‚Who is this horse there. Is it from another star?‘

Vielleicht waren die Worte eines englischen Rennsport-Journalisten die zunächst Treffendsten überhaupt. Als sich Danedream gut zweihundert Meter vor dem Ziel mit allergrößter Leichtfüßigkeit von der Konkurrenz abzusetzen begann, sprudelte es aus ihm heraus: Who is this horse? Wow. Is it from another star? Übersetzen braucht man dies wohl nicht und Widersprechen bestimmt auch nicht.

Was die von Peter Schiergen für das Gestüt Burg Eberstein und Teruya Yoshida trainierte Lomitas-Tochter auf dem weiten Grün des vom Rasenpapst von Longchamp gesprengten Rasens für ein Solo hinlegte, darüber wird man in Turf-Deutschland noch in Jahrzehnten sprechen.

In der Manier eines Ausnahmepferdes holte die dreijährige Stute die Arc-Sterne vom Himmel und kann für sich in Anspruch nehmen, dass auf der Arc-Distanz von 2400 Meter aktuell kein Pferd auf der Welt besser sein dürfte, als eben sie.

Als wäre ihre Gala nicht schon genug gewesen, unterbot sie mit 2:24,49 auch noch die bisherige Arc-Rekordzeit von Peintre Celebre aus dem Jahre 1997. Das enspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 59,8 km/h.

Was den Abstand zu den Verfolgern auf der Linie betrifft, so konnte es Sakhee genau vor zehn Jahren noch einen Tick besser, allerdings auf damals extrem schweren Geläuf. Ohne Frage, Danedream darf in einem Atemzug mit den ganz großen Stuten, die dem Prix de l‘Arc de Triomphe ihren Stempel aufdrückten, genannt werden.

Wie Allez France, Three Troikas, Ivanjica oder Akiyda aus der weiteren Vergangenheit und Urban Sea oder natürlich Zarkava aus der jüngeren. Selbst der über 80-jährige Grandseigneur des französischen Rennsports, Alec Head, mogelte sich nach dem „Arc“ durch die Menschenmenge, um noch einmal einen Blick auf Danedream zu werfen.

Man darf davon ausgehen, dass sich sein Interesse im Führring vor dem Rennen an Danedream in Grenzen gehalten hatte. Nun zog er – in Gedanken – den Hut vor ihr. Was nachzuvollziehen ist, denn bekannt ist, dass Danedream vom Typ her nicht das Pferd ist, vor dem man niederkniet.

Doch vor ihrer Rennleistung allemal, und nur das ist entscheidend. Ihr Wille zum Sieg, ihr unbändiger Drang, im Ziel die Erste zu sein, das hatte auch Andrasch Starke immer wieder zu verstehen gegeben. Auch in Longchamp war dies zu spüren. bis auf den allerletzten Platz war die Botschaft der Lomitas-Tochter zu spüren: Ich will siegen, auch hier im „Arc“ gegen die besten Pferde der Welt!

Was den Rennverlauf angeht, so lief im Gegensatz zu 2010, der wohl als der rauheste, teils sogar brutalste in die Geschichte eingegangen war, diesmal alles glatt. Ganz offenbar zogen die Reiter ihre Lehren aus den Vorkommnissen des Vorjahres. Jedenfalls dürfte am Sonntag kein Teilnehmer im Anschluss behaupten, er sei unter Wert geschlagen gewesen.

Was auch wieder für Danedream spricht und spätestens hier muss man auch erwähnen, dass bei aller Überlegenheit am Ende, Andrasch Starke der dreijährigen Lomitas-Tochter ein Rennen nach Maß servierte.

Aus Startplatz zwei platzierte der fünffache deutsche Champion-Jockey Danedream im erweiterten Vordertreffen und steuerte die deutsche Hoffnung problemlos über die gesamte Distanz.

Da einige Führpferde im Feld waren konnte man davon ausgehen, dass es nicht an Tempo mangeln würde. Irlands Derby-Sieger Treasure Beach setzte einen hohen Takt und führte zeitweise mit vielen Längen vor Aga Khans zweiter Farbe Shareta, gefolgt von St. Nicholas Abbey, Testosterone, dem wie Danedream nachgenannten englischen St. Leger-Sieger Masked Marvel, Nakayama Festa, Danedream immer innen an den Rails platziert und somit auf kürzestem Weg marschierend, dem ebenfalls nachgenannten Fabre-Schützling Meandre, gefolgt von Wertheimers Hoffnung Galikova, die im Führring als einziger Teilnehmer angefangen hatte zu schwitzen. Dahinter hatten sich Frankreichs Derby-Sieger Reliable Man und Snow Fairy eingereiht, noch weiter hinten folgte die nicht unerwartet favorisierte Sarafina.

Treasure Beach forcierte Ende der „falschen Gerade“ 700 Meter vor der Linie noch einmal das Tempo, war aber nicht in der Lage, die Konkurrenz abzuschütteln.

Shareta erschien 500 Meter vor der Linie an der Spitze, dahinter hatte in ihrem Fahrwasser Danedream locker die Verfolgung aufnehmen können. Von hinten kommend hatte 400 Meter vor dem Ziel kein Konkurrent entscheidend aufschließen können, gleichwie am äußeren Flügel Meandre und Sarafina in Position erschienen. Doch ihr Speed verfehlte die entscheidende Wirkung.

So fiel bereits mehr als eine Vorentscheidung, als Andrasch Starke Danedream hinter Shareta herauszog und nun die alles entscheidende Attacke fuhr. Es war die Leichtigkeit, mit der die von Peter Schiergen seit Monaten in Topform gehaltene Lomitas-Tochter die Konkurrenz einfach stehen ließ. Man kann es einfach nicht oft genug beschreiben.

Die Stute löste sich ganz locker und geriet zu keinem Zeitpunkt mehr in Gefahr, So bescherte sie ihren Besitzern, dem Gestüt Burg Eberstein und Teruya Yoshida die Siegbörse von 2.285.600 Euro. Die 710:10-Außenseiterin Shareta, die am Toto mit Sarafina gekoppelt war, verteidigte bis ins Ziel tapfer ihre Position, verdiente für ihren zweiten Platz noch 914.400 Euro.

Stark endete Snow Fairy, Ed Dunlops Globetrotterin zeigte wieder eine internationale Spitzenleistung, was mit 457.200 Euro stattlich belohnt wurde. So You Think bekommt für seinen vierten Rang noch 228.400 Euro, sein Trainingsgefährte St. Nicholas Abbey schnappte sich für den fünften Rang 114.400. Dahinter ging Meandre, der für 100.000 Euro nachgenannt worden war, als erster Kandidat leer aus.

Sarafina ließ wie erwähnt die entscheidende Attacke vermissen, Galikova war nicht in der Lage, ihre Leistung vor allem aus dem Prix Vermeille abzurufen und Vorjahressieger Workforce lief im Rahmen der diesjährigen Form seines Betreuer Sir Michael Stoute, einfach nur schwach.

Die japanischen Gäste spielten im Gegensatz zum Vorjahr keine Rolle. Nakayama Festa, der 2010 nach einer großen Partie nur Workforce ganz knapp den Vortritt hatte lassen müssen, wirkte ebenso wie Hiruno D‘ Amour, der im Prix Niel ein so versprechendes Europa-Debüt hinter Sarafina gegeben hatte, keine Rolle, sie kamen nur als Zehnte und Elfte über die Linie.

Frankreichs Derby-Sieger Reliable Man bewies endgültig, dass er durchlässigeren Boden benötigt. Dass Englands Leger-Sieger Masked Marvel, der immerhin für 100.000 Euro nachgenannt worden war, die rote Laterne über die Linie trug, beweist nur, dass der Gosden-Schützling am Arc-Tag restlos indispooniert war.

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