Auf den verschiedensten Bahnen des Landes wird zur Zeit für das BMW Deutsche Derby geprobt. Wichtige Vorprüfungen gehen über die Bühne. Die Hoffnungsträger der Ställe müssen sich für das wichtigste Rennen des Jahres qualifizieren. Dabei liegt der Termin für das Blaue Band diesmal so spät wie selten zuvor (wegen der Fußball-WM wurde die Derby-Woche auf den 15. bis 23. Juli gelegt, am Finaltag steigt der ultimative Höhepunkt).
Interessant: Etwa 900 Vertreter des Jahrgangs 2003 stehen in deutschen Ställen. Beim Nennungsschluss am 10. Februar 2005 wurden 224 in- und ausländische Hengste und Stuten eingeschrieben. Beim ersten Streichungstermin am 29. August 20065 verringerte sich diese Zahl auf 181. Am 6. März 2006, bei der nächsten Streichung, schrumpfte die Liste auf 118 Namen. Inzwischen kamen schon 26 weitere Streichungen.
Am 10. Juli werden dann voraussichtlich 25 bis 30 Pferde übrigbleiben, aus denen dann die definitive Starterliste zusammengestellt wird. Im Falle eines Starts sind 4000 Euro an Nenngeldern fällig. Insgesamt werden ca. 650.000 Euro an Rennpreisen und Prämien ausgeschüttet.
Man darf gespannt sein, welche Gäste aus dem Ausland anreisen. Drei Pferde hat Godolphin im Rennen, Coolmore ist noch mit zehn Kandidaten vertreten. Wesentlich konkreter kristallisieren sich inzwischen die Derby-Pferde aus Deutschland heraus.
Aus dem Vollen schöpfen kann Peter Schiergen: Lauro, ein Neffe der Derbysieger Lando und Laroche, ist nach drei Auftritten in Frankreich noch ungeschlagen. „Er könnte im Union-Rennen antreten“, sagt der Trainer, der dasselbe Ziel auch für den ebenfalls noch ungeschlagenen Schlenderhaner Imonso im Blick hat.
Besonders viele Sympathien dürften in Hamburg Schiaparelli gelten, dessen Bruder Samum 2000 zum Horn-Triumphator avancierte. Denn sein Besitzer ist der Stall Blankenese rund um Franz-Günther von Gaertner, den Ehrenpräsidenten des Hamburger Renn-Clubs. „Es ist gut möglich, dass wir mit ihm vor dem Derby in den Deutschlandpreis nach Düsseldorf gehen“, nennt Peter Schiergen das Gruppe I-Rennen am 25. Juni als mögliche nächste Aufgabe.
Noch offen ist die weitere Route bei dem Fährhofer Lateral, der als Youngster bei all seinen Auftritten imponierte, sogar schon Gruppe I-Sieger ist, doch 2006 so ganz die Erwartungen noch nicht erfüllen konnte. „Ich bin mir bei ihm noch nicht sicher. Er hatte zuletzt in München einen toten Punkt, kam dann noch einmal wieder“, kommentiert er den dritten Rang im pferdewetten.de – Bavarian Classic. „Eigentlich ist er kein großer Steher. Mal sehen, wo wir weitermachen.“
Ganz weit oben in der Gunst der Festkurs-Wetter steht mit dem Schlenderhaner Arras ein Pferd, das in Frankreich von Andre Fabre vorbereitet wird. Im Prix du Jockey-Club, dem Französischen Derby, schien er lange nach Hause zu kommen, wurde auf der 2100 Meter-Strecke erst ganz am Ende abgefangen und belegte den dritten Rang. Ob der Hengst allerdings nach Hamburg kommt, ist offen. Laut Racing Manager Paul Harley steht die Entscheidung über die weitere Kampagne noch aus.
Im Frankreich-Derby sah man auch den Röttgener Aspectus, doch erwischte der Winterfavorit wie schon zuvor im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen keinen glatten Rennverlauf. „Ihm wurde übel mitgespielt, das war wie Pingpong“, sagte Co-Trainerin Alida Blume anschließend. Zwei Optionen kommen als nächste Aufgabe für den Spectrum-Sohn aus dem Stall von Hans-Albert Blume in Betracht – die Union am 2. Juli oder eine Gruppe III-Prüfung in Frankreich.
Nicht gerade glücklich agierte der Auenqueller Oriental Tiger zuletzt in München, den Schützling von Uwe Ostmann sollte man auf keinen Fall bereits abschreiben. Richtungsweisend war der Erfolg von Saddex aus dem Quartier von Peter Rau im Großen Preis der Sparkasse Dortmund. „Die Union war immer unser Plan, daran halten wir fest“, signalisiert der Trainer. „Wir haben jetzt mit dem Arbeitspensum bei ihm etwas zurückgefahren, da es noch eine Weile hin ist bis zum Rennen in Köln.“
Nach Lustige (1955) und Borgia (1997) könnte sich zum dritten Mal eine Stute das Blaue Band holen. Trainer Andreas Wöhler spielt bei der Fährhoferin Quelle Amore mit dem Gedanken eines Auftritts in Horn. „Wir warten ab, wie stark sich die Spitze der Hengste profilieren kann“, sagt der Ravensberg-Coach über einen möglichen Derby-Start der Diana-Vierten. Gut möglich, dass sie ohne weiteren Start direkt nach Hamburg geht.
Aus dem kleinen Ort Schwarzenholz im Saarland kommt mit Dark Dancer ein chancenreicher „Underdog“. Der Schützling von Wilhelm Kelkel, Zweiter zu Imonso in München, könnte über Dresden nach Hamburg marschieren.
Auch Prince Flori hat die Fachwelt verblüfft, das „kleine Pferd mit dem großen Kämpferherzen“ (O-Ton Trainer Sascha Smrczek) triumphierte als großer Außenseiter im Frühjahrspreis des Bankhaus Metzler in Frankfurt. Seine Besitzer Jutta Damast und Heinz Wacek kommen übrigens aus Hamburg. Man peilt nun den Prix du Lys, ein Gruppe III-Rennen am 20. Juni in Longchamp, an.
Mario Hofer könnte mit drei Kandidaten in Hamburg vertreten sein. Elcanos, der 2006 noch eine weiße Weste besitzt, hatte das Derby-Trial am Fonleichnamstag in Mülheim im Visier. Proudinsky, der in Dortmund nur Saddex vor sich dulden musste, steuert die Union an. Bei Saldenblatt entscheidet sich die weitere Route nach dem Auftritt im Wiener Derby am Sonntag.