Was sich da in der Nacht von Samstag auf Sonntag deutscher Zeit um 0.20 Uhr in Chicago abspielte, war an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Es war das Unglaublichste, was man sich als Zuschauer von Galopprennen überhaupt vorstellen kann.
In der mit einer Million Dollar dotierten Arlington Million hatte der US-Haupthoffnungsträger Storming Home als scheinbar sicherer Sieger die 2000 Meter-Ziellinie vor Augen. Den Gewinn zum Greifen nahe, erreichte er den Pfosten auch als Erster.
Doch in den letzten Galoppsprüngen passierte das Unheilvolle, der Albtraum eines jeden Jockeys. Gary Stevens` Pferd geriet ins Straucheln, verlor urplötzlich den Rhythmus und wurde nach der Linie sogar reiterlos. Deutlich aus dem Takt brachte er dahinter kämpfende Gegner. Pechvogel Nummer eins, einmal mehr der Deutsche Paolini (Andreas Suborics).
Carde Ostermann-Richters Crack, nach alles andere als optimalem Start kurz Letzter, später Drittletzter, dann im Schlussbogen spürbar aufgerückt und mit großem Speed in der Geraden zur Stelle, lief auf Storming Home auf. Die 150:10-Chance büßte allen Schwung ein, erreichte in totem Rennen mit dem Ex-Dallmayr-Preis-Gewinner Kaieteur (R.Doughlas) zunächst als Dritter das Ziel. Ganz außen hatte beide noch Sulamani (David Flores) überlaufen, die Godolphin-Chance auf Gruppe I-Sieg Nummer 100.
Sofort traten die Chicago-Stewards auf den Plan, schauten sich das Geschehene mehrfach auf Video an. Und nach einigen Minuten des Wartens teilten sie ihre Entscheidung mit – Storming Home wurde als Sieger disqualifiziert und hinter Paolini auf den vierten Rang gesetzt!
Völlig unblutig und so spektakulär bekam Sulamani den Sieg. Der Arc- und King George-runner up hatte es von weit hinten ganz an der Außenseite versucht, nachdem man ihn unterwegs eigentlich schon abgeschrieben hatte. Trotz einer Hufverletzung innerhalb der Woche, die seine Quote auf 38:10 steigen ließ, entwickelte er eine enorme Endgeschwindigkeit und machte das Super-Jubiläum perfekt (lesen Sie dazu auch eine große Story in der nächsten Woche in der Sport-Welt).
Bittere Momente für das US-Team, bitter aber in erster Linie das Pech, das Paolini (PLatzquote 47:10) einmal mehr im entscheidenden Moment eines World Series-Rennens hatte. Und einmal mehr lief für ihn genau in diesem Rennen nicht alles glatt, nach dem Riesenpech 2002.
Doch die Gerechtigkeit siegte: Paolini und Kaieteur rückten auf Rang zwei hinter Sulamani vor. Von offizieller Seite hieß es, dass man in den USA ähnliche Regeln wie in Deutschland habe. Nicht ein Verschulden des Jockeys ist für eine Disqualifikation maßgebend, sondern die Tatsache, ob die Störung am Rennausgang etwas beeinflusst hat. Deshalb sei die Disqualifikation von Storming Home nur logisch gewesen, meinten die Turf-Schiedsrichter in Arlington.
Andreas Suborics, Paolinis Partner, da Eduardo Pedroza kein Visum erhalten hatte, in einem ersten Statement gegenüber GaloppOnline.de: ‚Es war in erster Linie Pech für den Sieger und Glück für Sulamani, der immer hinter uns gewesen wäre. Wir wären bei glattem Verlauf Zweiter geworden. Ich glaube nicht, dass wir an Storming Home vorbeigekommen wären. Dieser hat sich erschrocken und ist dann weggebrochen.‘
Mit einem Preisgeld von 150.000 Dollar schraubte Paolini seine Gewinnsumme auf über 2,6 Millionen Euro, rangiert damit aber unverändert hinter seinem Vater Lando in der ewigen Bestenliste mit 2.721.991 Euro. Doch Turf-Deutschland und GaloppOnline sich sicher – beim nächsten Auftritt von Paolini wird auch diese Mega-Marke durchbrochen!!!