John Magnier ist der Mann, der sich dafür entschieden hat, die Karten der Welt der Zucht neu zu mischen. So, als wäre sie einfach in einen Cocktailmixer zu geben und auf einen Knopf zu drücken. Er hat den Knopf gefunden, die richtige Mischung gehabt und jetzt ist sein Coolmore – Imperium nicht mehr wegzudenken aus der Welt des Turfs.
Mit seinem Schwiegervater Vincent O´Brien und Besitzer Robert Sangster kaufte er am 7. Januar 1975 das Coolmore Gestüt in Fethard, County Tipperary in Irland. Die Welt des Vollblutsports ging in eine neue Ära, Coolmore sollte die Turfwelt verändern, sie vielmehr dominieren. Als aus der eigenen Zucht der ganz große Coup und Deckhengst aber ausblieb, entwickelte John Magnier eine neue Idee. Einen neuen Anspruch an sich und sein Team: den Kauf angehender Deckhengste, bevor diese überhaupt ein Rennen bestritten haben. Mit einem Vincent O´Brien im Rücken, welcher von Magnier einmal als einer des besten Pferdemänner der Welt bezeichnet wurde, ging die Theorie bereits im Juli 1975 auf, als man den Northern Dancer – Sohn The Minstrel für 200.000 US Dollar ersteigerte. Nur 2 ½ Jahre später sollte der Hengst sowohl das Englische wie auch das Irische Derby für sich entscheiden und gewann die King George Stakes in England. The Minstrel kehrte ins Gestüt zurück mit einem Wert der Syndikats-Anteile von rund 9 Mio. Dollar. Die Differenz dieses ersten großen Coups ist schnell errechnet. Mit über 8 Mio. Dollar ein äußerst stolzer Betrag, eine sensationelle Zahl. Und von diesen gab es noch einige mehr. Für eine weitere war Storm Bird verantwortlich. Der Dewhurst Stakes Gewinner des Jahres 1980 wurde für 24 Mio. Dollar verkauft. Den Zuschlag hatte Coolmore für den Hengst als Jährling bei 1 Mio. erhalten. Wieder eine Differenz, die schwindelig macht.
Und zur Silberhochzeit im Millenniumsjahr, dem 25-jährigen Coolmore-Jubiläum dann der bisher größte Deal. Dieser betrifft den Kentucky Derby – Gewinner Fusaichi Pegasus, der im Ashford Gestüt in den USA mit einem Werte-Rekord für einen neuen Deckhengst aufgestellt wurde.: zwischen 60 und 80 Millionen Dollar. Egal, wo die Zahl zwischen 60 und 80 letztendlich liegt, sie ist gigantisch. Es zeigt einmal mehr, wie weit sich Coolmore mittlerweile finanziell und international entwickelt hat. Coolmore liefert Zahlen, die beeindrucken. Im Jahr 2000 zeichnen Coolmore – Deckhengste für über 150 Gruppe-Sieger weltweit verantwortlich. Die Organisation ist für 50 Deckhengste verantwortlich, die auf jedem Kontinent dieser Erde ihre Vererber-Qualitäten unter Beweis stellen. Irland, Japan, USA, Südamerika und Australien sind die Heimatländer berühmter Hengste wie Sadlers Wells, Danehill, Southern Halo, Alzao, Royal Academy, Grand Lodge und vielen mehr. Und allein in diesem Jahr geben Hengste wie Giant´s Causeway, Montjeu oder eben Fusaichi Pegasus ihren Deckhengsteinstand.
Doch nicht nur hier ist Coolmore einzigartig. John Magnier entwickelte auch das Dual-Hemisphere-Konzept, den Einsatz eines Deckhengstes auf zwei Kontinenten. In Irland stationierte Deckhengste wie Danehill werden nach Australien geflogen, um dort in der südlichen Hemisphäre in der dortigen Zucht-Saison zu decken. Im ersten halben Jahr decken die Hengste Stuten in Europa in der zweiten dann in Australien. Die Idee ist einfach, aber genial. Wie so oft liegt das Gute so nah.
Es gibt keinen Zweifel mehr daran, dass Coolmore das Vorhaben, eine Weltklasse-Deckhengst-Basis zu werden, vollbracht hat. Die Sadler´s Wells – Nachfahren haben mittlerweile sämtliche Rekorde gebrochen. Bei Danehill hat man das Gefühl, dass mehr Blacktype durch seinen Venen fließt als reines Blut und Grand Lodge ist Vater des letztjährigen Arc-Siegers Sinndar. Und dann gibt es ja noch "The Iron Horse" Giant´s Causeway. Der Gewinner von 5 Gruppe I – Rennen in Folge zeigt mit seiner Decktaxe wieder einmal die Coolmore – Dimensionen auf. 100.000 Irische Guineas sind für einen Sprung des Hengstes zu investieren und das, bevor auch nur ein Nachfahre des Hengstes einen Schritt in Richtung Rennbahn gewagt hat. Und auch Montjeu, Sieger des Arc im Jahre 1998, ist nicht zu vergessen. Das, was diese beiden Pferde alleine in einer Saison auf die Beine gestellt haben, es ist mehr als man sich als Züchter oder Besitzer in einem ganzen Rennleben nur erhoffen, erbeten oder wünschen kann.
Der Mann der die Fäden zieht, John Magnier, gilt als scheu und zurückhaltend. Mit seiner Zigarre im Mund sagt er immer nur so viel, wie er es für angemessen hält. Fragt man Magnier nach seinem größten Erfolg, so nennt er auf Anhieb den Sieg von King Of Kings in den 2000 Guieneas im Jahr 1998. Begründet wird diese Antwort dann mit der Tatsache, daß der Sieg des Hengstes den großen Start von Aidan O`Brien bedeutete und es der erste klassische Erfolg seiner Ehefrau Sue war.
Allein diese Antwort lässt erkennen, wieviel Stil und Klasse ein John Magnier hat. Ein Mann, der die Welt der Deckhengste neu definiert hat. Und der mit seinem Imperium noch nicht am Ende seiner Ziele ist, brach Coolmore doch erst im letzten Jahr wieder den Jährlingsrekord bei den Keeneland September Sales. 6,8 Mio. Dollar investierte man in einen Storm Cat – Sohn. 17.625.000 Millionen Dollar zahlte Coolmore für 10 Jährlinge. Alles, um dem Motto gerecht zu werden: Einen Deckhengst kaufen, bevor er je ein Rennen bestritten hat.