Es war ein guter Start in die Saison 2006 bei den europäischen Jährlingsauktionen am letzten Wochenende in Deauville und wohl auch ein gutes Omen für die beiden wichtigsten Tage im deutschen Versteigerungskalender: Am Freitag und Samstag, 1. und 2. September, findet die BBAG-Jährlingsauktion statt. Nach den guten Erfahrungen des letzten Jahres wird wieder im Anschluss an die Rennen am Freitag versteigert, 85 Lots sind im Angebot, um 18.30 Uhr wird es losgehen, Der Start am Samstag mit dem Rest des insgesamt 301 Nummern umfassenden Katalogs ist um 10 Uhr.
Der Auktionsmarkt hat in den vergangenen Jahren weltweit einen enormen Aufschwung genommen. Nahezu jede Woche kommt eine Nachricht auf den Tisch, in der wieder von einer positiv verlaufenden Auktion irgendwo auf der Welt die Rede ist. Nun hat sich der Markt in letzter Zeit auch verändert.
Das Pferd ist eine Geldanlage geworden, eine Aktie. Wer ein Fohlen kauft, der denkt oft schon an einen Wiederverkauf als Jährling. Der Bieter auf einen Jährling hat manchmal schon die kommende Breeze Up-Auktion im Hinterkopf. Wer heute ein Pferd kauft, denkt in der Regel schon an übermorgen, an eine mögliche Weitervermarktung. Und so ist der Titel der BBAG herausgegebenen Zeitschrift „horse power“, ein Werbemagazin für die Jährlingsauktion, absolut treffend: „Kapital machen!“ steht dort in großen Lettern.
Die BBAG-Jährlingsauktion hat in den letzten Jahren einen erheblichen Aufschwung genommen. Rund 7,339 Millionen Euro betrug vor einem Jahr der Gesamtumsatz, 220 der angebotenen 253 Jährlinge fanden einen neuen Besitzer, eine stolze Rate. Der Median pro Zuschlag (das billigste und teuerste Pferd werden ausgeklammert) stieg von 22 070 Euro (2003) über 29 000 Euro (2004) auf 32 277 Euro (2005).
Das hatte natürlich einen guten Grund: Die deutsche Zucht hat sich in den letzten Jahren immer stärker in den Vordergrund geschoben, zudem sind die Preise aus internationaler Sicht gesehen immer noch moderst. „Value for money“ heißt das auf gut englisch, man bekommt also in Baden-Baden gute Pferde zu einem zivilen Preis.
Deshalb wird das Interesse gerade der Ausländer am nächsten Wochenende wieder besonders groß sein. In der Regel wird von Iffezheim aus in alle Herren Länder verkauft, was auch am Standort in der Mitte Europas liegt – er ist leicht zu erreichen, inzwischen durch den Flughafen Söllingen auch aus der Luft.
Viele Kunden kamen in den letzten Jahren aus Südosteuropa, sie zahlen inzwischen auch gute Preise. Und die Engländer und Franzosen haben die BBAG-Auktion inzwischen als echte Alternative zu ihren Versteigerungen entdeckt. Bei einer Umfrage nach den beliebtesten Jährlingsauktionen des Jahres, die die Zeitschrift „Pacemaker“ unlängst bei den Profis der Branche durchführte, wurde Baden-Baden häufig genannt. Auch wegen der Atmosphäre, der Umgebung, der Einbindung der Rennen.
Hurricane Run und Shirocco waren in den vergangenen Monaten die besten Werbeträger für die deutsche Vollblutzucht. Ob ein Pferd ähnlichen Kalibers am nächsten Freitag der Samstag im Ring sein wird, das kann man nur erahnen, in jedem Fall ist es ein sehr gutes Angebot, ein echter Querschnitt durch die deutsche Zucht.
Werbung für die deutsche Zucht waren nicht nur die oben genannten Hengste, ganz direkt haben in diesem Jahr immerhin drei Stuten für die Auktion Reklame gemacht: Lolita (1000 Guineas), Almerita (Henkel-Preis der Diana) und Windhuk (Italienische 2000 Guineas) waren im Iffezheimer Auktionsring zu haben.
Bei den Hengsten dürften natürlich Monsuns fünf Nachkommen hohes Interesse nach sich ziehen. Stark vertreten sind Big Shuffle (23 Jährlinge im Ring), Dashing Blade (18), Tiger Hill (16) und Pentire (14, erster deutscher Jahrgang). Ihren ersten Jahrgang überhaupt stellen Black Sam Bellamy, Next Desert und Sholokhov vor.
An ausländischen Vererbern findet man u.a. Act One, Anabaa, Bertolini, Choisir, Diktat, Dr Fomg, Fantastic Light, Galileo, Generous, Golan, Hawk Wing, Hernando, High Chaparral, In The Wings, King’s Best, Medicean, Montjeu, Night Shift, Noverre, Numerous, Peintre Celebre, Singspiel und Spectrum.
Schaut man sich die Papiere an, so sind am ersten Tag ein Dashing Blade-Vollbruder zu Denaro (Nr. 16), ein Big Shuffle-Vollbruder zu Daring Love (Nr. 17), eine Schwester des 91 Kilo-Dreijährigen Arpino (LOt 173), ein rechter Bruder zu König Turf und König Shuffle (Nr. 36), ein Sholokhov-Halbbruder zu Meridiana (Nr. 49), ein Areion-Halbbruder zu Lolita (Mr. 43) und ein Rock of Gibraltar-Stute aus der Saldenschwinge (Nr. 68) zu erwähnen. Die von Platini stammende rechte Schwester von Windhuk (Nr.84) wird kaum so günstig werden wie die italienische Guineas-Siegerin, die vor zwei Jahren nur 5500 Euro kostete.
Am Samstag sind ein Fantastic Light-Sohn aus der Diana-Siegerin Flamingo Road (Nr. 107), ein Anabaa-Bruder zu Manduro (Nr. 127), eine von Big Shuffle stammende rechte Schwester zu Pepperstorm, Peppercorn und Peppershot (Nr. 143) und ein King’s Best-Bruder zu Wild Side, Win for us und White Rose (Nr. 165) Blickfänge im Katalog.
Weitere interessante Offerten sind ein Lando-Bruder zu Almerita (Nr. 251), eine Montjeu-Stute aus der Listensieger Moneypenny /Nr. 277), ein von Dashing Blade stammender rechter Bruder zu Soave (Nr. 155), ein Tiger Hill-Bruder zu Noroit und Noel (Nr. 211), ein rechter Bruder zu Apeiron sowie Halbbruder zu Aolus (Nr. 249), eine Noverre-Schwester zu Nouvelle Noblesse (Nr. 283) und ein Sholokhov-Bruder zu Sweet Wake (Nr. 293). Bleibt eine Artan-Tochter, rechte Schwester zur diesjährigen Gruppe II-Siegerin Boccassini – die war letztes Jahr 6000 Euro wer, das wird diesmal nicht so preiswert werden.
Die genannten Jährlinge sind natürlich nur eine repräsentative Auswahl. Zu hoffen bleibt bei aller Genugtuung, dass der deutsche Jährlingsmarkt so hohe Aufmerksamkeit findet, die Hoffnung, dass es auch genügend einheimische Jährlingskäufer gibt.
Die BBAG weist darauf hin, dass die Auktion inzwischen nicht nur per Audio sondern auch im Video im Internet (www.bbag-sales.de) übertragen wird. Zudem sind auf dem Gelände Hotspots eingerichtet, so dass man per WLAN ins Internet gehen kann.