Ein Gigant des deutschen und internationalen Turfs feiert Geburtstag: Am 13. März wird Heinz Jentzsch (Foto) 90 Jahre alt. Der heute in Iffezheim, gleich neben der berühmten Rennbahn, lebende Jubilar ist sowohl nach Zahl und Bedeutung seiner Erfolge als auch als Persönlichkeit eine Ausnahmeerscheinung, für die jeder Rahmen zu klein wäre. Im Galopprennsport setzte der absolute Selfmademan über 4 Jahrzehnte den Maßstab.
Die von ihm vorbereiteten Vollblüter gewannen auf den Rennbahnen zwischen Köln und Tokyo die auch international extrem ungewöhnliche Zahl von 4029 Rennen, darunter achtmal das Deutsche Derby. Der im Galopper-Paradies Hoppegarten vor den Toren Berlins geborene Pferdemann war der Mann, der auf dem Turf die Sieger machte.
Er formte Turfheroen wie Priamos, Hitchcock, Dschingis Khan, Alpenkönig, Lombard, Lirung, Acatenango und Lando, mit dem er 1995 das damals mit Abstand höchstdotierte Rennen der Welt, den Japan Cup, gewann. Zu seinen Erfolgen gehörten aber auch über 200 Hindernisrennen. Jentzsch war der Mann, der jede Chance wahrnahm. Er schickte seine vierbeinigen Schützlinge auch auf kleine Rennbahnen, wenn ihm ein Rennen das Richtige für eines seiner Pferde zu sein schien.
Beinahe unglaublich und international bestaunt ist die Zahl der von Heinz Jentzsch erzielten 31 Championaten seiner Zunft: 31 Deutsche Meisterschaften. Bei all seinen sportlichen Erfolgen und Auszeichnungen wie dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und der Goldenen Medaille des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen blieb Heinz Jentzsch, der den größten Teil seiner von 1942 bis 1999 währenden Trainerlaufbahn in Köln-Weidenpesch verbrachte, ein besonders bescheidener, zurückhaltender Mann, der sich in seiner Freizeit für mehrere Sportarten, darunter Boxen, begeistert, Ziertauben züchtet und ein sehr guter Pferdemaler ist.
Nicht nur wegen seiner Erfolge und seiner unprätentiösen Art war Jentzsch bei Medienvertretern und in der Öffentlichkeit jahrzehntelang besonders beliebt, sondern auch wegen seines profunden Wissens, seiner manchmal unkonventionellen Erkenntnisse und seines großen Humors.
Letzterer äußerte sich oft in originellen, mitunter übertrieben pessimistischen oder tiefstaplerischen Sprüchen wie: „Warum habe ich bloß diesen Beruf ergriffen? Wäre ich bloß Schuster geworden.“ In einer kurzen, etwas glücklosen Phase prägte er das im Turf heute geflügelte Wort: „Meine Form, die ist so schlecht. Wenn ick ins Wasser kicke, sterben die Fische.“