Es gab nicht wenige, die Peter Schiergen im Jahr 1 nach dem Abzug der Schlenderhan/Ullmann-Pferde eine schwere Saison vorhergesagt haben, doch der Ex-Europarekordler belehrte alle Zweifler eines Besseren. Quasi die gesamte Saison hindurch stand die Form im Asterblüte-Stall. Für die ersten Highlights hatte schon Quijano im Frühjahr in Dubai gesorgt.
Der Acatenango-Sohn war ohnehin neben dem mittlerweile in Godolphin-Besitz gewechselten Schiaparelli, der drei Gruppe I-Rennen en suite gewann, der absolute Star des Stalles. Nach Dubai gewann er neben einem Listenrennen noch den wichtigsten Grand Prix des Landes, als er im Großen Preis von Baden den Derbysieger Adlerflug niederrang. Es folgte ein zweiter Platz im Canadian International in Woodbine und Platz drei in der Hong Kong Vase, wobei mit etwas mehr Glück sogar noch mehr drin gewesen wäre.
Neben Schiaparelli war es vor allem noch der mittlerweile in die Zucht gewechselte Soldier Hollow, der in seiner letzten Saison sogar noch sein höchstes GAG erreichte und mit dem Grossen Dallmayr-Preis in München erneut auf Gruppe I-Ebene erfolgreich war. Mit den beiden Ittlingern Pomellato, der bekanntlich nach einer Verletzung für längere Zeit außer Gefecht ist und sich derzeit nicht im Training befindet, und der Lady Love Academy stellte Schiergen auch den höchsteingeschätzten Hengst und die höchsteingeschätzte Stute des Jahrgangs 2005.
Gerade die jüngeren Jahrgänge sind es natürlich, die bei einem Quartier solchen Ausmaßes natürlich von besonderem Interesse sind, und hier scheint man im wohl mächtigsten Stall des Landes auch in dieser Saison gut aufgestellt zu sein. Gut aufgestellt ist man natürlich auch bei den Jockezs, denn mit Andrasch Starke („er ist der beste, den wir haben“) ist weiterhin ein absoluter Topmann in der Position des Stalljockeys.
Und welcher Stall kann von sich behaupten, dass er als „zweiten Mann“ einen ehemaligen Champion engagiert hat. Filip Minarik, der deutsche Meister von 2006 ist zwar nicht immer unumstritten gewesen, zählt aber unverändert zu den erfolgreichsten deutschen Reitern und ist vor allem auch für die leichten Gewichte einsetzbar.
Da Peter Schiergen auch gerne das ein oder andere Pferd einspringt (im letzten Jahr gewann man mit Nestor sogar in der französischen Hindernishochburg Auteuil) steht als Hindernisjockey auch unverändert Paul Johnson zur Verfügung, der ohne Zweifel einer der besten Hindernisjockeys in Deutschland ist und auch in Italien mit viel Erfolg operiert.
Das Gestüt Ammerland ist derzeit mit dem kopfstärksten Lot beim dreimaligen Championtrainer vertreten, wobei einige der Stallinsassen bislang in Frankreich im Training waren. So auch der Wallach Blue Damask, der bislang bei Andre Fabre beheimatet war. Der Fünfjährige ist ein Flieger besserer Klasse, war 2006 im Prix du Pin (Gr.III) in Longchamp Vierter. Im letzten Jahr hatte er keine komplette Saison.
„Er war im Gestüt, hat verletzungsbedingt im letzten Jahr nur zwei Rennen bestritten und soll nun einen Neuanfang machen“, sagt der Trainer zu dem Rahy-Sohn. Ebenfalls ein Kandidat für die kurzen Wege ist natürlich Alaska River. Der fünffache Sieger 2007 ist unter den deutschen Sprintern ohne Zweifel ganz weit oben anzusiedeln. „Er hat eine tolle Entwicklung gemacht, man sieht ihm gar nicht an, dass er so schnell ist. Bis 1400 Meter kommt er. Er wird aber auf keinen Fall mehr auf festem Boden laufen. Ich war in Baden-Baden richtig sauer, denn da hat die Bodenangabe nicht gestimmt. Ich werde mir ein eigenes Bodenprüfgerät besorgen und messe demnächst den Boden nach“, so Schiergen, der mit dem Anabaa-Sohn natürlich in den entsprechenden Grupperennen antreten wird, wobei auch Auslandsstarts auf dem Programm stehen könnten.
Auf ganz anderen Wegen ist natürlich Eiswind zuhause, der sogar als Favorit in das letztjährige Derby ging. „Das war meiner Ansicht nach schon etwas übertrieben, dass die Wetter ihn auf den Favoritenschild gehoben haben. Er ist ein Pferd, das Zeit zur Entwicklung gebraucht hat, bei dem aber unverändert Meinung da ist. Den Sandbahnstart muss man streichen“, so Schiergen über den Monsun-Sohn.
Lions Call ist dreimal in der französischen Provinz gelaufen, zeigte dabei noch nicht viel. „Er muss sich erst einmal vorstellen. Er sieht aus wie ein Steher, wird aber auf kürzeren Wegen anfangen. Blizzard Blaze ist ein rechter Bruder des Derbysiegers Boreal, der in diesem Stall natürlich eine ganz besondere Rolle eingenommen hat. Aufgrund einer Fissur absolvierte er einen Gestütsaufenthalt, nun kann er in Sieglosenrennen anfangen, dann wird man sehen, wo sein Weg hinführt.
Lost Breeze gewann im Vorjahr zwei Rennen gewonnen. „Sie ist eine sehr beständige Stute, ich wundere mich, dass sie als Pferd, das vielleicht Ausgleich II kann, keinen Käufer gefunden hat, denn sie ist kerngesund“, so der Trainer. Morning Song, die wie einige andere Ammerländer den Weg aus Chantilly nach Köln fand, war bis zum vergangenen Sonntag noch sieglos, als sie in Dortmund locker gewann. „Wir versuchen es mit ihr weiterhin über einen kürzeren Weg“, heißt es zu der Stute, deren Geschwister eigentlich alle laufen konnten. Der Vierjährige Rapid River hatte nach seinem Maidensieg eine hohe Marke bekommen. Er sollte die etwas längere Pause genutzt haben, steht derzeit im Ausgleich II.
Das einzige ältere Pferd des Gestüts Bona ist der Acatenango-Sohn Marzipan, der sich für den Hindernissport, für den sein Besitzer seit jeher ein Faible hat, sehr talentiert gezeigt hat. Nach dem Neusser Sieg versuchte man es mit ihm in Fontainebleau, wo er mit einem zweiten Platz 7.200 Euro verdient hat. „Seinen nächsten Start wird er in Auteuil absolvieren, dort hat ja auch Nestor im letzten Jahr gewonnen. In Fontainebleau war das Rennen sehr schnell gelaufen, das wird in Auteuil sicherlich anders sein“, sagt der Coach.
Dass der Burg Ebersteiner Thalamon 2008 als siegloses Pferd in die Saison geht, damit hatte man vor zwölf Monaten sicherlich nicht gerechnet. Doch der Grund dafür war eine Fissur, die dafür sorgte, dass für ihn 2007 schon früh Schluss war. „Er hat ja bei seinen Starts in Frankreich angedeutet, dass er laufen kann. Er ist erst seit vier Wochen wieder in Training, wir fangen mit ihm klein an.
Hoffnungen sind unverändert vorhanden“, heißt es über den Monsun-Sohn, der sicherlich auch in diesem Jahr wieder in Frankreich zu sehen sein wird. Nearly Perfect, der die Farben des Gestüts Ebbesloh vertritt, ist ein weiteres Pferd, das sich schon mit Erfolg über Hindernisse versucht hat. Nach dem zweiten Platz zu Marzipan bei seinem Debut in Neuss, kam er beim nächsten Versuch auf der gleichen Bahn zum erwarteten Sieg. Auf gleicher Ebene wird der Royal Dragon-Sohn vorerst weitermachen.
Mit sechs Jahren ist der Fährhofer Wallach Quijano nicht nur das nach GAG-Einschätzung beste, sondern auch das älteste Pferd im großen Asterblüte-Lot. Nahezu sensationell ist die Entwicklung des Acatenango-Sohns, der seine ohnehin schon hohe Marke im Vorjahr noch einmal um zehn Kilo steigern konnte, und gemeinsam mit Derbysieger Adlerflug und Saddex das höchsteingeschätzte deutsche Rennpferd ist. „Er hat alle Erwartungen übertroffen, mit etwas mehr Fortune wäre es sogar ein noch besseres Ergebnis möglich gewesen“, sagt der Trainer, der von seinem Crack natürlich schwärmt.
Mit seiner Siegesserie, die mit drei Erfolgen (darunter der erste Gruppetreffer in den Dubai City of Gold Stakes) auch in Dubai anhielt und erst im Dubai Sheema Classic beendet wurde, sorgte der Fährhofer auch international für Aufsehen und avancierte schnell zu einem der größten vierbeinigen Stars des Landes. Über die unerklärliche Leistung bei seiner Rückkehr nach Europa in Vichy wurde bereits viel geschrieben, doch nur 14 Tage später zeigte er in Köln wieder sein wahres Gesicht, als er den Dreijährigen Prinz und Eiswind in einem Listenrennen keine Chance ließ. Es folgte der große Auftritt im Badener Grand Prix, als er in einem der mitreißendsten Finishs des Jahres Adlerflug niederringen konnte.
„Das war auch ein großer Verdienst von Andrasch“, lobt Schiergen ausdrücklich noch einmal seinen Stalljockey. Bei seinen Platzierungen im Canadian International in Woodbine (Dritter) und in der Hong Kong Vase (Zweiter) war der Fuchs leider nicht mit Fortuna im Bunde, bewies aber einmal mehr seine große Klasse. Für den Wallach spricht natürlich auch, dass er ein völlig unkompliziertes und ausgesprochen gutes Reisepferd ist. „Er will reisen“, sagt der Trainer. Natürlich zielt man auch nach der Dubai-Kampagne, die für Quijano am 6. März mit dem Start in einem Gruppe III-Rennen beginnt und im Dubai Sheema Classic am World Cup-Tag endet, auch wieder auf die hochdotierten internationalen Rennen.
In Deutschland wird man ihn wohl allenfalls im Großen Preis von Baden erleben. „Schade, dass er als Wallach nicht im Prix de l‘Arc de Triomphe starten darf“, trauert Peter Schiergen dieser Chance, die sich Quijano nicht bieten wird, natürlich etwas nach. Zwei Jahre jünger ist Guarino, ein einstiger Derby-Kandidat, der aber immer wieder durch Kinderkrankheiten Rückschläge hinnehmen musste.
Er war über Winter im Gestüt, man hofft, dass er doch noch etwas nachholen kann. Davidoff startete mit zwei Siegen, darunter dem Erfolg im Dr. Busch-Memorial in Krefeld, in die Saison, stark war auch seine Leistung als Fünfter im Deutschen Derby. „Er hat stets gute Leistungen gezeigt, immer Geld mit nach Hause gebracht. In Dubai hatten wir zunächst Pech, denn wir hatten passenden Boden, aber dann wurde das Rennen auf die Sandbahn verlegt. Beim zweiten Start lief er dann unerklärlich schwach. Das kann so auf keinen Fall stimmen, denn er hat sich vor dem Rennen wirklich wohl gefühlt“, so der Trainer, der Distanzen zwischen 1800 und 2000 Meter als optimal für den Montjeu-Sohn ansieht.
Der Höny-Hofer Marbello gewann im vergangenen Jahr gleich seine ersten beiden Rennen. Er wird zunächst auf der Handicapschiene weitermachen. Ganz anders sind die Ambitionen natürlich bei Axxos, dem Sieger des Oppenheim-Union-Rennens und Zweitem aus dem Grand Prix de Paris. Gut war auch seine Form im Großen Preis von Baden, wo er als Fünfter nicht einmal ein optimales Rennen hatte. So kam seine Niederlage gegen Waleria im Preis der Deutschen Einheit in Hoppegarten schon etwas überraschend.
„Er ist trotzdem ein beständiges Pferd gewesen. Vom Papier her ist er zwar gezogen wie ein Steher, aber seine Idealdistanz liegt meiner Meinung nach bei 2000 Metern“, so Schiergen, der hinzufügt, dass noch nicht genau feststeht, wo der Monsun-Sohn in die Saison startet, aber auch durchaus Auslandsstarts in die Dispositionen einbezogen werden. Den Reigen der älteren Pferde beschließt Emporio, der die in ihn gesetzten Erwartungen mit vier Saisonsiegen mehr als nur erfüllt haben dürfte.
Den größten Treffer landete der Kaldounevees-Sohn in Saint-Cloud, als er ein Listenrennen für sich entscheiden konnte. Den anschließenden Start in Nantes sollte man streichen, da die dortige Kursführung nicht unbedingt nach dem Geschmack des Schimmels war. Wir wollen es mit ihm in dieser Saison auf den ganz weiten Wegen versuchen, die großen Steherrennen bei den Meetings anpeilen“, gibt der Trainer die Marschroute bei dem Hengst des Stalles Wille vor.
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