Um 14.10 Uhr wurde am vergangenen Samstag auf dem Gelände der Baden-Badener Auktionsgesellschaft Geschichte geschrieben. Als nach einem packenden Bieteduell der Hammer gefallen war, da stand die Zahl 710.000 auf der Tafel hinter dem Auktionator – neuer deutscher Rekord, die alte Bestmarke von Quorum, der 2003 400.000 Euro gekostet hatte, war deutlich übertroffen. Und erneut war es ein Angebot des Gestüts Brümmerhof von Julia und Gregor Baum, das für Schlagzeilen sorgte: North Star, ein Sohn der Listensiegerin North America, einer von drei Nachkommen des großen Monsun auf dieser Auktion.

100.000 Euro betrug das Anfangsgebot, schnell war man aber in höheren Regionen. Dirk Eisele, Manfred Hofer, Tom Goff, alle hoben irgendwann einmal die Hand, doch ab der halben Million war es nur noch ein Duell zwischen Jürgen Albrecht, der für den Wodka-Oligarchen Rashit Shaykhutdinov aus Tartarstan bot, und Rüdiger Alles. Bei 700.000 Euro hatte Albrecht noch das Gebot, doch Alles bot wesentlich zügiger und eine weitere Bietestufe wollte der einst in Iffezheim stationierte Trainer nicht mehr mitgehen. Der Griff zur Kehle signalisierte: Wir wollen nicht mehr.

Rüdiger Alles bekam folgerichtig den Zuschlag für den „Star“, Georg Baron von Ullmann, der im Außenbereich der Halle weilte, wird neuer Besitzer sein. „Er sieht aus wie sein Vater“, sagte Alles zu North Star, der unter dem Beifall des Auditoriums das Auktionsrund verließ, ganz Brümmerhof lag sich in den Armen.

Das war wenige Minuten später nicht anders, denn auch der zweite Monsun-Hengst aus der norddeutschen Zuchtstätte lag über der alten Marke. Das war Salomo, ein Hengst aus der Schwarzgold-Linie, rechter Bruder zur „Winterkönigin“ Sorrent.

Angus Gold, Manager von Scheich Hamdan Al Maktoums rennsportlichen Unternehmungen, stieg spät, aber erfolgreich ein. Bei 430.000 Euro bekam er den Zuschlag, sein Kontrahent, der tschechische Trainer Samul Sokol feuerte verärgert den Katalog auf den Boden, da er den Hengst nicht bekommen hatte.

„Es wird sicher kein frühes Pferd werden“, meinte Gold, „wir werden ihm Zeit geben. Es ist eine Auktion, die man nicht mehr versäumen darf“, fügte er im Hinblick auf den Standard der angebotenen Pferde an, „Aussehen und Pedigrees der Jährlinge werden von Jahr zu Jahr besser und über die Qualirät der deutschen Zucht braucht man nicht mehr diskutieren.“

Der Start in die zweitägige Auktion am Freitag war eher durchwachsen, auch wenn das Publikumsinteresse enorm war. Trotz der Tatsache, dass das letzte Rennen noch nicht gelaufen war, als Lot Nummer eins den Ring betrat. Was die BBAG doch einigermaßen verärgerte. „Es gibt eine Vereinbarung, dass der Renntag bis zum Beginn der Auktion abgewickelt werden soll,. Außerdem sind wir inzwischen ein großer Sponsor des Clubs“, begründete BBAG-Geschäftsführerin Verena Gang ihr Unverständnis.

Jürgen Albrecht, der Stall- und Zuchtmanager von Rashit Shaykhutdinov, war der Protagonist des Abends, denn er sorgte mit seinem Arbeitgeber an seiner Seite für die beiden Höchstpreise. Salestopper war nicht unerwartet die von der Stifzung Gestüt Fährhof angebotene Hernando-Stute aus der Midnight Angel, die von Newsells Park aus England kommt und 120.000 Euro kostete. Unter Fährhofer Banner wurde auch ein Mujahid-Sohn aus der Sabanilla offeriert, ein echter Fliegertyp, der am Ende 75.000 Euro wert war.

„Die Pferde werden teilweise in Deutschland bleiben, sollen von Andreas Wöhler und Christian von der Recke trainiert werden“, berichtete Albrecht, „einer kommt aber wohl zu Carlos Laffon-Parias nach Chantilly.“ Man hatte zu Beginn der Auktion auch noch eine Tiger Hill-Stute aus Sommerberg gekauft.

Wegen eines großen Verkehrsstaus auf der Autobahn und rund um Iffezheim begann der zweite Teil der BBAG-Jährlingsauktion am Samstag mit 20-minütiger Verspätung. Ein Top-Angebot war natürlich die Nummer 110, ein von Pentire stammender Sohn der Salonrolle, die mit Peppertree Lane (Gruppesieger in Irland), dem Radeberger-Gewinner Salonhonor, sowie den gutklassigen Salonblue und Salon Turtle schon eine Reihe von Assen brachte.

Salontyre, so der Name des schicken Wittekindshofer Hengstes, konnte Auktionator Rene Alles für 130.000 Euro an den Mann bringen. BBA Germany-Chef Dirk Eisele war hier für norwegische Interessen aktiv, Trainer Rune Haugen war mehrfach an seiner Seite zu sehen.

Unmittelbar danach konnte das Auktions-Team die nächste Champagnerflasche überreichen, denn auch die Nummer 111 erreichte einen fünfstelligen Preis. 120.000 Euro war ein im Gestüt Etzean aufgewachsener noch namenloser Hengst wert, der von dem Sadler´s Wells-Sohn und Champion-Meiler Refuse to Bend stammt. Seine Mutter Sombreffe zeichnet für keinen Geringeren als den ehemaligen Galopper des Jahres Ransom O´War verantwortlich.

Manfred Hofer bekam den Zuschlag. „Er geht in ein neues Syndikat. Wir werden ihm alle Zeit geben, da er spät geboren ist und ihn noch einmal auf die Koppel schicken“, ließ der Agent durchblicken.

Eine besondere Erscheinung im Ring war die Katalog-Nummer 148. Graf und Gräfin von Stauffenberg boten eine Bering-Tochter namens Fait Accompli an, deren Mutter Fantastic Flame mit Bahamian Dancer einen Hong Kong-Gruppe II-Sieger hat, der bei seinen fünf Erfolgen über 500.000 Euro eingaloppierte.

Es entwickelte sich ein heißes Duell zwischen dem Gestüt Höny-Hof und dem Gestüt Hofgut Mappen, aus dem die letztgenannte Zuchtstätte als Sieger hervorging. 240.000 Euro zahlte man für die Fuchsstute, die später auch für die Zucht eine Perle sein dürfte. Rüdiger Alles von der IVA unterzeichnete das Ticket für den Käufer.

„Da steht Deutsches Stutenderby eingraviert“, stellte Auktionator Helmut Kappes die Nummer 154 vor. Die vom Gestüt Hof Ittlingen offerierte Singspiel-Tochter aus der nächsten Verwandtschaft der Championstute Hollywood Dream stand natürlich groß im Focus. Die Gebote schossen in die Höhe, schließlich wurde die Lady für 140.000 Euro an Darley verkauft.

Blandford Bloodstock investierte kräftig. Die Nummer 164, den vom Gestüt Brümmerhof gezogenen Medlock, sicherten sich die Engländer. 160.000 Euro kostete der Sohn des Champion-Zweijährigen Johannesburg, der viel Frühreife vererbt bekommen haben könnte.

Aus seiner Familie kommt nicht zuletzt The Groom Is Red, der die Champagne Stakes (Grade I) in Belmont Park gewann. Anschließend wurde bekannt, dass der Hengst für Coolmore erworben wurde, dessen Repräsentant Joe Hernon war wie stets das komplette Wochenende in Baden-Baden.

„Er bleibt in Deutschland“, versicherte BBA Germany-Boss Dirk Eisele, ohne allerdings den Trainer nennen zu wollen, nachdem er für 150.000 Euro den Zuschlag für die Nummer 176 bekommen hatte. Es handelte sich wiederum um einen Brümmerhofer. Der Nayef-Sohn stammt aus einer Familie, in der es vor Black Type nur so wimmelt.

Unter Katalog-Nummer 251 war mit 280.000 Euro ein weiterer Zuschlag im hoch preisigen Bereich fällig, als eine vom Irish 2000 Guineas-Sieger Bachelor Duke stammende Stute aus der engsten Verwandtschaft von Shirocco im Ring erschien und somit zum teuersten Zuschlag für eine Stute der Auktion avancierte.

Die noch namenlose Tochter aus der Tap On Wood-Stute Sedulous, vor allem auch Mutter der von dem doppelten Derby-Sieger The Minstrel stammenden So Sedulous, die für den vor allem im Breeders’ Cup Turf, Coronation Cup und Deutsches Derby erfolgreichen Monsun-Sohn Shirocco zeichnet, wurde Dr. Christoph Berglar zugeschlagen, womit es sich allerdings nicht um einen Rückkauf handelt, sondern um die Auflösung einer mehrköpfigen Partnerschaft. Unterbieter war Dr. Andreas Jacobs.

Wie in den letzten Jahren war Eckhard Sauren erneut mehrfach auf der Käuferseite aktiv. 130.000 Euro legte er für den vom Gestüt Wittekindshof angebotenen Tiger Hill-Sohn Saldentiger an. Es ist nicht das erste Produkt der Alkalde-Tochter, dass der Kölner Anlagenberater auf der BBAG-Auktion ersteigerte. Bereits Saldenblatt ging 2004 in seinen Besitz, der Dashing Blade-Sohn stieg zum Auktionsrennen-Sieger auf. Mit Saldenschwinge und Saldentigerin brachte Salde bereits zwei Gruppe-Sieger.

Saldentiger wird natürlich zu Mario Hofer in Training kommen. „Damit bin ich sehr zufrieden“, kommentierte Bruno Faust vom Gestüt Karlshof, nachdem der von Derby-Sieger Samum stammende Schachspieler für 120.000 Euro an die BBA Germany zugeschlagen worden war.

Schachspielers Großmutter ist die Listensiegerin und auf Gruppe-Ebene platziert gelaufene Lille Hammer, die eine Tochter der Smeralda ist, womit es sich auch hier um die Schlenderhaner Schwarzgold-Familie handelt.

Der Samum-Sohn geht in den Besitz von RTC-GmbH und kommt zu Wolfgang Figge nach München in Training, das Gebot hatte sein wichtigster Besitzer Hans-Gerd Wernicke abgegeben.

Auch Katalog-Nummer 202 brachte 110.000 Euro, erneut war dies ein Samum-Sohn und ein Angebot des Gestüts Karlshof. Den Zuschlag bekam Reginald Graf von Norman für sein Gestüt Hachtsee. Amaterasu ist eine Tochter der Listensiegerin Anthurium, die eine Halbschwester der Gruppe-Sieger Arcadio und Assiun ist.

An irische Interessen wurde der vom Gestüt Isarland angebotene Mountain Forest verkauft. Der Tiger Hill-Sohn aus der Verwandtschaft von Mosella brachte 90.000 Euro. Egertons Farben wird in Zukunft der vom Gestüt Brümmerhof angebotene Waldlord tragen. Den Zuschlag für den Halbbruder von Wiesenpfad erhielt bei 80.000 Euro Götz Meyer zu Reckendorf.

Der Enkel der Wurftaube wird zu Peter Rau nach Warendorf in Training kommen. Das letzte hohe Gebot der Auktion war unter Katalog-Nummer 273 fällig, als ein vom Gestüt Am Schlossgarten aufgebotener Tiger Hill-Sohn für 75.000 Euro der IVA zugeschlagen wurde. Bailadors Großmutter Book of Love brachte an Bon Jovi und Blue Bay zwei Listen-Pferde. Der Tiger-Hill-Sohn wird später die Weissenhofer Farben tragen.

Die Bilanz der Baden-Badener Auktionsgesellschaft fiel angesichts der neuen Rekordzahlrn natürlich positiv aus. „Wir möchten uns beim gesamten Team der BBAG und vor allem bei den Züchtern bedanken, dass sie uns so hohe Qualität gebracht haben“, war die erste Reaktion von Verena Gang, die als Geschäftsführerin für ihre letzte Jährlingsauktion verantwortlich war. BBAG-Präsident Karl-Dieter Ellerbracke stellte den hohen Anteil der Pferde heraus, die für deutsche Interessen gekauft wurden.

„Das sind immerhin zwei Drittel, deutlich mehr als im vergangenen Jahr“, merkte er an. Er sagte aber auch, dass ein Hengst vom Kaliber Monsun allein nicht ausreichend sein, man müsse sich weiter um steigende Qualität bei den Deckhengsten bemühen. „Die BBAG hat sich in all den Jahren auch unter schwierigen wirtschaftlichen Umständen stets darum bemüht, dem deutschen Züchter die Möglichkeit zu geben, sich zu refinanzieren“, sagte er.

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