper des Jahres" auf ihn.