GaloppOnline.de: Wie fällt Ihre Saisonbilanz aus?
Dietrich von Mutius: Zu Beginn des Jahres haben wir gesagt, wir wollen in der Vahr ein attraktives Publikumsformat schaffen. Das zumindest ist angenommen worden. Wir konnten unsere Zuschauerzahlen deutlich steigern, im Schnitt pro Veranstaltung von 2765 auf 3363 Besucher. Das sind immerhin 22 Prozent.
GaloppOnline.de: Der Umsatz, das ist ja inzwischen das allgemeine Credo, ist eine zu vernachlässigende Größe. Trotzdem muss man danach fragen.
Dietrich von Mutius: Der Umsatz pro Rennen konnte erfreulicherweise geringfügig gesteigert werden, um knapp zwei Prozent auf 23 439 Euro Allerdings resultiert das in erster Linie aus der Vorwette, die u zehn Prozent angestiegen ist. Die Bahnwette ist um etwas über sechs Prozent rückläufig. Sehr erfreulich angestiegen ist die Vermarktung pro Renntag.
Letztes Jahr hatten wir in dieser Sparte 31 639 Euro, dieses Jahr 37 800 Euro. Das ist schon sehr erfreulich. Um es noch mit einer anderen Zahl zu verdeutlichen: Von einem Euro Rennpreis haben wir 2004 vierzig Cent aus der Vermarktung erreicht, dieses Jahr 62 Cent. Das geht schon in die richtige Richtung. In zwei Jahren möchte ich die Rennpreise komplett aus der Vermarktung generieren.
GaloppOnline.de: Vermarktung heißt was?
Dietrich von Mutius: Deckungsbeiträge aus renntagsbezogenen Geschäften mit Unternehmen, also aus Eventpartnerschaften, Corpoarte Entertainment, Bandenwerbung, etc.
GaloppOnline.de: Es drängt sich der Eindruck auf, dass gerade dieses Jahr viele Erstbesucher auf der Bahn waren.
Dietrich von Mutius: Wir haben unsere PR-Aktivitäten ganz erheblich erhöht, gerade in der Kommunikation ist Einiges geschehen. Wir haben viele Aktionen außerhalb der Rennbahn gemacht, etwa in Einkaufspassagen, das hat sich sicher ausgezahlt. Unser Standort wird wieder wahrgenommen. Das war viele Jahre nicht der Fall.
GaloppOnline.de: Gibt es Schwachstellen?
Dietrich von Mutius: Wenn, dann versuchen wir sie demnächst zu bereinigen. Wir werden uns im kommenden Jahr intensiver um den Fast Food-Bereich kümmern. Es wird mehr Stände geben, mehr Qualität. Das geschieht in enger Abstimmung mit dem Hotelier.
Ganz einfach werden wir es beim Eintrittspreis machen. Die Bereiche Sattelplatz und Tribüne wird es nicht mehr geben.
Für sieben Euro kommt man rein, bekommt ein Rennprogramm und kann überall hin. Das Volumen der Tribüne ist einfach zu klein, als dass man sie als etwas Besonderes verkaufen könnte.
Wir wollen über kurz oder lang die derzeitige Zeltplattform überdachen. Wie den Vorplatz, so dass wir noch unabhängiger von der Witterung sind.
GaloppOnline.de: Ein Kritikpunkt war jahrelang das Geläuf.
Dietrich von Mutius: Das ist Historie. Wir haben gerade in der jüngeren Vergangenheit dafür viel Lob bekommen, auch von internationaler Seite. Wir wollen ohnehin in England stärker werben, werden dort demnächst drei Tage präsent sein. Schon dieses Jahr haben wir von dort wesentlich mehr Nennungen bekommen als sonst.
GaloppOnline.de: Für die Black-Type-Rennen. Wie sieht es auf diesem Sektor aus?
Dietrich von Mutius: Wir sind guten Mutes das bisherige Programm und noch mehr durchzuziehen. Noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist das Gruppe-Rennen zu Beginn der Saison, doch steht ein entsprechender Kontrakt kurz vor dem Abschluss. Neu ist das Auktionsrennen am 1. Mai. Es ist mit 50 000 Euro dotiert, wir gehen da mit einem Risiko von 23 800 Euro herein.
Das Listenrennen für Stuten über 1600 Meter im September wird möglicherweise auf den August vorverlegt und am Tag des Gruppe-Rennens für Stuten über 2200 Meter gelaufen. Ansonsten werden wir uns rennsportlich keine ganz großen neuen Ziele setzen.
GaloppOnline.de: Wird es wieder Hindernisrennen geben?
Dietrich von Mutius: Selbstverständlich. Am ersten Renntag der neuen Saison werden wir wieder ein Jagdrennen anbieten. Die Hürden gehen dann nach Hannover, wo im nächsten Jahr zehn Renntage stattfinden sollen. Zehn dort, zehn bei uns, das ist für die Nordschiene doch ganz ermutigend.
GaloppOnline.de: Es gab wohl auch Überlegungen, im Winter Rennen durchzuführen.
Dietrich von Mutius: Wenn im deutschen Rennsport der Wunsch da ist, im Winter Rennen auf Gras durchzuführen, wollten wir uns dem nicht entziehen. Im Gespräch waren der 29. Januar und der Karnevalssonntag. Allerdings ist die BGG bis heute nicht ernsthaft an uns heran getreten. Sollten wir diese Renntage auf eigenes Risiko veranstalten, können wir beim bisherigen Stand der Dinge ohne Sponsoren mit einem Defizit von jeweils 10 000 Euro rechnen. Das geht so natürlich nicht.
Für solche Rennen in Frage käme im Übrigen das Innengeläuf, die alte Jagdbahn. Damit würde das Hauptgeläuf weitgehend geschont. Nur: Grundsätzlich macht es natürlich nicht allzu viel Sinn, im Norden im Winter Rennen anzubieten. Entziehen wollen wir uns der Sache aber nicht.
GaloppOnline.de: Wann wird die Trainingszentrale in der Vahr geschlossen?
Dietrich von Mutius: Wir gehen davon aus, dass der Umzug nach Mahndorf Anfang Dezember erfolgen wird. Anfang Januar wird bereits mit dem Bau des Parkplatzes begonnen, dort stehen dann 700 Plätze zur Verfügung. Pavel Vovcenko, Tim Gibson und Stefan Wegner werden in Mahndorf einziehen.
GaloppOnline.de: Wer noch?
Dietrich von Mutius: Interessenten sind herzlich willkommen. Wir stehen aktuell in Verhandlungen mit zwei Trainern, die sich die Bahn dort auch schon angeschaut haben.
GaloppOnline.de: Ein enormes Plus war in diesem Jahr sicher die Fertigstellung des Hotels inklusive Wettannahme.
Von Mutius: Buchmacher Albers ist ein wichtiger Partner von uns, die Eröffnung seiner Wettannahme ein zusätzlicher Service für unsere Besucher. Und durch das Hotel haben wir im Corporate Entertainement 660 zusätzliche Plätze. Die Örtlichkeiten dort sind erstklassig und schon an den letzten Renntagen hervorragend angenommen worden.
Dietrich von Mutius: Was ist von der finanziell nicht besonders gut aufgestellten Stadt Bremen noch zu erwarten?
Von Mutius: Wir bekommen vereinbarungsgemäß bis 2007 operative Zuschüsse in Höhe von 190 000 Euro jährlich. Außerdem sind wir bei der Hanseatischen Veranstaltungs-Gesellschaft sehr gut aufgehoben. Da ist alles drin, was in Bremen und Umgebung im Entertainment-Bereich wichtig ist.
GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die Bremer Rennbahn im Vergleich zu den Mitveranstaltern in Deutschland.
Dietrich von Mutius: Wie der SC Freiburg im Fußball. Wir streben als Veranstalter hohe Sympathiewerte nicht nur bei unserem Publikum, sondern auch bei den Aktiven des Rennsports an. Und wenn unsere Gäste, Besucher und Aktive, nach einem Renntag nach Hause gehen, dann sollten sie möglichst als Fazit sagen, ‚die haben sich richtig Mühe um uns gegeben. Wir kommen gerne wieder.‘