Mit mehr als einmonatiger Verspätung erreichte uns die Nachricht vom Tod des auf dem Gestüt Auenquelle aufgestellten Deckhengstes Seattle Dancer, der am 4. Juni im Alter von 23 Jahren Opfer einer Herzattacke wurde. Der Nijinsky II-Sohn war als Jährling weltweit in die Schlagzeilen gekommen, als er für die Rekordsumme von 13.100.000 Dollar erworben wurde.
Als Halbbruder von Seattle Slew, „Triple-Crown“-Sieger von 1977 und Pferd des Jahres sowie von Lomond, der 1983 in den englischen 2.000 Guineas (Gr. I) triumphiert hatte, war der von Warner L. Jones Jr., William S. Fqarish und William Kilroy gezogene Seattle Dancer als eines der „heißesten“ Angebote auf die Keeneland July yearling sale von 1985 gegangen, eine Einschätzung, die in dem Rekordpreis dann auch ihre Bestätigung fand.
Für 13.100.000 Dollar wechselte er in den Besitz von John Magnier, Robert Sangster, Trainer Vincent O‘ Brien, Stavros Niarchos und Danny Schwartz. Er löste damit Snaafi Dancer als teuersten Jährling ab, für den 1983 bei der Keeneland July sale 10.200.000 Dollar gezahlt worden. Dieser Northern Dancer-Sohn erschien allerdings nie auf der Rennbahn.
Seattle Dancer begann seine Rennkarriere in den Niarchos-Farben als Dreijähriger, gewann mit dem Windfields Farm Gallinule und dem Derrinstown Stud Derby Trial zwei Gruppe-II-Rennen in Irland und erreichte Platz zwei im Grand Prix de Paris (Gr. I). Mit diesen zwei Siegen bei fünf Starts und einer Gewinnsumme von 152.413 Dollar schloss er seine Laufbahn ab.
Der aus der Poker-Stute My Charmer stammende Hengst wurde daraufhin in die Zucht genommen und auf dem Ashford Stud, der Coolmore-Filiale in den USA, in der Nähe von Versailles in Kentucky aufgestellt, stand später auch auf dem Coolmore Stud. 1997 wechselte er auf das japanische East Stud, wo er sechs Jahre wirkte, um danach im Jahr 2003 im Alter von neunzehn Jahren seinen Deutschland-Aufenthalt zu beginnen.
Vier Jahre wirkte er auf dem Gestüt Auenquelle in Rödinghausen. „Er ist uns absolut nichts schuldig geblieben. Es war ein Experiment, das als gelungen bezeichnet werden kann, denn er ist hervorragend eingeschlagen“, meinte Karl-Dieter Ellerbracke vom Gestüt Auenquelle und bezog sich dabei auf die bislang gebrachten Produkte, unter denen sich Gruppe- und Listensieger befinden.
So setzte sich 2006 der inzwischen dreijährige, von Uwe Ostmann trainierte Global Dream in der 133. Maurice Lacroix-Trophy und damit einem Gruppe-Rennen in Iffezheim durch, während der gleichaltrige Adamantinos mit dem Kronimus-Rennen in Iffezheim und dem Großen Avaya Preis, dem früheren Sierstorpff-Rennen, in Hamburg zweimal auf Listen-Parkett triumphierte.
Ferner war Zuckerpuppe (Foto) Vierte im diesjährigen Schwarzgold-Rennen (Gr. II) in Köln. Sein bislang erfolgreichstes Produkt in Deutschland dürfte allerdings Que Belle gewesen sein, die 1997 sowohl das Henkel-Rennen (German 1.000 Guineas) in Düsseldorf als auch den abschließenden Preis der Diana (beide Gr. II) in Mülheim zu ihren Gunsten entschied.
Neben der deutschen Championstute und zweimaligen klassischen Siegerin Que Belle brachte Seattle Dancer noch weitere 36 Stakes-Sieger. Herausragend in dieser Liste sind Pike Place Dancer, Siegerin der Kentucky Oaks (Gr. I), Caffe Latte, der in Kalifornien ein Grade-I-Rennen gewann, sowie der englische Gruppe-I-Sieger Seattle Rhyme und der australische Derbysieger Dance The Day Away.
Sein Rekordpreis von 13.100.000 Dollar hatte bis 2006 Bestand. Dann wurden anlässlich der „Fasig-Tipton Florida February sale of 2-year-olds in training“ 16.000.000 Dollar für The Green Monkey gezahlt.