STORY BADEN: STALL KAISERBERG

„Für viele Besitzer bedeutet hierzulande ein Erfolg in Baden-Baden soviel, wie in England ein Sieg während Royal Ascot‘, ausgesprochen vor rund 25 Jahre vom damaligen Club-Präsidenten Fürst Oettingen-Wallerstein. Bis heute dürfte sich daran nichts geändert haben. Für einige lässt sich dieser Traum relativ schnell realisieren, andere müssen Jahrzehnte warten, oder schaffen es nie.

Zu den Rennstallbesitzern, für die die Renntage an der Oos Jahr für Jahr die Highlights bedeuten, zählt auch der Stall Kaiserberg. Vor zwanzig Jahren von Dietmar Dreier gegründet, selbstverständlich auch mit dem Ziel, Rennen in Baden-Baden zu gewinnen.

Dass dies auch ein weiterer „Test der Leidensfähigkeit im Rennsport‘, wie er immer wieder auszudrücken pflegt, sein würde, war ihm stets bewusst.

Die Kaiserberger Pferde – bis vor einigen Jahren besaß ein befreundetes Ehepaar Anteile, aktuell ist Dietmar Dreiers Lebensgefährtin Ute van Elsbergen noch Teilhaberin – standen in den Anfangsjahren in Neuss bei Reinhard Ording, bei Andres Löwe in Köln und schließlich bei Josef Kappel in Krefeld. Als man 1991 aus dem Schlenderhaner Rennstall den seinerzeit noch in Neuss von Hans-Albert Blume trainierten Ballerino erwarb, hielt Dietmar Dreier an dieser Verbindung zu diesem Quartier fest.

„Das war ein regelrechter Glücksfall. Denn als Hans Blume kurz darauf nach Röttgen wechselte, waren wir mit im Boot‘, betont es der Unternehmer aus dem niederrheinischen Moers noch heute mit einem Ausrufungszeichen dahinter.

Das erste Mal, dass ein Pferd die schwarz-weiß-roten Kaiserberg-Farben an den Start trug, war 1987 der zweijährige Jasmon, der unter Erwin Schindler im Badener Jugend-Preis als Siebenter über die Linie kam. Bereits ein, zwei Jahre später war das Lot des Stalles Kaiserberg bei Josef Kappel spürbar gewachsen und so starteten in den Jahren 1990 und 1991 insgesamt elf Pferde während der Baden-Badener Rennwochen im Frühjahr und Herbst.

Auch zwischen den Flaggen, denn bei Christian von der Recke hatte man eine kleine Dependance eingerichtet. „In einigen Fällen war Georg von Schmidt-Pauli der Partner, die Pferde liefen in „hellblau‘ und mit Topaz waren wir auch zweimal in Iffezheim erfolgreich‘, fasst es Dietmar Dreier zusammen.

Aber eben nicht in den Farben des Stalles Kaiserberg. Der gute Wahhabit war 1990 am ersten Iffezheimer Treffer eines Kaiserbergers bis dato am nächsten dran, mussten in einem stark besetzten Ausgleich II aber lediglich Naughty Prince den Vortritt lassen. Gut liefen in jenem Jahr auch Werbelin als Fünfter und Zinbos, der nicht weit geschlagen als Vierter über die Linie kam.
Auch 1991 schrammte man knapp an Traum vorbei.

Zinbos musste wiederum in einem großen Handicapfeld den von Ervin Simko betreuten Pericolo den Vortritt lassen. Dies war während des Frühjahrs-Meetings, im Herbst verkaufte sich Zinbos erneut stark, doch diesmal konnten es drei Konkurrenten besser.
„Wenn wir heute nicht gewinnen, dann wohl nie. So habe ich es lauthals morgens im Baden-Badener Hotel „Deutscher Kaiser‘, wo ich seit Öffnung des Hotels in der Baden-Badener Innenstadt unverändert wohne, verkündet‘, erinnert sich Dietmar Dreier.

Doch zum Einsatz kam an diesem 24. Mai 1992 sein mit großer Form nach Iffezheim angereister Ballerino nicht. Dass im Programm unmittelbar zuvor gelaufene Jagdrennen wurde durch den Todessturz von Hans Strompen überschattet, die Veranstaltung abgebrochen. „Ein schreckliches Ereignis und man besinnt sich für einen Moment, wie unwichtig so viele Dinge sind‘ erinnert er sich und sieht dann drei Tage später, wie Ballerino an der Oos dem von Bruno Schütz trainierten Giradon den Vortritt lassen musste.
Mit so richtig chancenreichen Pferden war man erst wieder Mitte der neunziger Jahre in Iffezheim vertreten. Ares kam in einer Listenprüfung zwischen den Flaggen auf Platz drei, zwölf Monate später scheiterte Gardini im Handicap als Dritter.

Der erste Kaiserberger, der sich in Iffezheim auf Gruppe-Level versuchte, war der gute Steher Diktys. Im Betty-Barclay-Rennen stand der Gewinner des Silbernen Bandes der Ruhr in zweiter Favoritenrolle, doch reichte es nur zum vierten Platz. Diktys war übrigens ein Röttgener und wie einige vor und nach ihm ein Pferd, das Dietmar Dreier aus dem Rennstall von Hans Blume erworben hatte. „Etwas Besseres konnte uns nicht passieren.‘

Dies war auch bei Non Pareil der Fall gewesen, dem allerdings Heinz Pferdmenges gehörte. Der Surumu-Sohn gewann 1992 während des Iffezheimer Frühjahrs-Prüfung, allerdings im wenige Kilometer entfernten Straßburg den dortigen Grand Prix. Immerhin wurden umgerechnet rund 30.000 Mark überwiesen.

Röttgener Provenience war hingegen wiederum Welluna, die auf der BBAG-Auktion in Baden-Baden ersteigert wurde und zum besten Pferd aufstieg, das den Kaiserberg-Dress präsentierte. Die Lagunas-Tochter gewann dreijährig in Deauville den Prix de Psyche auf Gruppe-Ebene, wurde anschließend in die USA verkauft. Ihr Jährling ließ man vor zwei Jahren auf einer Auktion in Florida ersteigern, die Stute taufte man auf den Namen Well American. Die dreijährige Bertrando-Tochter startete vor kurzem in Mailand mit einem vierten Platz versprechend.

„Wenn alles klappt, möchten wir mit ihr auch züchten‘, erklärt Dietmar Dreier, dessen Wardash 2002 und 2003 in Iffezheim zweimal den Sieg bereits vor Augen hatte, doch mit einem zweiten und dritten Rang immer noch nicht den lang ersehnten Iffezheimer Treffer markierte. Wardash, übrigens auch ein aus dem Rennstall gekaufter Röttgener, hatte Dietmar Dreier ganz gezielt erst wenige Wochen vor dem Herbstmeeting erworben. „Der stand klar zum Sieg und wurde in einem Sieglosenrennen tatsächlich bis auf 15:10 heruntergewettet, scheiterte aber an Nauto.

„Da bin ich wirklich fast verrückt geworden. Wieder konnte es einer besser‘, erinnert sich Dietmar Dreier noch genau an diese Minuten und ergänzt aber zugleich, dass man wieder einmal gesehen habe, dass auch im Rennsport mit Gewalt überhaupt nichts gehe.
2004 gab es dann den bislang letzten Starter dieses Stalles in Iffezheim, als Bussoni im Preis der Jährlingsauktion wieder einmal einen zweiten Platz für Kaiserberg markierte. Und genau dieser Goofalik-Sohn tritt nun am kommenden Samstag im Betty Barclay-Rennen an, soll endlich den Traum verwirklichen. Der Hengst, den man als Jährling in Iffezheim aus dem Angebot des Gestüt Karlshof ersteigert hatte, ist immens verbessert, tritt mit der Referenz eines überzeugenden Sieges auf Listenebene an. Doch nun wird ein weiterer Sprung verlangt.

„Das wird ja schon wieder nichts, darauf muss ich erst einmal ein Pils trinken‘, meinte Dietmar Dreier, als er am Montag das Feld nach dem letzten Streichungstermin begutachtete und sich über die starken englischen Gäste informiert hatte. Wenn Bussoni am kommenden Samstag unter Adrie de Vries in die Startboxen zum Betty-Barclay-Rennen einrückt, dann ist dies der 33. Versuch eines Pferdes aus dem Stall Kaiserberg, in Iffezheim ein Rennen zu gewinnen.

„Die Welt wird nicht untergehen, wenn es auch diesmal nicht klappt. Aber schön wäre es doch‘, hatte es Dietmar Dreier noch vor wenigen Tagen auf seinem Geburtstag festgehalten. Und wird sofort von Alida Blume aufgemuntert: „Dietmar, Bussoni brummt.‘

Nächste Renntage

Galopprennen in Deutschland
So., 27.04. Krefeld
Do., 01.05. München, Hannover, Leipzig
Sa., 03.05. Mannheim
So., 04.05. Köln
Sa., 10.05. Halle
So., 11.05. Hoppegarten, Krefeld
Galopprennen in Frankreich
So., 27.04. Longchamp, Nimes
Mo., 28.04. Chantilly
Di., 29.04. Bordeaux
Mi., 30.04. Longchamp
Do., 01.05. Saint-Cloud, Wissembourg, Chatillon
Fr., 02.05. Chantilly, Marseille-Borely