Dietrich von Boetticher (Foto) kennt das Gefühl des Derby-Sieges. Bislang triumphierte der Besitzer des Gestüts des Gestüts Ammerland ausschließlich in Hamburg. 1997 brachte Borgia das BMW Deutsche Derby an sich, 2001 siegte ihr Halbbruder Boreal für die beyerische Zuchtstätte. 2005 stehen die Aussichten für einen dritten Derby-Triumph günstig, allerdings nicht in der Hansestadt, sondern in Chantilly/Frankreich.
Am Sonntag bestreitet nämlich der Ammerländer Montjeu-Sohn Hurricane Run als Favorit den Prix du Jockey Club, der mit 1,5 Millionen Euro (857.100 Euro dem Sieger) dotiert ist und erstmals über die verkürzte Distanz von 2100 Metern führt.
Bei drei Starts ist der deutsche Hengst, den Andre Fabre trainiert, noch ohne Niederlage, beeindruckte zuletzt im Prix Hocquart sehr. Bei einem 2000-Meter-Canter unterstrich er im Training gegen Trainingspartner Archange d´Or, der ebnefalls noch startberechtigt ist, seine exzellente Form.
Wer kann ihn schlagen? Man denkt dabei nicht unbedingt an Silver Cross (Trainer Didier Prod´homme) und Ruwi (Jean-Claude Rouget), die im Prix Hocquart (Gruppe II) schon deutlich hinter Hurricane Run landeten. Eher möglich scheint der hocheingeschätze Vatori (Philippe Demercastel), der im Prix Greffulhe (Gruppe II) sehr gefiel und am Dienstagmorgen in der Arbeit bestens in Gang war. John Hammond schickt mit Gharir einen Bruder des guten Act One in Derby, der in der Poule d´Essai des Poulains dicht hinter Shamardal endete.
Und genau dieser Shamardal könnte für den ersten Triumph des Erfolgsstalles Godolphin im Prix du Jockey Club sorgen. Sowohl Trainer Saeed bin Suroor (Godolphin), als auch Aidan O´Brien (Tabor-Magnier), die Global Player des Galopprennsports, konnten sich in diesem prestigeträchtigen Rennen noch nie in Szene setzen.
Godolphin hat zwar sowohl Dubawi, den Sieger der Irish 2000 Guineas, als auch Shamardal im Aufgebot, aber es scheint völlig sicher, dass Shamardal die Interessen von Sheikh Mohammed in Paris vertreten wird. Oratorio, Gypsy King und Grand Central aus dem mächtigen O´Brien-Stall sind ebenfalls noch unter Order, gelten aber gleichermaßen als Kandidaten für Epsom, so dass der Dante Stakes-Dritte Falstaff und Scorpion, zuletzt Zweiter in den Gallinule Stakes (Gruppe III), die Hoffnungen des irischen Starcoaches sein dürften. William Muier setzt auf Mister Genepi, den Gallinule-Dritten.
Italien ist vertreten durch Eraser, den Vierten aus dem Prix de Guiche. Dänische Interessen vertritt mit Airex ein Schützling von Flemming Poulsen. Mountain High, ein Halbbruder der Championstute Islington, aus dem Quartier von Sir Michael Stoute wurde schon am Mittwoch aus dem Aufgebot genommen. Eine Nachnennung bekam Mick Channons Rocamadour, der gerade zwei Listen-Prüfungen in Newmarket an sich gebracht hat. Eine Investition, die 60.000 Euro kostete.
Komplettiert wird das voraussichtliche Derby-Feld durch Gold Sound (Carlos Laffon-Parias) und Doctor Dino (Richard Gibson), die sich im Prix de Guiche (Gruppe III) ein erbittertes Duell lieferten und Laverock (ebenfalls Carlos Laffon-Parias), zuletzt Siebter zu Shamardal in der „Poule“.
Und dann wäre da mit dem Acatenango-Sohn Musketier (Pascal Bary) noch ein weiteres Pferd aus deutscher Zucht. Allerdings kommt er mit dem fünften Rang zu Paita im letztjährigen Criterium de Saint-Cloud und Rang vier im Prix Greffulhe hinter Vatori noch nicht hin.