1.000 Guineas: Die große Hickst-Hoffnung Almerita

Wenn am Sonntag in Düsseldorf Grafenberg die 86. 1.000 Guineas anstehen, sattelt ein Trainer die vermutlich stärkste deutsche Stute, der ohne Zweifel als einer der Aufsteiger der letzten Monate in der hiesigen Trainerszene gilt. Die Rede ist von Waldemar Hickst, Ex-Jockey und Betreuer der Medicean-Tochter Almerita. Ein Schnitt Starts/Siege von 25 Prozent, Platz drei in der Statistik, 50 Pferde von zum Teil namhaften Besitzern hat Hickst vorzuweisen.

„Ich habe bislang wirklich viel Glück gehabt. Dass ich so schnell zu fünfzig Pferden kommen würde, hätte ich niemals geglaubt. Ich habe auch das große Glück, wirklich gute Besitzer zu haben, Besitzer die solange im Sport sind, dass sie verstehen, wie die Sache läuft.

Zum Teil sind es ja noch Besitzer, die schon bei Harro Remmert waren. Und auch die Zusammenarbeit mit solchen großen Besitzern wie Schlenderhan, Ullmann oder Dr. Berglar läuft super. Ich habe bislang noch keinerlei Druck verspürt“, sagt Hickst, der zu Beginn seiner Karriere auch einmal die Kehrseite der Medaille kennenlernte, als die von ihm trainierte Aviane nach einem Start in Krefeld wegen Einnahme einer verbotenen Substanz disqualifiziert wurde.

„Bis heute wissen wir nicht, wie es dazu kam, meiner Meinung nach kann sie es nur in der Gastbox aufgenommen haben“, ist der Trainer auch heute noch ratlos. Doch das ist Schnee von gestern, denn Hickst hat sich längst in der Spitzengruppe der deutschen Trainer etabliert.

„Er ist ein Trainer, der sehr nah am Pferd ist“, hat ihn der Turfagent Ronald Rauscher einmal charakterisiert. „Ich beschäftige mich den ganzen Tag mit dem Pferd. Ich will alles selber sehen und selber fühlen. Ich spritze die Pferde nach der Arbeit oder dem Rennen selber ab, will die Beine fühlen. Das ist das Wichtigste, alles zu beobachten und immer bei den Pferden zu sein. Vielleicht vernachlässige ich dabei sogar etwas die Besitzer, um die man sich ja auch kümmern muss. So sehe ich meine Aufgabe.

Ich trainiere die Pferde und mache das Management. Alles andere macht meine Frau, die eine riesengroße Hilfe für mich ist. Sie macht das Büro und die Schreibarbeit ist aber auch viel am Stall und hilft. Ohne sie hätte ich niemals als Trainer angefangen“, sagt Hickst, der auch betont, dass er sich auf eine eingespielte Mannschaft verlassen kann.

„Personal zu bekommen, ist nicht schwer, aber gutes Personal zu bekommen, ist sehr schwer. Wenn ich morgens aufstehe, brauche ich keine Angst zu haben, dass einer von meinen Leuten nicht kommt“, sagt der 42-jährige, der sich in der Arbeit nicht mehr so häufig in den Sattel schwingt, wie noch zu Beginn seiner Trainerkarriere.
„Norman Richter reitet bei mir und Andreas Suborics ist auch zweimal in der Woche hier. Das sind sehr gute Reiter, die können mir genug Auskunft über die Pferde geben“, sagt Hickst. Im Rennen wird die Jockeyfrage von Fall zu Fall geklärt.

„Wenn die Form im Stall gut ist, rufen die guten Jockeys von selber an. Ich habe einen sehr guten Kontakt zu Eduardo Pedroza, auch Andreas Suborics und Andreas Boschert verpflichte ich gerne“, erklärt der Trainer.

Mit Harro Remmert war Hickst seinerzeit als Jockey bei einem absoluten Toptrainer beschäftigt. Und dieser hat ihm beim Start seiner Trainerkarriere nicht unwesentlich unterstützt. „Die Ruhe, mit der er die Pferde vorbereitet und behandelt hat“, antwortet Hickst auf die Frage, was er sich denn bei seinem ehemaligen Chef am ehesten abgeschaut habe.

Noch heute kommt Remmert jede Woche in den Stall, hat auch ein eigenes Pferd im Training. „Natürlich tauschen wir uns auch aus, und wenn ich Fragen habe oder einen Ratschlag brauche, hilft er mir gerne“, so Hickst, der mit Almerita am Sonntag auf dem Grafenberg nach dem bislang größten Triumph seiner Karriere greift.
„Wir wussten schon vor ihrem ersten Start zweijährig, dass sie ein gutes Pferd ist, wir hatten mit Neila ja eine Elle. Ihr großer Vorteil ist, dass sie so unkompliziert ist.

Man kann sie aus jeder Position reiten. Am besten ist es sicher, im erweiterten Vordertreffen zu gehen. Ich möchte nicht, dass meine Pferde als Führpferde agieren. Wie das Geläuf am Sonntag ist, ist nicht entscheidend, auch davon ist sie unabhängig.
Mit der Abschlussarbeit waren wir zufrieden, das Kölner Laufen wird sie weitergebracht haben“, sagt Hickst.

Die Kölner Form wurde durch die Platzierten Isarnixe und Donatessa nicht unbedingt aufgewertet, aber das macht den Trainer nicht nervös. „Was das Düsseldorfer Rennen wert war, weiß man auch nicht, und mehr als gewinnen konnte sie nicht. Isarnixe hatte damals schon zwei Rennen im Bauch, hatte einen großen Konditionsvorteil“, meint Almeritas Betreuer.

In Köln bekam Almerita Ende gegenüber einen heftigen Schubser zur Seite ab, der sie aber nicht aus dem Takt brachte. „Das ist der Vorteil, da sie ein eher kleines Pferd ist. Ein großes Pferd verliert bei so einem Vorfall seine Aktion, braucht Zeit, bis es wieder in die Gänge kommt.

Ein wichtiger Punkt in den 1.000 Guineas ist bei dem meistens großen Feld stets die Startnummer. Almerita geht aus der 13 ins Rennen, also von weit außen. „Es bringt nichts, sich im Vorfeld Gedanken um die Startnummer zu machen. Es gibt immer Vor- und Nachteile. Das Wichtigste ist, dass man gut abspringt.

Wenn man innen gut abspringt, ist man gleich vorne, außen ist man dagegen ungestörter“, sagt Hickst, der nach zwei Siegen und zwei zweiten Plätzen bei vier Starts großes Vertrauen in seine Stute hat. „Solange sie unterwegs keiner umbringt, ist es schon gut“, sagt Hickst, der den Namen La Reina (von Sagamix) nennt, wenn er nach einer möglichen Nachfolgerin bei den jetzt Zweijährigen gefragt wird.

Aber erst einmal steht am Sonntag die klassische Bewährungsprobe für Almerita an. Und wenn alles nach Plan läuft, dann wird die Medicean-Tochter später noch einmal auf dem Grafenberg Station machen. „Die Diana könnte durchaus ein Ziel sein. Die Rennen in Düsseldorf werden schnell gelaufen, da kann sie unterwegs gut relaxen”, erklärt Hickst.

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