‚Will für Schlenderhan wieder gewinnen‘

Sie liegt noch gar nicht lange zurück – die Zeit, in der es am Stall von Ralf Suerland eher mäßig lief. Zwar immer wieder mal ein Treffer in einer besseren Prüfung, aber doch keine Bilanz, mit der man als Trainer ganz große Sprünge machen kann. „Ich hatte das Glück, immer wieder einen Crack wie Miss Tobacco oder Proudwings in meinen Reihen zu haben, sonst hätte ich das damals nicht überstanden“, erzählt der Kölner Coach.

Diese Zeiten des Kampfes gehören der Vergangenheit an. Diese Zeiten haben sich grundlegend gewandelt. Saison 2003: Ralf Suerland hat mit Mandela, Martillo, Silver Spur und Wild Passion vier hochkarätige Dreijährige in seinen Reihen. Mit Martillo sogar den möglicherweise besten Vertreter des Jahrgangs.

Und nun greift er sogar mit einer Doppelspitze im BMW 134. Deutschen Derby an, hat mit Silver Spur den Dritten aus dem Großen Müller Brot-Preis sowie mit Wild Passion den Gewinner des Bremer Walther J. Jacobs-Rennens im Aufgebot. Beides keine Favoriten, beides aber Pferde, die sich von einem zum anderen Start enorm steigern konnten.

In erster Linie natürlich Silver Spur, ein Sillery-Sohn (der Beschäler brachte u.a. den für das Turf Syndikat von Manfred Hofer im Fürstenberg-Rennen erfolgreichen Indikator, der danach aufgegeben werden musste) aus der Zucht des Gestüts Eulenberger Hof. „Manfred Hofer ist dieses Jahr günstig an das Pferd gekommen, Silver Spur war kein Zweijähriger. Wir haben im Vorjahr aber schon gemerkt, dass er galoppieren kann“, schildert Suerland. „Immerhin ist er ein Bruder des tollen Hindernispferdes Serrano. Dass er aber so einschlägt wie jetzt, hatten wir auch nicht gedacht.“

Doch Suerland wäre nicht Suerland, würde er bei allem Optimismus nicht auch realistisch bleiben. „Beide Pferde sind Rennpferde, die viel Potenzial haben. Ich hoffe, dass Silver Spur am Derby-Tag die 2400 Meter stehen kann. Meine Vermutung ist jedoch, dass er nicht unbedingt der große Steher ist. Vielleicht sind 2000 Meter ideal. In München war er bis hundert Meter vor dem Ziel vorne. Er braucht ein Führpferd, ist bodenunabhängig.“

Tragen wird Silver Spur dann allerdings nicht mehr die Farben des Turf Sandikats, denn Karin Baronin von Ullmann sicherte sich in einem spektakulären Deal vor wenigen Wochen den Hengst. „Ich wusste, dass er verkauft werden sollte, aber zunächst noch nicht an wen. Paul Harley war am Stall, und schließlich hat mich die Baronin angerufen. Meine einzige Sorge war, dass Silver Spur im Stall bleibt“, berichtet Suerland.

Kurisosum: Ausgerechnet mit Ralf Suerland im Sattel hatte Schlenderhan 1976 zuletzt das Derby gewonnen. „Jetzt möchte ich für das Gestüt Schlenderhan das Derby auch als Trainer holen.“

Auf den allerletzten Drücker sprang Wild Passion (Acatenango-White on Red) noch auf den Derby-Zug auf. „Er ist ein absoluter Riese, mindestens 1,76 Meter groß. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass er noch ein Derby-Pferd wird.“

Anfang des Jahres erwarb Manfred Hofer Wild Passion von Manfred Ommers Stall Detag, der den Sohn der Winterkönigin White on Red auch gezogen hatte.

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