BMW 139. Deutsches Derby: Der Favorit hei

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Es gibt vor der 139. Austragung des Deutschen Derbys – wie in jedem Jahr – zahlreiche Fragen, die erst am Sonntag auf dem Rasen beantwortet werden. Eine Frage stellt sich jedoch nicht. Das Pferd, das nach bisherigem Eindruck die meiste Klasse hat, ist ohne Zweifel Liang Kay, der dementsprechend auch von Handicapper Harald Siemen die höchste Einschätzung aller Starter bekommen hat.

Bei sämtlichen Starts hat sich der Dai Jin-Sohn, dessen Vater in Hamburg vor fünf Jahren gewonnen hat, mit der absoluten Jahrgangsspitze gemessen und dabei meistens das beste Ende für sich gehabt. Noch zuletzt im finalen Derbytest in der Kölner Union, die der Hengst des Stalles Emina in leichtem Stil gewann. Ist Liang Kay, also nicht zu schlagen?

Könnte man meinen, wäre da nicht die Sache mit dem Stehvermögen, das bei dem Schützling von Trainer Uwe Ostmann immer noch nicht endgültig geklärt ist. „Ich bin diesbezüglich noch nicht überzeugt, bin mir nicht sicher, noch etwas skeptisch, denn er hat einfach eine enorm hohe Grundschnelligkeit. Was nicht unbedingt heißen muss, dass er nicht auch stehen kann. Früher gab es so etwas ja öfter. Ich denke nur an Pferde wie Baal, der die Goldene Peitsche gewann und anschließend den Großen Preis von Baden. Oder seine fünfte Mutter Liebeslied, die war in der Silbernen Peitsche und im Preis der Diana erfolgreich.

Auch Lando war zum Beispiel mit ungeheurer Schnelligkeit ausgestattet. Und das ist bei Liang Kay ähnlich. Ich bin mir fast sicher, dass er am Tag des Union-Rennens auch das Sprintrennen auf Listenebene über 1300 Meter, das in Hannover ausgetragen wurde, gewonnen hätte“, sagt Trainer Uwe Ostmann, der zu beichten weiß, dass sich sein Schützling gut auf dem Posten befindet.

„Das Kölner Rennen hat er gut weggesteckt, er wird am Samstag nach Horn reisen“, erklärt der Mülheimer Coach über den Derbyfavoriten, der die traditionelle Route über Dr. Busch-Memorial, Mehl-Mülhens-Rennen und Union-Rennen nach Hamburg ging.

„Das ist der Weg, den ich bevorzuge, das Münchener Rennen passt meiner Meinung nach nicht so gut in die Vorbereitung, allein schon wegen de Reise und weil das Klima dort auch anders ist“, so der Klassecoach, der nicht zum ersten Mal einen Favoriten in das „Rennen der Rennen“ schickt. „Turfkönig war 1989 auch der große Favorit. Er hatte das Union-Rennen mit sechs Längen Vorsprung gewonnen. Im Nachhinein hat sich bei ihm aber gezeigt, dass er ein Pferd für Distanzen zwischen 2000 und 2200 Meter ist.

Er hatte große Klasse, hat vierjährig in München ja auch noch Dashing Blade geschlagen. Sollte Liang Kay am Sonntag zum Derbysieger aufsteigen, wäre es nicht der erste Volltreffer im „Blauen Band“ für Ostmann, denn exakt vor 20 Jahren stand der ehemalige Hindernisjockey nach dem Sieg von Luigi bereits auf dem Siegertreppchen nach Deutschlands wichtigstem Dreijährigenrennen. In den letzten Jahren war es – was das Derby betrifft – etwas ruhiger um den Diana-Stall geworden.

„Das lag natürlich in erster Linie daran, dass mein größter Besitzer, das Gestüt Auenquelle, mit dem Deckhengst Big Shuffle einen Flieger als Stallion hat, dessen Produkte eben auf kürzeren Wegen zuhause waren. Eigentlich hat jeder Flieger auch mal einen guten Steher gebracht, und ich habe bei Big Shuffle immer darauf gewartet. Aber obwohl er so viele Klassepferde produziert hat, war nie ein Steher dabei“, sagt Ostmann, der dennoch noch weitere Derbystarter hatte, die sich vorne platzieren konnten.

„Leone, der das Union-Rennen gewonnen hatte, war Dritter, ebenso Oriental Tiger vor zwei Jahren“, sagt Ostmann, der Liang Kay als ein absolut unkompliziertes Pferd ohne sonderliche Macken oder Eigenarten charakterisiert. Auch die Bodenverhältnisse sollten am Sonntag in Hamburg passen.

„Normaler Boden, weiches Geläuf oder auch Horner Moor, das ist egal. Hauptsache der Boden ist nicht so fest wie in Köln beim Mehl-Mülhens-Rennen“, spielt der Trainer auf die einzige Leistung Liang Kays an, bei der er nicht ganz die Erwartungen erfüllen konnte. Im Union-Rennen gewann Liang Kay nach einem Rennen aus der Reserve, einen Ritt auf Warten kann man im Derby wahrscheinlich auch wieder erwarten, doch lässt sich Ostmann diesbezüglich nicht in die Karten schauen.

„Wie werden uns eine Taktik zurechtlegen, aber die wird natürlich nicht verraten“, lacht der Altmeister, bei dem es in dieser Saison wieder einmal wie am Schnürchen läuft, die letzte, weniger erfolgreiche Saison („es ist mir unerklärlich, woran das gelegen hat“) hat man längst abgehakt. Die gefährlichsten Gegner für Liang Kay hat Ostmann natürlich auch schon ausgemacht, der Chef des Diana-Stalles hat vor drei Pferden besonderen Respekt. „Von den deutschen Pferden schätze ich Akiem sehr hoch ein, der ein richtiger Steher und ein Kämpfer ist, auch vom Blut her ist er ein Pferd für die Derbydistanz.

Der Engländer Top Lock ist ein Pferd von hoher Klasse, doch ist er gerade erst beim Royal Ascot-Meeting gelaufen, das könnte schon eine Belastung gewesen sein, die ein Nachteil für ihn sein könnte. Ein sicher sehr gutes Pferd sollte auch Soum sein, der richtig stehen kann, was er bei seinem Sieg bewiesen hat.

Da er erst spät angefangen hat, kann man bei ihm sicher auch noch von weiterer Verbesserung ausgehen“, sagt Ostmann, der am Sonntag nach dem Derby wieder zur Siegerehrung gebeten werden könnte, wenn sein Crack, die Frage nach dem Stehvermögen mit „Ja“ beantwortet. „Wenn er im Derby ganz vorne dabei ist“, dann ist er ein Großer“, sagt Ostmann.

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