Das Punchestown Festival, das irische Gegenstück zu Cheltenham, begann am Dienstag mit einer echten Sensation. Denn es passierte das, was keiner für möglich gehalten hatte. Der von Jessica Harrington trainierte, elfjährige Moscow Flyer, bestes Hindernispferd auf der Insel, ungeschlagen bei sämtlichen 19 Jagdbahnstarts, bei denen er den Kurs beendete, und das Idol der Iren, musste in der Kerrygold Champion Chase (Grade I, 3200 m, 171.000 Euro) zum ersten Mal in seiner langen Karriere eine echte Niederlage hinnehmen.
12:10 stand der Moscow Society-Sohn am Toto, doch es zeigte sich wieder einmal, dass er auf der welligen Punchestown-Bahn nicht besonders gut zurecht kommt, auch wenn er hier acht Rennen gewann, unter anderem im Vorjahr, als er die Kerrygold Champion Chase gegen Rathgar Beau gewann. Vor zwei Jahren kam er in diesem Rennen jedoch am vorletzten Hindernis zu Fall. Und dieser vorletzte Sprung war es auch, der ihm nun den Ruf des Unbesiegbaren nahm.
Moscow Flyer, der schon unterwegs nicht immer flüssig sprang, hatte sich nie richtig von Rathgar Beau, seinem langjährigen Rivalen absetzen können. Und dann machte er einen schweren Fehler. Zwar blieb er auf den Beinen, doch konnte sich Rathgar Beau unter Shay Barry einen Vorteil verschaffen. Moscow Flyer gab sich aber nicht geschlagen, Barry Gerraghty, sein ständiger Reiter, finishte um sein Leben, es ging hin und her, Kopf an Kopf stürmten beide dem Ziel entgegen, mit starker Schlussleistung war auch noch der alte Native Upmanship an der Innenseite dichtauf.
Und dann kam der Zielpfosten. Beide Pferde waren mit bloßem Auge nicht auseinanderzukriegen. Niemand wusste, wer gewonnen hatte, selbst die beiden Jockeys, die in diesem Endkampf alles gegeben hatten waren sich nicht sicher, wer vor wem gewesen sei. Einige vermuteten sogar, dass es totes Rennen gegeben haben könnte. Die Auswertung des Zielfotos dauerte länger als das Rennen selbst.
Es waren quälende Minuten nicht nur für die unmittelbar Beteiligten, sondern auch für die Zuschauer, von denen wohl jeder – ausgenommen die wenigen, die Rathgar Beau gewettet hatten – hoffte, dass Moscow Flyer als Sieger bekanntgegeben würde. Doch das Zielfoto – es wurde tatsächlich irgendwann ausgewertet – ist nun einmal unbestechlich und unterscheidet nicht zwischen Helden und „Normalsterblichen“, es macht sie höchstens. Einen kurzen Kopf Vorsprung wies das Foto schließlich zugunsten des von Eamonn Sheehy trainierten Rathgar Beau aus, der am Toto 90:10 zahlte.