Das Super-Jahr des Prinzen

Der Mann sah zufrieden aus, sogar sehr zufrieden, als er da auf dem Geläuf in Longchamp in einer Kutsche saß und zigtausende Rennsportenthusiasten ihm huldigten. Wenige Minuten zuvor hatte der Dreijährige Workforce mit dem Sieg im Prix de l‘Arc de Triomphe für den Höhepunkt einer nur als sensationell zu bezeichnenden Saison von Prinz Khalid Abdullah, einem der größten Besitzer von Galopprennpferden auf dem Planeten, gesorgt.

Es war bereits der dreizehnte Gruppe I-Sieg 2010 für den 73jährigen Besitzer, eine unvorstellbare Zahl. In drei verschiedenen Ländern (Großbritannien, Frankreich, USA) siegten Pferde in den grün-weiß-rosanen Farben auf höchstem Level, und das Rennjahr ist ja noch nicht einmal zu Ende. Breeders‘ Cup und noch reichlich Gruppe I-Rennen, besonders für die Zweijährigen, stehen ja auch noch auf dem Programm.

Doch erst einmal zurück zum Prix de l‘Arc de Triomphe, in dem Workforce bereits der vierte Sieger für den in Saudi-Arabien geborenen Prinzen war, der international aber ohne seinen Titel auftritt. Abdullah, erfolgreicher Geschäftsmann (Banker) ist ein Cousin von König Abdullah von Saudi-Arabien und ein Schwager des verstorbenen Königs Fahd.

1985 war Rainbow Quest sein erster Arc-Sieger, nur zwölf Monate später stellte er mit Dancing Brave gleich den nächsten Triumphator im wichtigsten Galopprennen der Welt. Diese beiden waren aber noch Käufe, während Rail Link und eben Workforce seiner eigenen Zuchtstätte, der Juddmonte Farms, entstammen. „Der Prinz ist besonders erfreut und stolz darauf, dass er Workforce selbst gezogen hat“, erklärte Abdullahs Racing Manager Teddy Grimthorpe am Sonntag nach dem Prix de l‘Arc de Triomphe.

Zum Rennsport kam Abdullah, dessen Vater zwar Pferde, aber keine Rennpferde besaß, in den 60er Jahren, nachdem er mit Freunden die Bahn in Longchamp besucht hatte. Damals reifte bei ihm der Gedanke, einmal ein oder zwei Pferde zu besitzen. 1978 ersteigerte er auf der Tattersalls-Auktion ein Pferd namens Sand Hawk, der jedoch nicht sonderlich auf sich aufmerksam machen konnte.

Ein Jahr später war dann der von Jeremy Tree trainierte Charming Native in Windsor der erste Sieger für Abdullah. Im gleichen Jahr, 1979, folgte durch Abeer in den Queen Mary Stakes in Ascot dann auch bereits der erste Gruppetreffer. Inzwischen unterhält Abdullah drei Gestüte in England, zwei in Irland und eines in Kentucky, alle firmieren unter dem Namen Juddmonte Farms.

Mehr als 200 Mutterstuten sind in diesen Gestüten beheimatet. In Amerika erhielt er für seine Erfolge 1992 den Eclipse Award als Besitzer und 1995 den als Züchter. Auf der US-Farm südlich von Lexington wirken aktuell vier Deckhengste. Aptitude, Empire Maker, First Defence und Mizzen Mast.

Rail Link, dessen Vater Dansili, Beat Hollow, Champs Elysees, Oasis Dream, Observatory, Three Valleys und Zamindar decken im Banstead Manor Stud in England für Juddmonte Farms. Khalid Abdullah hat als Besitzer und Züchter sämtliche englischen Klassiker gewonnen, im Epsom Derby trugen Quest for Fame (1990) und Commander in Chief (1993) neben Workforce, der in diesem Jahr auf den Epsom Downs in Rekordzeit gewann, die Abdullah-Farben nach vorne.

Weitere prominente Pferde aus seinem Besitz, die in großen Rennen erfolgreich waren, sind Banks Hill, Known Fact, Zafonic, Danehill, Wemyss Bight, Bolas, Houseproud, American Post, Sanglamore, Toulon und Empire Maker, um nur einige zu nennen. In England lässt er seine Pferde von Top-Trainern wie Henry Cecil, Michael Stoute, Barry Hills, John Gosden und Amanda Perrett trainieren.

In Frankreich werden die Abdullah-Pferde von Pascal Bary, Andre Fabre, Criquette Head-Maarek und David Smaga vorbereitet. In den USA war der im vergangenen Jahr an Leukämie verstorbene Bobby Frankel der Trainer seines Vertrauens, inzwischen trainiert dort William Mott für den Prinzen.

Apropos Frankel. Der nach ihm benannte Zweijährige, der bei drei Starts ungeschlagen ist und zuletzt mit zehn Längen Vorsprung die Royal Lodge Stakes (Gr.II) in Ascot gewann, könnte der nächste Superstar und auch der nächste Gruppe I-Sieger für Khalid Abdullah sein, denn der Galileo-Sohn gilt derzeit als 20:10-Favorit für die Dewhurst Stakes in Newmarket in der nächsten Woche.

Und auch Workforce könnte 2010 noch einmal im Breeders‘ Cup Turf auf den Churchill Downs starten. Um die Zukunft der Juddmonte Farms braucht man sich also keine Sorgen zu machen.

Nächste Renntage

Galopprennen in Deutschland
Sa., 17.05. München
So., 18.05. Köln, Hannover
Sa., 24.05. Mülheim
So., 25.05. Düsseldorf
Do., 29.05. Baden-Baden, Dortmund, Magdeburg
Sa., 31.05. Baden-Baden
Galopprennen in Frankreich
Di., 13.05. Saint-Cloud
Mi., 14.05. Compiegne, Vichy
Do., 15.05. ParisLongchamp, Salon Provence
Fr., 16.05. Chantilly, La Teste
Sa., 17.05. Lyon Parilly, Auteuil
So., 18.05. Croise Laroche, Auteuil, Wissembourg