Irian mit Super Platz 2 hinter Englands 1.800€-Stute

Es war wieder einmal eine erstklassige Werbung für die deutsche Vollblutzucht. Wie schon im Jahr 2002 bei Paolini reichte es zwar wieder nicht ganz zum großen Coup im Hong Kong Cup und doch wusste der vier Jahre alte Wallach Irian auch in der Niederlage so richtig zu gefallen. Nur einen Hals hinter der weltbesten dreijährigen Stute Snow Fairy zeigte der vom Gestüt Schlenderhan gezogene Tertullian-Sohn die beste Leistung seiner bisherigen Karriere. Der 2000 Guineas-Sieger von 2009 galt in Hong Kong als eine Art Geheimfavorit für das wichtigste der vier International Races, hat sich nach Informationen seines Teams in den letzten Wochen so richtig gefunden und von Tag zu Tag immer weiter verbessert.

„Irian ist fantastisch gelaufen und es ist schade, dass es nicht ganz gereicht hat. Es brauchte heute einen echten Superstar, ihn zu schlagen“, fasste Jockey Brett Prebble das Rennen zusammen. Den echten Superstar fand Irian in der dreijährigen Engländerin Snow Fairy. Auf der Favoritin, die in den letzten Minuten vor dem Start kräftig auf magere 25:10 heruntergewettet wurde, machte es Ryan Moore richtig spannend: „Ehrlich gesagt, dachte ich, dass ich zu weit hinten bin und ihr zu viel Arbeit und eine unlösbare Aufgabe in der Geraden serviert habe. Sie zog dann aber atemberaubend an und hat einen ‚turn of foot‘, der unbeschreiblich ist“.

Aus in der Tat eigentlich aussichtloser Lage manövrierte Moore die Intikhab-Tochter durch das Feld und hatte am 2000 Meter-Pfosten einen Hals-Vorteil. Das war im Zweifel auch schon die größtmögliche Distanz überhaupt, die Snow Fairy aus dieser Lage noch zwischen sich und Irian bringen konnte. Snow Fairy feierte den bereits vierten Sieg in Gruppe I-Gesellschaft, gewann in diesem Jahr die Oaks in England und Irland, bevor sie beim ihrem letzten Start die Queen Elizabeth II Commemorative Cup in Japan an ihre Fahnen heften konnte.

Trainiert wird Snow Fairy, die erstmals gegen Hengste antrat, von Ed Dunlop, der mit Ouija Board vor fünf Jahren bereits die Hong Kong Vase gewinnen konnte. „Aller Lob und Dank geht an mein Team, welches einen ausgezeichneten Job mit ihr gemacht hat. Ich dachte, dass die Startfolge nach Japan etwas knapp sein könnte, aber sie hat mir das Gegenteil bewiesen. Sie hat heute gezeigt, dass sie zu den besten Stuten der letzten Jahrzehnte gehört“, war Ed Dunlop voll des Lobes über Snow Fairy, die im kommenden Jahr im Rennstall bleiben soll und wieder auf den Hong Kong Cup vorbereitet werden soll.

„Noch am Knick dachte ich, wir haben es verloren. Aber dieser Antritt dann. Sie ist eine Maschine und es wird lange dauern, eine Stute zu finden, die geschafft hat, was sie gezeigt hat“, so noch einmal Jockey Ryan Moore, der erst am Mittwoch die International Jockey Challenge in Happy Valley gewonnen hatte.

In einem nicht sonderlich schnell gelaufenen Rennen hatte Moore unterwegs nur die E.P. Taylor-Stakes-Siegerin Reggane, im Besitz des deutschen Besitzers Jürgen H. Winter stehend, hinter sich und noch 250 Meter vor dem Ziel sieben Pferde vor sich. Ebenfalls kein glückliches Rennen hatte der Vorjahressieger Vision d‘Etat, der unter Olivier Peslier das letzte Rennen seiner Karriere bestritt und Platz vier hinter Packing Winner erreichte.
„Er hat den Start etwas versäumt und ich hatte eine schreckliche Position. In der Geraden hat er dann aber auch nicht so gut wie im Vorjahr angezogen“, so Olivier Peslier über Platz vier von Vision d‘Etat.

Fünfter wurde der von Elie Lellouche trainierte dreijährige Planteur vor Super Satin. „Er hatte eine lange Saison, was man heute sicher gemerkt hat. Ich war da und hatte alle Chancen, das Rennen zu gewinnen. Es ist hart für Dreijährige, hier zu gewinnen und ich bin sicher, dass Planteur im kommenden Jahr noch einiges zeigen wird. Er ist ein gutes Pferd“, kommentierte Frankie Dettori die Leistung des Danehill Dancer-Sohnes.

Und wo landeten die beiden Stuten Stacelita und Reggane? Sowohl die Monsun-Tochter als auch Jürgen Winters Hoffnung hatten nichts zu bestellen, belegten die Plätze acht und neun im Dreizehner-Feld.
„Sie ist eine sehr gute Stute, das weiß ganz Europa. Aber für ihre Bestform braucht sie anscheinend weiche Bahn und fand es heute einfach zu fest unter den Hufen“, fasste Jockey Christophe Lemaire Stacelitas Laufen zusammen.

Sein Kollege Gerald Mosse fand für Regganes schwache Form keine Erklärung: „Ich lag unterwegs genau hinter der Siegerin. Sie brauchte zu lange, um schnell genug anzupacken und konnte nicht mitgehen, als das Tempo richtig verschärft wurde. Die Trainingseindrücke waren eigentlich gut gewesen.“ Die eigentliche Enttäuschung des Rennens war aber zweifelsohne der Vorjahres-Zweite Collection, der als 45:10 Co-Favorit angetreten war, aber als Letzter ins Ziel kam. „Es war nicht unser Tag“, so Jockey Darren Beadman über das Laufen von Collection.

Die Siegerin Snow Fairy verdiente am Sonntag über eine Million Euro und schraubte ihre Gewinnsumme auf über 2,5 Millionen Euro. Als Jährling kostet Snow Fairy umgerechnet einst nur schlappe 1.800 Euro, war für die Oaks nicht einmal genannt. „Wir mussten sie nachnennen und haben sie wohl immer unterschätzt. Sie ist nicht die größte Stute der Welt, aber sie hat sicher das größte Herz“, so Patrick Cooper, Racing Manager von Snow Fairys Besitzer Anemoine Ltd.

Irian war dem Hong Kong-Chinesen Siu Pak Kwan 2009 deutlich mehr wert gewesen, Gerüchten zufolge soll der Tertullian-Sohn damals für rund eine Million US-Dollar nach Asien verkauft worden sein. Das eigentliche Ziel für Irian war das Hong Kong Derby, in welchem er als Siebter allerdings keine Chance hatte. So richtig platze der Knoten ohnehin erst bei seinem letzten Start, als er vor vier Wochen den Cathay Pacific Jockey Club Cup Cup auf Gruppelevel gewann. „Er ist nach der Kastration ein anderes Pferd geworden, hatte aber auch so noch lange mit seinen Nerven zu kämpfen. Er hat sich die letzten Wochen immer mehr gefunden und hat heute gezeigt, warum wir stets eine sehr hohe Meinung von ihm hatten“, so Trainer John Moore über Irian, der die Fahne für die deutsche Vollblutzucht passend zum Jahresende noch einmal richtig hochhielt.

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