Siemen: „An die untere Grenze des Vertretbaren“

Nach den ersten vier Renntagen gab es Kritik an den Aufgewichten, die für die Siege in den Handicaps vergeben worden sind. Halber Rennpreis – halbes Aufgewicht, das ist eine Sichtweise, die als Argument vorgebracht worden ist.

In seinem Blog auf der Seite von Deutscher Galopp nimmt Chefhandicapper Harald Siemen zur Thematik Stellung.

„Das Handicapsystem folgt bekanntlich dem Leistungsprinzip. Handicapmarken richten sich nach den gezeigten Leistungen und nicht etwa nach gewonnenen Geldpreisen. Das ist ein Punkt, den nicht alle im Rennsport gleichermaßen gut verstehen, aber ein Abweichen von diesem Leistungsprinzip würde über kurz oder lang die Stabilität des gesamten Systems in Gefahr bringen. Diese Stabilität beruht vor allem auf Kontinuität, also darauf, dass die Arbeitsweise der Ausgleicher stets denselben Grundsätzen folgt. Das gilt sowohl für die Berechnung von Altersgewichtsrennen als auch für die die Vergabe von Aufgewichten und Nachlässen in den Ausgleichsrennen.

Aufgrund der Einschränkungen als Folge der Corona-Pandemie ist von verschiedener Seite an die Ausgleicher der Wunsch herangetragen worden, analog zu den Rennpreisen auch die Aufgewichte bei Siegen in Handicaprennen zu halbieren. Wir halten ein solches Vorgehen nicht nur aus den oben genannten allgemeinen Erwägungen heraus nicht für sinnvoll. Die Vergabe von Aufgewichten nach Siegen oder nach Leistungen, die über der bisherigen Handicapmarke liegen, verfolgt ja auch den Zweck, die Geldpreise – seien sie nun hoch oder niedrig – einigermaßen gleichmäßig zu verteilen. Die Besonderheit der augenblicklichen Situation liegt nun darin, dass sie irgendwann endet und dann (hoffentlich) wieder Rennpreise in der ursprünglich vorgesehenen Höhe gezahlt werden können. Derzeit kann allerdings niemand sagen, wann genau das sein wird. Würden nun die Aufgewichte halbiert, so würde den siegreichen Pferde für einen zumindest nicht ganz kurzen Zeitraum gegenüber den Geschlagenen ein unverhältnismäßig großer Vorteil eingeräumt.

Es ist nachvollziehbar, dass Besitzer es als Nachteil empfinden, wenn ihre Pferde während der Corona-Einschränkungen für einen Handicapsieg nur 2000 Euro bekommen und sie es durch das dann fällige Aufgewicht später, wenn die Rennpreise wieder angehoben sein werden, gegenüber ihren weiterhin unbelasteten Konkurrenten schwerer haben. Das trifft derzeit aber nicht nur auf die Handicapsieger zu, sondern in ähnlicher Form auch auf Pferde, die jetzt für halbes Geld ein Sieglosenrennen gewinnen. In Anerkennung der besonderen Situation haben die Handicapper aber für die zurückliegenden vier Renntage bereits damit begonnen, die Höhe der Aufgewichte an die untere Grenze des Vertretbaren zu verlegen. Wieviel das genau ist, bleibt jedem Einzelfall vorbehalten.“

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