Samum – Ein Rennpferd das Geschichte schrieb

Wie gut war er denn nun wirklich, dieser Hengst namens Samum, die einzigartige Derby-Explosion? Eine GAG-Marke von 102 Kilo attestiert ihm fraglos ein Zeugnis der Extraklasse. Aber vielleicht war er ja sogar noch einen Tick besser, vielleicht gehörte er tatsächlich zu den besten Pferden, die der deutschen Vollblutzucht jemals entsprungen sind. Für 60.000 Mark wechselte der Hengst Samum im September 1999 in den Besitz von Franz-Günther von Gaertner.

Auf Empfehlung von Züchter Bruno Faust ließ von Gaertner Trainer Bruno Schütz das Pferd kaufen. Eine Entscheidung, die von Gaertner am 2. Juli des Millennium-Jahres zum glücklichsten Menschen in Hamburg-Horn machte. Samum war zum Derby-Triumphator geworden, hatte tatsächlich das Blaue Band für den Stall Blankenese geholt.

Zu einer Quote von 35:10 rückte der Fuchs in die Boxen auf der Heimatbahn seines Besitzers ein. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war es kein überragendes, aber sicher doch ein sehr gut besetztes Derby, das der Monsun-Sohn gewann. Immerhin war mit Kallisto der frische italienische Derbysieger am Start, starteten Pferde wie der spätere Gruppe I-Sieger Anzillero und auch der damals kaum erkannte, jetzt mehrfache Gruppe I-Gewinner Paolini. Auch der Zweitplatzierte Subiaco ging nach dem Start in Hamburg seinen Weg, avancierte mit Frankie Dettori im Sattel unter anderem zum Gerling Preis-Sieger.

Nach dem Erfolg im Blauen Band folgte Samums sechster Streich in Folge, als er auf dem Iffezheimer Geläuf zum ersten deutschen Sieger eines World Series-Rennens wurde. Samum hatte auf einen Schlag eine Million Mark verdient, hatte der zum Teil hochkarätigen internationalen Konkurrenz keine Chance gelassen. Daliapour, der später im Jahr die Hong Kong Vase gewinnen sollte, der französische Derbysieger Holding Court, Godolphins Gruppe I-Crack Mutafaweq, alles richtig gute Pferde. Und alle hatten keine Chance.

Dazu kamen die frische Schlenderhaner Gruppe I-Siegerin Catella, die nur wenige Wochen nach dem Auftritt an der Oos auch im Breeders Cup in die Platzierung laufen sollte, und Carde Ostermann-Richters Paolini. An jenem 3. September 2000 hatte sich Samum für die deutsche Vollblutzucht unsterblich gemacht, hatte sein eigenes Kapitel in den Geschichtsbüchern des Turfs endgültig aufgeschlagen.

Deutschland hatte einen Superstar. Einen, der es auch internationale Gegner hinter sich gelassen hatte, der auch die Nagelprobe auf WM-Parkett mit Bravour bestanden hatte. Die ganze Nation konnte getrost richtig Paris schauen. Man konnte Samum nach der Vorstellung in Baden-Baden sicher auch im Bois de Boulogne Siegchancen attestieren. Zwischen Iffezheim und Longchamp bekundeten die mächtigen Godolphin Stables von Sheikh Mohammed Interesse an dem kapitalen Fuchs, sollen seinerzeit bis zu 5 Millionen US-Dollar für Samum geboten haben. Mehr als eine Wertschätzung ist das allemal.

Auf den ersten Blick erschien der Prix de l´Arc de Triomphe gar nicht einmal so schwer zu sein. Zehn Pferde nur am Start, natürlich Cracks wie Sinndar oder Montjeu, aber Samum war immerhin dritter Favorit. Eine echte Chance hatte er am ersten Oktober-Sonntag allerdings nie. Die Explosion blieb aus. Andrasch Starke servierte dem Hengst dabei sicher auch kein günstiges Rennen, doch schien es allein daran nicht gelegen zu haben.

Nach Paris sollte dann Schluss sein, man wollte eine grandiose Saison beenden und dem Hengst die verdiente Winterpause gönnen. „Wir haben ihm als Dreijährigen vielleicht zu viel zugemutet“, sagt Franz-Günther von Gaertner heute. Damit meint der Hamburger sicher auch den Trip nach Hong Kong, der im selben Jahr dann doch noch für Samum folgen sollte.

Sieben Tage vor dem Heiligen Abend war Fortuna vor 135.000 Zuschauern in Sha Tin aber alles andere als im Bunde mit dem Dreijährigen. „Samum was held up badly“, erkannte der Rennbahnkommentator Mitte der Geraden, als der Hengst keine freie Passage fand und in der entscheidenden Phase nicht ins Geschehen eingreifen konnte. Ein Stop, der sicher Platz zwei oder drei gekostet hat. Die internationale Presse war sich einig, dass Samum ohne diesen Zwischenfall auf dem Cup-Treppchen gelandet wäre, wurde er am Ende noch mächtig schnell.

Doch mit Hong Kong assoziiert die Samum-Mannschaft heute nicht nur einen unglücklichen Rennverlauf, sondern auch einen Virus, der Samum vier- und fünfjährig nie mehr an seine Bestform anknüpfen ließ. Im Züchterlager ist man sich sicher, dass Samums Probleme mit den Bronchien eben einem aus Asien importierten Virus entstammen. Denn einschließlich des Rennens in Hong Kong, geht man einmal davon aus, dass Samum bei entsprechendem Rennverlauf immer unter den ersten drei gewesen wäre, war Samum bis zu diesem Zeitpunkt kein Zacken aus der Krone gefallen.

Den wahren Samum sah man nach dem Hong Kong Cup 2000 nie wieder. Nach der Winterpause gab es einen nichtssagenden Start im Prix Ganay. Dann die bittere Niederlage gegen den Horwart-Hengst Bonvivant, der diese Form nie mehr bestätigen sollte. Die Gesundheit spielte dann nicht mehr mit, man beendete die Kampagne 2001.

Das Comeback erfolgte dieses Jahr wieder in Baden-Baden, Zweiter war der Hengst zu Simoun, das war schon ein Hoffnungsschimmer. Doch der explosionsartige Antritt, der Gang eines Pferdemotors, den nur ganz wenige haben, den sollte es nicht mehr geben. Nach Baden ging es noch nach Hamburg und Düsseldorf.

Und dann wieder nach Baden-Baden, wo Samum seine Karriere auch beendete. Eben an jener Stätte und im gleichen Rennen, in welchem er zum ersten deutschen Sieger eines World Series-Rennens geworden war. Und die Millenniums-Explosionen aus Baden und Hamburg, die wird so schnell kein Turffan vergessen!

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