Eigentlich, so fängt ein bemerkenswertes Interview mit dem in Frankreich tätigen belgischen Jockey Christophe Soumillon im französischen Turf-Medium „Jour de Galop“ an, sei über ihn alles gesagt und geschrieben. Dennoch erachtete man es als adäquat, mit dem Reiter ausführlich zu sprechen. Der Themen gibt es schließlich genug und, so die Quintessenz, Soumillon sei schließlich nie da, wo man ihn erwartet und pflege sein „Anders Sein“. Das, so sagen es die Kollegen, zeige sich bei dem folgenden, vier Seiten umfassenden Interview, einmal mehr.

Die Sport-Welt gibt einige Passagen aus dem Interview mit „Jour de Galop“ übersetzt wieder. Soumillon wird in diesem Jahr, nachdem sein Vertrag als Jockey des Aga Khan im letzten Jahr gekündigt wurde, für Trainer Jean-Claude Rouget in den Sattel steigen. „Das ist eigentlich nichts Neues“, so Soumillon, „ich bin ja schon für ihn geritten und wir hatten schon schöne Erfolge.“ Neu sei indes, dass er gerade zu Saisonbeginn nun oftmals nach Pau reisen werde, um die von ihm zu reitenden Pferde bei Rouget kennen zu lernen.

Der Coach trainiert bekanntlich nicht in der Zentrale Paris-Chantilly. „Ich bin nicht unruhig“, antwortet Soumillon auf die Frage, was er denke angesichts der Tatsache, dass Rouget mit seinen Zweijährigen in 2009 weniger Rennen als gewohnt gewonnen habe, was vielleicht auf einen nicht allzu starken Dreijährigen-Jahrgang schließen lasse. „Rouget hatte es auch nicht nötig, große Rennen mit den Zweijährigen zu gewinnen, um ein sehr gutes Jahr 2009 zu haben.“

Ein etwas heißeres Eisen packten die Fragesteller an, als Jean-Claude Rouget mit den Worten zitiert wird, „Ich werde sehen, ob er sich an meine Art, die Dinge zu tun, anpasst.“ Das zielt auf eine gewisse Erwartungshaltung ab, dass der Jockey, durchaus mitunter ein enfant terrible, sich Fehltritte kaum wird leisten können. „Ich denke, dass ich in der Lage bin, das zu tun, was man von mir erwartet. Natürlich muss ich mich anstrengen, damit die Dinge gut laufen.“

Er habe, bevor er den Job bei Jean-Claude Rouget angenommen habe, durchaus auch mit dem Gedanken gespielt, ins Ausland zu wechseln. „Ja, das habe ich, weil ich denke, dass es ganz schwer ist, eine gute Saison in Frankreich zu haben, wenn man nicht mit einem der vier oder fünf Top-Trainer zusammenarbeitet. Es gab Angebote, nach England zu wechseln. Ich habe auch darüber nachgedacht, in Hongkong zu arbeiten. Aber solch eine Entscheidung trifft man nicht so einfach. Ich habe meine Familie hier, meine Frau und die Kinder. Insofern ist die Lösung, für Herrn Rouget zu arbeiten, ideal.“

Es sei, das wird Soumillon in dem Interview entgegen gehalten, durchaus sehr selten, dass sich der Aga Khan von einem Jockey trenne, das sei normalerweise so ganz und gar nicht seine Art. „Das lag in meinem Fall an meinem Verhalten. Ich habe eine zu große Klappe. Ich habe in diesem Zusammenhang einige Fehler gemacht, was dazu geführt hat, dass ich den Vertrag verloren habe. Meine Qualitäten als Jockey haben damit nichts zu tun.“

Soumillon kommt dann durchaus zu etwas, was man als Einsicht bezeichnen kann: „Ich bin jemand, der impulsiv ist und seinen Ärger schwer im Zaum halten kann. Ich muss das dann auch zeigen“, sagt er, hat sich indes fest vorgenommen, sich in dieser Hinsicht zu bessern.

Der Bruch eines Ellenbogens hat Soumillon sehr schnell nach dem Ende des Aga Khan-Engagements außer Gefecht gesetzt. „Diese schlechten Momente sind Teil des Lebens“, sagt der Jockey, „Man muss nur hoffen, dass sie so selten wie möglich vorkommen.“ Fuß gefasst hat Soumillon schnell wieder, unter anderem auch mit seinen Ritten für Startrainer Mike de Kock in Dubai. „Er hatte mich angesprochen, es gab keine Nachfrage meinerseits“, sagt Soumillon. „Das konnte ich nicht ablehnen.“ Es sei, so eine Frage, sicherlich auch lukrativer, im Winter ins Ausland zu gehen statt in Frankreich zu bleiben. „Ich habe nichts gegen Cagnes-sur-mer, aber ich denke, dass bei jedem Jockey, egal wen man fragt, die Antwort auf die Frage Cagnes oder Ausland gleich ausfallen würde.“

Angesichts dessen ist es schwer, in Frankreich Championjockey zu werden. „Wenn man von November bis März weg ist, ist das unmöglich. Zumal bei einem Konkurrenten wie Ioritz Mendizabal, der das ganze Jahr da ist und regelmäßig Rennen für Jean-Claude Rouget gewinnt. Mein Ziel ist und bleibt es, gute Pferde zu reiten und Rennen zu gewinnen, die ich noch nie gewonnen habe,“ Beispiele? „Das Epsom Derby, den Japan Cup, den Dubai World Cup oder den Breeders‘ Cup Classic. Um das zu schaffen, muss man im Moment des Rennen aber jeweils auf dem besten Pferd der Welt sitzen.“

Dann gibt Soumillon durchaus Erstaunliches von sich: „In erster Linie ist es das Pferd, das ein Rennen gewinnt. Der Jockey ist dazu da, die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass es verliert. Ich spreche im Übrigen lieber über die Rennen, die ich verloren habe, als über die, die ich gewonnen habe. Wie mit Dalakhani im irischen Derby. Wenn das Rennen heute wieder stattfinden würde, würde ich gewinnen, das ist sicher. Ich wurde geschlagen von Unerfahrenheit und anderen Punkten.“

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