In Frankreich spitzt sich aktuell eine Krise rund um den Wettanbieter PMU, der wesentlichen Quelle der Finanzierung des gesamten Rennsports mit Erträgen aus dem Wettgeschäft, zu. Nun wurde der Jahresabschluss der PMU überraschenderweise durch die Hauptversammlung nicht genehmigt. Und zwar durch die Seite der Traber.
Mayeul Caire, Chef unseres Partner-Newsletters Jour de Galop, schreibt dazu am Donnerstagabend: „LeTrot, dessen Stimmen in der Generalversammlung der PMU eine knappe Mehrheit bilden, entschied sich dafür, nicht für den Jahresabschluss 2024 zu stimmen, und stürzte damit unsere gesamte Branche in die größte institutionelle Krise ihrer Geschichte.“ Das sitzt! Offenkundig ging es „nur“ um eine – gemessen am Gesamtumsatz – Kleinigkeit einer Verbuchung einer Investition als Ausgabe oder Abschreibung.
Der ganze Streit hat nun zur Folge, dass 27 Millionen Euro als Dividende an die Verbände der Traber und Galopper nicht ausbezahlt werden und – mehr noch – man auf Seiten der Galopper eine Verschärfung der ohnehin schon staatlichen Beobachtung der Finanzierung des Rennsports über die Erträge aus der PMU befürchtet.
„Letztendlich ist das einzig Positive, wenn man es so ausdrücken kann, dass sich LeTrot am Donnerstag noch weiter isoliert hat“, schreibt der Jour de Galop.
Das Grundsatzproblem ist: die Stimmrechte innerhalb der PMU sind abhängig von der Verteilung des Brutto-Spielertrages. Hier sind die Traber im Vorteil, wegen zahlreicher lukrativer Veranstaltungen an attraktiven Sonntagen im Winter, wo es kaum alternative Freizeitoptionen gibt. Entsprechend schlägt das Pendel der Mehrheit der Stimmer mehr zu den Trabern aus.
Das Hickhack hat France Galop am Donnerstag sogar zu einer in dieser Form nicht erwarteten Stellungnahme veranlasst – offenbar, um die Wogen ein wenig zu glätten. Hier heißt es: „France Galop bedauert das Ergebnis der Hauptversammlung der PMU, die den Jahresabschluss für 2024 nicht genehmigt hat. Es ist unsere Verantwortung als Muttergesellschaft, die PMU zu begleiten, und die Ablehnung des Jahresabschlusses, der vom Verwaltungsrat beschlossen und von den Rechnungsprüfern vorbehaltlos bestätigt wurde, ist weder eine dauerhafte Lösung noch eine konstruktive Antwort auf die strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen, die wir bewältigen müssen und die real sind.“
Weiter heißt es: „Wir müssen in einem ruhigen und friedlichen Rahmen voranschreiten, und als Akteure ein und derselben Branche, deren wirtschaftliche und soziale Bedeutung keines Beweises mehr bedarf, werden wir dies nur gemeinsam erreichen können. In diesem Sinne wird France Galop seine Arbeit fortsetzen, um nach grundlegenden Lösungen zu suchen, die mittel- und langfristig angelegt sind.“
Die Hauptversammlung und das unbefriedigende Ergebnis dürfe das Vertrauen der Kunden und Partner von PMU, „einem soliden und für unsere Wirtschaft unverzichtbaren Unternehmen“, nicht schmälern.