Unter Strom: Stimmung wie im Millennium-Jahr!

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Dubai stand am Samstag um kurz nach 21.20 Uhr unter Strom: Auf der von rund 30.000 Zuschauern gesäumten Bahn entwickelte sich im höchstdotierten Rennen der Welt ein Finish, an das man noch lange zurückdenken wird. Doch am Ende triumphierte das Pferd, dem die meisten Sympathien galten – Electrocutionist. Wieder einmal hatte Sheikh Mohammeds Godolphin-Erfolgsstall einen genialen Schachzug gelandet. Wieder einmal war eine lukrative Investition aufgegangen. Und das nach einem Jahr 2005, das sicher nicht als glanzvolle Saison in die Geschichte der ‘Boys in Blue’ einegangen ist.

Im Dubai World Cup, dem mit sechs Millionen US-Dollar lukrativsten Rennen auf dem Globus über 2000 Meter der Sandbahn, hatten die vielen Anhänger des 21:10-Favoriten unterwegs wohl kaum noch gedacht, dass Electrocutionist tatsächlich die hohen Erwartungen erfüllen und die Amerikaner Brass Hat (Willie Martinez) und Wilko (Garrett Gomez) auf die Plätze verweisen würde.

Niemals zuvor bei den bisherigen zehn Austragungen des Dubai World Cups seit 1996 hatte ein Pferd aus Startnummer eins gewonnen, geschweige denn sich unter den ersten Dreien platziert. Man fürchtete den ‘Kickback’ nach dem Start.

Doch Frankie Dettori hatte auf Shiroccos Runner-up aus dem Gran Premio del Jockey Club e Coppa d´Oro 2004 die Ruhe bewahrt. Zunächst ging er an sechster Stelle hinter den Amerikanern Super Frolic, Magna Graduate, Wilko und Brass Hat, sowie dem Japaner Kane Hekili, ließ sich dann sogar noch ein wenig weiter zurückfallen. In der Geraden war von Electrocutionist auch anfangs nichts zu sehen.

Magna Graduate verteidigte sich von den anfänglich prominenten Pferden zunächst, Brass Hat fand allmählich in den höheren Gang, dann packte Wilko mächtig an und schien nach seinem Breeders´ Cup-Sieg 2004 einen weiteren Glanztag erwischt zu haben. In der Distanz sprach schließlich vieles für Brass Hat, der sich an den Konkurrenten vorbeigerackert hatte.

Doch auf den letzten einhundert Metern geschah etwas, womit kaum noch jemand gerechnet hatte. Frankie Dettori war urplötzlich und wie aus dem Nichts mit Electrocutionist zur Stelle. Dann machte er einen leichten Schlenker, schien Brass Hat nicht mehr erreichen zu können. Ein Raunen ging durch die Menge.

Umjubelt von ‘ganz Dubai’ wirkte der Fünfjährige aber doch noch wie elektrisiert und löste sich sogar noch auf anderthalb Längen von Brass Hat, der das erwartet gute Rennen lief, und Wilko, der die beste Vorstellung seit längerem bot, sowie Magna Graduate, der viel für das Rennen getan hatte.

Damit wehrte Electrocutionist drei Amerikaner ab. Nur Fünfter wurde der Japaner Kane Hekili, dem viele Vorschusslorbeeren galten. Viel Boden machte noch Chiquitin gut, während der Engländer Maraahel, der zweite Japaner Star King Man, der nachlassende Super Frolic, Sheikh Rashids Neuerwerbung Choctaw Nation sowie Shakis nichts mehr zu bieten hatten.

Der Weg von Electrocutionist, der nun bei zehn Starts seinen achten Sieg markierte und noch zweimal platziert war und nach dem 3,6 Millionen Dollar nun knapp 5 Millionen Dollar auf seinem Konto stehen hat, zurück zum Absattelring wurde begleitet von Emotionen, wie man sie zuletzt wohl beim Erfolg des unvergessenen Dubai Millennium erlebt hatte.

Vor allem verdient Frankie Dettori ein Kompliment, der aus der äußerst ungünstigen Ausgangsposition noch hinkam. Er freute sich selbst wohl am meisten, zelebrierte nicht nur seinen Jump, sondern bestieg sogar vor Sheikh Mohammed und seinem Bruder Hamdan Al Maktoum den Tisch mitsamt Pokal auf dem Siegerpodest.

Singspiel war 1997 noch in den weiß-roten Farben Sheikh Mohammeds erfolgreich gewesen, es handelte sich nun in elf Jahren um den bereits vierten Dubai World Cup-Sieg für den Stall Godolphin und Trainer Saeed bin Suroor nach Dubai Millennium 2000, Street Cry 2002 und Moon Ballad 2003. Zum dritten Mal steuerte Lanfranco Dettori den Dubai-Helden.

‘Ich bin sehr stolz, dieses Rennen gewonnen zu haben’, beschrieb Sheikh Mohammed später seine Gefühle. ‘Ich habe gewusst, dass Electrocutionist ein gutes und ein ganz spezielles Pferd ist.’ 2:01,32 Minuten benötigte Electrocutionist für die 2000 Meter, es war die fünftschnellste Zeit in der Geschichte des Cups.

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