Gest

Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass in den meisten Fällen der Platz von Topstuten des Derby-Jahrgangs auch vierjährig der im Rennstall sein wird. Ein Blick auf die Tabelle verdeutlicht, dass dies auch in dieser Saison so gehandhabt wird. Es bieten sich aber auch in der Tat für vierjährige Spitzenstuten zahlreiche Gelegenheiten zur weiteren Profilierung. Diesem Thema stehen nicht selten auch die Trainer positiv gegenüber, wenn es darum geht, ob Pferde von drei- auf vierjährig in Training bleiben sollen.

Von „gewonnener Reife, besserem Nervenkostüm und auch zunehmender Leistungsstärke“ ist überwiegend die Rede. Ein Blick auf die nach Generalausgleich besten dreijährigen Stuten (ab 90 Kilo) der Saison verdeutlicht allerdings auch, dass etliche Spitzenstuten inzwischen verkauft sind. Und – was natürlich äußerst schade ist – ins Ausland, womit diese Stuten der deutschen Vollblutzucht verloren gegangen sind.

Nach offizieller Einstufung ist Rennstall Darbovens Mi Emma die beste Lady im Jahrgang 2004. Ihr Cantererfolg in den German 1000 Guineas war ein Sieg für die Geschichte. Sportlich wohl noch höher anzusiedeln dürfte ihr zweiter Rang in den Coronation Stakes von Royal Ascot gewesen sein, als die von Andreas Wöhler trainiere Silvano-Tochter lediglich Indian Ink – brachte jüngst während Tattersalls 2 Millionen Guineas – den Vortritt lassen musste.

In einem hochkarätigen Feld blieb Mi Emma u.a. vor der mehrfachen Gruppe-I-Siegerin Darjina. Die Niederlage in Ascot war übrigens die erste in Mi Emmas Laufbahn. Der anschließende Ausrutscher in Deauville geht zum Großteil auf die Kappe von Michael Kinane, der eigentlich in seiner so glorreichen Laufbahn wenig falsch gemacht hat. Im Prix d‘ Astarte aber erwischte er nicht den besten Tag, servierte der Stute ein sehr unglückliches Rennen.

Mit dem Erfolg im Oettingen-Rennen über einen solch hoch profilierten Gegner wie Soldier Hollow bezog Mi Emma Winterquartier. „Sie bleibt 2008 in Training“, bringt es ihr Betreuer gleich auf den Punkt. Das Ziel kann eigentlich nur der Gewinn einer Gruppe-I-Prüfung sein. Die Klasse dazu dürfte die Stute fraglos besitzen.

Ein Kilo weniger im Handicap bekam Mystic Lips, die zweite klassische Siegerin im deutschen Turfkalender 2007. Start-Ziel und in überlegener Manier war Stall Lintecs von Andreas Löwe trainierte Stute im Henkel Preis der Diana gegen Dominante, Avanti Polonia und Scoubidou voraus. Auch international schnitt die Generous-Tochter mit vierten Plätzen in Prix de la Nonette in Deauville und Prix de l‘ Opera in Longchamp nicht schlecht ab.

Vor allem Rang vier im zur Gruppe I zählenden „Opera“ – die Siegerin Satwa Queen markierte bei Tattersalls den Rekordzuschlag von 3,4 Millionen Guinas – war eine tadellose Form. Ihr Betreuer Andreas Löwe: „Definitiv ist noch nicht entschieden, wie es 2008 mit Mystic Lips weitergeht. Die Tendenz geht aber in Richtung Zucht. Herrn Lindemeyer liegen Angebote von Spitzendeckhengsten vor.”

Den Rennstall verlassen hat inzwischen die Henkel-Diana-Zweite Dominante. Die von Andreas Wöhler trainierte Etzeanerin kam nach dem starken Düsseldorfer Auftritt im Zentis-Stutenpreis in Krefeld auf Listenebene zum verdienten Treffer, ehe sich eine tolle Leistung im Großen Dallmayr-Preis von Riem anschloss. In der Gruppe-I-Prüfung musste sie nur Soldier Hollow und Godolphins Formal Decree den Vortritt lassen.

Christiane Weil-Daßbach vom Gestüt Etzean: „Wir haben uns entschlossen, Dominante in unsere Mutterstutenherde einzureihen. Da wir in letzter Zeit die Kontakte zu Coolmore weiter ausgebaut haben, werden wir im kommenden Jahr vier Etzeaner Stuten zu Coolmore-Hengsten schicken. Eine davon ist Dominante, für die wir den Spitzenhengst Danehill Dancer gebucht haben. Sie hat solch einen Partner verdient.“ Die Decktaxe des Danehill-Sohnes beträgt 2008 immerhin stolze 115.000 Euro.

Bereits Mitte der Saison wechselte Touch my Soul in den Besitz von Team Valor und somit in US-amerikanischen Besitz. Für das Gestüt Brümmerhof bestritt die Zweite der Winterkönigin von 2006 noch den Preis des Union Gestüts in Köln. Nach einer Pause gewann Touch my Soul dann für Team Valor das Credit Suisse-Rennen auf der Derby-Bahn und somit eine Gruppe-III-Prüfung.

Nach dem Prix de Psyche in Deauville verließ die Tiger Hill-Tochter den Rennstall von Peter Schiergen und wechselte in die USA, wo sie in den Pucker Up Stakes (Gr.II) von Arlington (noch unter Schiergen-Regie) mit einem zweiten Platz ihre bislang beste Leistung zeigte. Touch my Soul soll auch 2008 Rennen in den Staaten bestreiten.

Avanti Polonia hat ihre Rennlaufbahn beendet. Nach ihrem Maidensieg Ende Mai bot ihr Betreuer Peter Schiergen sie gleich im Henkel Preis der Diana auf. Die Polish Precedent-Tochter rechtfertigte die hohe Einschätzung mit einem dritten Rang und stieg anschließend im Fährhofer Stutenpreis zur Gruppe-Siegerin auf.

Mit einem vierten Platz im Deutschen St. Leger beendete die Ebbesloherin ihre Rennlaufbahn. Ihr erster Partner wird im kommenden Jahr Lomitas im Gestüt Fährhof sein. Der Vater von Silvano, Belenus, Meridiana und weiteren Klassepferden deckt 2008 für 12.000 Euro.

Wohin der Weg von Neele führt, hat sich in den letzten Tagen entschieden. „Die Stute wird in die Zucht wechseln, der erste Partner steht noch nicht fest“, erklärt Horst Steinmetz. Im Fährhofer Stutenpreis von Hamburg schrammte die Peintre-Celebre-Tochter knapp am Gruppe-Treffer vorbei, als sie nur Avanti Polonia den Vortritt lassen musste. Auch im Prix de Psyche in Deauville lief sie als Fünfte nicht verkehrt. „Die Stute hatte mit Sicherheit das Potenzial, ein Gruppe-Rennen zu gewinnen, leider ging die Rechnung nicht ganz auf“, unterstreicht Horst Steinmetz noch einmal.

Zu den Spitzenstuten, die den Weg ins Ausland gefunden haben, gehört die Leger-Zweite und Kölner Schwarzgold-Siegerin Scatina. In der Weidenpescher Gruppe-II-Prüfung bezwang die Ittlinger Samum-Tochter Scoubidou. In den Oaks d‘ Italia (Gr.II) landete die von Mario Hofer trainierte Stute auf Rang drei. Im Deutschen St. Leger wurde Scatina von El Tango auf den letzten Metern förmlich niedergekämpft, die gleiche Platzierung sprang zum Saisonschluss im Hessen-Pokal heraus. Ihren vorerst letzten großen Auftritt hatte Scatina während der Newmarket December Sales, als die Stute der Agentur Blandford Bloodstock für 330.000 Guineas zugeschlagen wurde.

Ebenfalls in die USA wechselte die exzellente Sprinterin Bahama Mama. Die zweifache Listensiegerin – in Hannover und Iffezheim – dürfte ihre sportlich besten Leistungen bei ihren Platzierungen in den German 1000 Guineas und in der Goldenen Peitsche gezeigt haben. Auf den Tattersalls December Sales wurde die von Waldemar Hickst trainierte Stute für 175.000 Guineas zurückgekauft, fand dann aber später doch einen neuen Besitzer.

Waldemar Hickst: „Bahama Mama ist in die USA verkauft. Sie war noch in einem Topzustand, auch konditionell. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie zunächst noch Rennen bestreiten wird.“
Scoubidou, die bereits zweijährig im Premio Dormello in Mailand zu Gruppe-Ehren gekommen war, setzte sich in dieser Saison gleich beim Jahresdebut im Jean-Harzheim-Rennen erfolgreich durch, musste dann auf Gruppe-Ebene im Schwarzgold-Rennen an gleicher Stätte eine knappe Niederlage zu Scatina hinnehmen. Im Preis der Diana (Gr.I ) und der Kölner Herbst-Stuten-Meile kam die Johan Cruyff-Tochter auf vierte Plätze. Sie soll nun in die Zucht wechseln, wobei der erste Partner derzeit noch offen ist.

„Von einem nicht ganz glücklichen Jahr“ spricht Mario Hofer bei Red Diva. Der Krefelder Coach weiter: „Ich denke, die Stute besitzt das Potenzial, um eine Gruppe-Prüfung zu gewinnen. Dies wollen wir mit ihr in diesem Jahr erreichen.“ Damit wird klar, dass die Ittlingerin auch 2008 Seide tragen wird. Nach einem kurzen Abstecher ins Gestüt wird die Stute im Februar wieder in das Stadtwald-Quartier zurückkehren.

Auch Chantra, und somit eine weitere Ittlinger Stute, bleibt in Training, wird die Saison 2008 sogar sehr zeitig beginnen. Die von Peter Rau zur zweifachen Listensiegerin geformte Lando-Tochter beginnt bereits in Dubai, soll in einer Gruppe-III-Prüfung an den Start kommen. Dass sie auf dieser Bühne zum Erfolg kommen könnte, bewies sie neben ihren beiden Listensiegen auch bei ihren beiden Platzierungen auf dieser Ebene in Chantilly.

Beim letzten Auftritt im Jahr musste sie im Prix de Saint-Sur in Deauville nur Vincennes, die später in Köln noch zu Gruppe-Lorbeer kam, und der talentierten Aga Khan-Stute Brofalya den Vortritt lassen.

Der Erfolg von Laeya Star im Weidenpescher Stutenpreis auf Listenebene gegen die aus Irland entsandte Grecian Dancer war Mitte Oktober eine hochverdiente Angelegenheit. Die Royal-Dragon-Tochter war auf dieser Bühne nach zahlreichen ausgezeichneten Platzierungen einfach überfällig. Und wären in der Kölner Herbst Stuten Meile nicht die beiden Gäste Vincennes und Contentious aus den Spitzenquartieren von Alex Pantall bzw. John Dunlop am Start gewesen, dann wäre die von Uwe Ostmann so konstant in Topform gehaltene Laeya Star sogar noch zu Gruppe-Ehren gekommen.

Inzwischen hat Stall Eminas Royal Dragon-Tochter – ihr Halbbruder Liang Kay zählt nach seinem zweiten Platz im Preis des Winterfavoriten zu den Derby-Favoriten 2008 – den Rennstall verlassen und weilt auf den Koppeln Zoppenbroichs. Ihr erster Partner wird im kommenden Frühjahr der mehrfache Gruppe-I-Sieger Soldier Hollow sein. Der In The Wings-Sohn debutiert im Gestüt Röttgen. Für ihn und Laeya Star ist dies im ersten Gestütsjahr gleichermaßen eine echte Topchance.

Gestüt Park Wiedingens Waky Love wird ein weiteres Jahr im Rennstall dranhängen. Was nicht wundert, denn die Royal Dragon-Tochter debutierte erst dreijährig, hat erst acht Starts absolviert. Wie schnell es mit ihr nach oben ging, beweist der zweite Platz zu Touch my Soul auf Gruppe-III-Ebene im Credit Suisse-Rennen auf der Derby-Bahn.

Und zum Saisonabschluss versäumte sie auf gleicher Ebene in Hannover nur ganz knapp den ersten Gruppe-Treffer, als Mharadono mit einem Halsvorteil voraus blieb. So darf man eigentlich davon ausgehen, dass die von Jutta Mayer für Helmut von Finck trainierte Royal-Dragon Tochter 2008 zur Gruppe-Siegerin aufsteigen wird.

Meridia wird ihre unterbrochene Laufbahn 2008 fortsetzen. Baron Ullmanns Monsun-Tochter lief im Schwarzgold-Rennen hinter Scatina auf einen sehr ordentlichen dritten Platz, auch Rang sechs im Henkel Preis der Diana war keine schlechte Form. Dann war bereits Saisonschluss.

Racing-Manager Paul Harley: „Die Stute kam noch einmal in die Entwicklung, wir haben die Saison früh beendet. Es war geplant, dass sie auch 2008 Rennen bestreitet. Ziel ist das „große Black-Type”, das kleine, Platzierungen in Listen- und Gruppe-Rennen, besitzt Meridia ja bereits.“

Nächste Renntage

Galopprennen in Deutschland
Sa., 17.05. München
So., 18.05. Köln, Hannover
Sa., 24.05. Mülheim
So., 25.05. Düsseldorf
Do., 29.05. Baden-Baden, Dortmund, Magdeburg
Sa., 31.05. Baden-Baden
Galopprennen in Frankreich
Di., 13.05. Saint-Cloud
Mi., 14.05. Compiegne, Vichy
Do., 15.05. ParisLongchamp, Salon Provence
Fr., 16.05. Chantilly, La Teste
Sa., 17.05. Lyon Parilly, Auteuil
So., 18.05. Croise Laroche, Auteuil, Wissembourg