GaloppOnline.de:
Sie sind seit 1995 Gestütsleiter in Schlenderhan. Welchen Einfluss haben Sie in dieser Zeit persönlich auf die Entwicklung im Gestüt ausgeübt?
Gebhard Apelt:
In erster Linie haben wir die Aufzucht der Pferde verändert. Seitdem ich in Schlenderhan bin, wird ein wenig anders gefüttert und gehalten. Ich meine, jeder kann nur die Möglichkeiten, die einem gegeben sind, optimieren. Und meiner Ansicht nach waren und sind die Möglichkeiten in Schlenderhan nicht ausgereizt. Ich versuche, der eigenen Aufzucht schon einen eigenen Stil zu geben – den Apelt-Stil (lacht).
GaloppOnline.de:
Wie sind Schlenderhaner Durststrecken wie beispielsweise in den 80er Jahren zu erklären? Einfach nur Zufall?
Gebhard Apelt:
Es gibt durchaus Gründe für solche Phasen. In der angesprochenen Zeit hatte man Pech mit den in Schlenderhan stationierten Deckhengsten. Zudem waren die Weideflächen zu klein und die Bedingungen waren schlechter als heute. Heute haben wir zum Beispiel allein 50 Hektar Jährlingskoppeln.
GaloppOnline.de:
Wie geht es dem zweifachen Sieger von Baden-Baden, Tiger Hill? Und vor allem: wird er nach Deutschland kommen?
Gebhard Apelt:
Tiger Hill geht es blendend und er wird definitiv nach Deutschland kommen. Wann genau das sein wird, kann ich derzeit noch nicht sagen. Vielleicht im nächsten Jahr, vielleicht aber auch erst in zwei Jahren. Aber Tiger Hill kommt auf jeden Fall.
GaloppOnline.de:
Wie viele Pferde stehen unter Ihrer Obhut?
Gebhard Apelt:
Das Gestüt hat rund 40 eigene Mutterstuten. Dazu kommen die Jährlinge und Fohlen. Natürlich hat nicht jede Stute ein Fohlen, aber um die 100 Pferde werden es sein. Und dann sind da natürlich noch die Gaststuten.
GaloppOnline.de:
Wie oft geht man als Gestütsleiter zu den Rennen?
Gebhard Apelt:
Ich gehe regelmäßig zur Rennbahn und versuche, so viele Rennen wie möglich zu besuchen. Ich bin in Schlenderhan nicht nur für das Gestüt, sondern auch für den Rennstall verantwortlich. Und so ist man dann entsprechend oft auf der Bahn. Das ist bei Schlenderhan anders als bei den meisten Gestüten. Da managt der Besitzer den Rennstall, in Schlenderhan ist das so Tradition.
GaloppOnline.de:
Erkennt man angehende Stargalopper schon auf der Koppel? Hat ein Gebhard Apelt zum Beispiel schon als Catella noch ein Fohlen war erkannt, dass sie besonders schnell wird?
Gebhard Apelt:
Nein das maße ich mir nicht an. Das kann man nicht erkennen. Ich will immer erst sehen, was die Pferde im Rennstall können. Es gibt Pferde, die einem als Jährling besonders gut gefallen und toll aussehen und die dann nachher auf der Rennbahn Nieten sind.
GaloppOnline.de:
Und Ihr Lieblingspferd – wenn es denn eines gibt?
Gebhard Apelt:
Oh ja, das gibt es (grinst). Das ist ganz klar Kings Best. Das hätte ich auch so gemacht mit der Paarung von Kingmambo und Allegretta. Das ist die absolute Traumpaarung. Wie der die 2000 Guineas gewonnen hat, das war einfach sensationell. In Deutschland ist es natürlich Monsun.
GaloppOnline.de:
Wo sehen Sie den deutschen Rennsport im internationalen Vergleich?
Gebhard Apelt:
Wie soll man das sagen? Das Problem liegt an der kleinen Population bei uns. Wir können einfach zahlenmäßig mit der internationalen Konkurrenz nicht mithalten. In Deutschland sind es im Jahr nur rund 1700 Bedeckungen. Im Ausland ist es ein Vielfaches. Im Verhältnis zu unserer Population haben wir eine überdurchschnittliche Spitze. Die Leistungen unserer Top-Pferde sind sehr beachtlich.
GaloppOnline.de:
Hat das Management von Ullmann-Pferden Einfluss auf das von Schlenderhaner Galoppern?
Gebhard Apelt:
Wenn die Trainer entscheiden, dass ein Ullmann- und ein Schlenderhan-Pferd laufen, dann sage ich immer: "Der Bessere möge gewinnen." Es gibt dann keine spezielle Stallorder. Und bei Ullmann-Pferden, die in Schlenderhan groß geworden sind, wünscht man allen den Sieg. Es sind doch alles unsere Babies.
GaloppOnline.de:
Welche Auswirkungen könnte MKS auf Schlenderhan und auf den Galopprennsport insgesamt haben?
Gebhard Apelt:
Es handelt sich um einen Kreislauf. Wenn keine Rennen stattfinden, gibt es nichts zu verdienen. Weder für die Besitzer, noch für Trainer, Jockeys und Rennverein. Züchterisch schadet MKS dem zukünftigen genetischen Potenzial, weil wir unsere Deckpläne nicht einhalten können. Wenn ich zu manchen Hengsten nicht reisen kann, muss ich zu Monsun gehen und dass kann in manchen Fällen nur "Zweite Wahl" sein. Man versucht schließlich immer das Optimum. Dazu stellt man Pläne auf und macht sich seine Gedanken. Wenn diese Pläne durchkreuzt werden, aus welchen Gründen auch immer, ist das nicht positiv.
GaloppOnline.de:
Welches ist Ihr Derby-Mummpferd?
Gebhard Apelt:
Mein persönliches Mumm-Pferd ist Iberus. Auch hoffe ich, dass Tareno sich noch anbietet. Das ist noch ein Dunkler, aber auch noch eine Hoffnung. Bei der Konkurrenz hat mir vor allem der Sieg von Sabiango sehr imponiert.
GaloppOnline.de:
Ist Ihre Familie auch rennsportinteressiert oder sogar integriert?
Gebhard Apelt:
Meine Frau kommt oft mit auf die Rennbahn und mein Sohn ist ein begeisterter "Pferdestreichler". Er ist erst zwei…