Aus dem Gestüt Schlenderhan kommt die traurige Nachricht, dass der Ausnahme-Vererber Monsun abgetreten ist. Diesen bereits jetzt als eine Vererberlegende zu bezeichnen, ist mit Sicherheit nicht vermessen, denn zu viel hat dieser Stallion als Deckhengst erreicht. Sein Tod bedeutet nicht nur einen gewaltigen Verlust für die deutsche, sondern auch in großem Maße für die internationale Vollblutzucht.
Dazu der Schlenderhaner Gestütsleiter Gebhard Apelt: „Wir befinden uns noch unter Schock. Monsuns Tod bedeutet das Ende einer Ära, ein großer Verlust für die deutsche Vollblutzucht, aber auch weltweit. Wir haben uns noch keine Gedanken über die Zukunft gemacht, wir müssen das Ganze erst einmal sacken lassen.“
Ganz besonders das laufende Jahr legt in großer Eindeutigkeit Zeugnis für die Vererberkraft des Hengstes ab. Acht individuelle Gruppesieger in drei führenden Rennsportnationen und fünf weitere Listensieger sprechen für sich. Zu den acht Gruppesiegern gehören der Oppenheim Union-Rennen-Gewinner und Derby-Zweite Novellist, der für den Prix de l‘Arc de Triomphe nicht gering gehandelte Masterstroke, sowie Energizer als der erste in Deutschland trainierte Gruppesieger in Royal Ascot.
Für Monsun stehen jetzt bei insgesamt 143 Stakes-Pferden 51 Gruppesieger zu Buche, davon kamen 14 auf höchster Ebene zum Zuge, während zehn auf klassischer Ebene gewinnen konnten. Dazu kommen 39 Listensieger und bereits zehn Gruppe- sowie acht zusätzliche Listensieger als Mutterstuten-Vererber, von denen der diesjährige Derby-Sieger Pastorius und der Ascot Gold Cup-Gewinner Colour Vision gesondert erwähnt seien.
Eine ganz besonderer Ehre wurde Monsun Anfang des Jahres zuteil, als er in den Status eines „Chef-de-Race“-Deckhengstes erhoben wurde, und dies sogar noch zu Lebzeiten. Diese Wahl bedeutet eine wirklich bedeutende Auszeichnung eines Deckhengstes und auch der deutschen Zucht. Dabei handelt es sich um jene Vererber, die besonders nachhaltigen und maßgeblichen Einfluss in der Vollblutzucht genommen haben. Dazu müssen die Produkte dieser Hengste nach Qualität und Quantität deutlich über dem Durchschnitt liegen, wie sie zudem besonders vital, stark und leistungsbereit sein sollen.
Monsun wurde in den Kategorien „classic“ und „stout“ bzw. „solid“ aufgenommen und ist nach Oleander, Mangons Erzeuger Gundomar und dem unvergessenem Ticino der vierte deutsche Deckhengst auf dieser Liste, die aktuell 218 Champion-Vererber umfasst. Darüber hinaus wurde Monsun diese Ehrung bereits zu Lebzeiten zuteil.
Der vom Gestüt Isarland gezogene Monsun war mit drei Gruppe-I-Siegen an der Spitze seiner besten Erfolge sowie zahlreichen Top-Platzierungen inklusive eines zweiten Rangs im Deutschen Derby einer der führenden Repräsentanten des Ausnahme-Jahrgangs von 1990. Er ist der beste Vertreter des so erfolgreichen Cross von Triple-Crown-Sieger Königsstuhl auf Stuten von Surumu, der selbst das Derby gewann und einer Dynastie von Derby-Siegern entstammt.
Königsstuhl als Sohn von Dschingis Khan und Nachfahre des englischen Triple-Crown-Siegers und Blandford-Sohnes Bahram stellte mindestens einen Gewinner in jedem deutschen Klassiker inklusive zweier Derby-Sieger, beide übrigens aus Surumu-Müttern. Darüber hinaus stellte Königsstuhl aus der Mutterlinie von Monsun mit der zweimaligen klassischen Siegerin und Top-Mutterstute Majorität ein weiteres Klassepferd.
Monsuns ältester Sohn in der Zucht ist der Derby-Sieger und Champion-Deckhengst Samum, der bereits vier Gruppe-I-Sieger inklusive des Derby-Siegers Kamsin vorweisen kann. Monsuns auch international als Top-Rennpferde bewährte Söhne Shirocco und Manduro können zudem einen viel versprechenden Start in ihrer Karriere als Deckhengste vorweisen.
Der vor allem im Deutschen Derby sowie im Breeders‘ Cup Turf und Coronation Cup nicht zu schlagende Shirocco stellte aus seinen ersten Jahrgängen vier Gruppesieger und zusätzlich elf weitere Stakes-Pferde, während Manduro, 2007 das weltbeste Rennpferd der Welt, aus seinem ersten Jahrgang mit vier individuellen Gruppesiegern inklusive des im Vorjahr als Zweijähriger auf höchster Ebene im Criterium de Saint-Cloud überlegenen
Mandaean an der Spitze aufwarten kann.
Darüber hinaus stellte der Monsun-Sohn Speedmaster 2011 mit der Hamburger Stutenpreis-Gewinnerin Karsabruni eine Gruppesiegerin, während der Derby Italiano-Gewinner Gentlewave als Vater der kürzlich im Mercedes Benz Baden Stutenpreis erfolgreichen Pagera zeichnet.
Die jetzigen Zweijährigen eingerechnet, werden noch vier Jahrgänge von Monsun auf die Bahn kommen. In jenen Jahren hat der Hengst hochkarätige Partnerinnen aus dem In- und Ausland gedeckt, so dass diese Monsun-Nachkommen sicherlich noch weitere Ehre für ihren tollen Vater einlegen können.