Endlich hat er es geschafft! Endlich hat der Erlenhofer Anzillero die Ziellinie einmal als Erster passiert. Noch bei der Parade vor den Tribünen wurde der Hengst von Manfred Chapman als „ewiger Platzierter“ vorgestellt. Kurz nach Erreichen der Geraden drehte der ewige Platzierte dann aber auf und war bis zur 2400 Meter-Linie nicht mehr zu stellen: Sieg im WGZ-Bank Deutschland Preis. Entschädigung für alle Platzierungen und das Pech im letztjährigen Deutschen Derby. Entschädigung pur! Der erste Gruppesieg für Trainer Dave Richardson und dann gleich in der Galopper-Champions-League auf Gruppe I-Parkett.
„Es ist phantastisch. Endlich hat er gewonnen. Ich habe im Vorfeld eigentlich für mehr Regen gebetet. Aber er kann wohl auch diesen Boden. Bei den letzten Rennen ist er auch phantastisch gelaufen, dort sind nur seine Führpferde immer zu früh eingebrochen“, so ein überglücklicher Trainer Dave Richardson. Dieser hatte den Erlenhofer Law Society-Sohn bereits am Donnerstag nach Düsseldorf gebracht. „Er sollte sich schon an die Bahn gewöhnen. Am Freitag ist Kevin dann mit ihm einen Spritzer gegangen“, so Richardson weiter.
Kevin, Kevin Woodburn. Der “Unverwüstliche” wie Manfred Chapman nach dem Rennen verkündete. Der Engländer, Oldie unter den Rennreitern, bescherte dem Hengst ein Rennen nach Maß. Immer an zweiter Stelle galoppierend, bugsierte Woodburn Anzillero nicht zu früh nach vorne und konnte den außen angreifenden Sabiango noch sicher in Schach halten. „Er war schon in Hamburg sehr gut drauf, hat da aber nicht durchgezogen. Heute hat er aber alles gegeben. Ich bin in den letzten Wochen immer runtergesungen worden. Heute habe ich aber gezeigt, was ich auf guten Pferden noch kann, denn ich bin mit Sicherheit noch gut genug“, sagte der Erfolgsjockey nach dem Rennen.
Auch in der Niederlage hinterließ Topfavorit Sabiango (22:10) einen guten Eindruck. Nicht ganz reichte es für den Fährhofer unter Andreas Suborics. „Wir sind nicht enttäuscht. Man darf nicht vergessen, dass es erst sein fünfter Start war. Es hat ihm noch ein bisschen Routine und Spritzigkeit gefehlt. Man darf aber nicht vergessen, welche Pferde hinter ihm waren“, so der Stalljockey von Andreas Wöhler in Bremen. Anderthalb Längen hinter Anzillero kam Sabiango ins Ziel des Gruppe I-Rennens. Eine halbe Länge dahinter dann der Engländer Yavana’s Pace (zu viel zu langen Odds übrigens). Wer diese Reihenfolge auf dem Schein hatte, für den gab es 31.591 DM für 10 DM Einsatz in der Dreierwette. Der Sieger Anzillero zahlte am Toto 217:10. Die Plätze wurden mit 47, 16 und unglaublichen 104:10 belohnt.
Hinter dem Trio folgte das Schütz-Doppel mit Subiaco und Caitano. Unter Andrasch Starke war Subiaco mit Little Rock (nur Neunter) zum Co-Favoriten avanciert. Andreas Schütz war mit der Leistung seiner zwei Pferde durchaus zufrieden: „Sie konnten sich aus dem schnellen Tempo aus der Box raus keine ideale Position erarbeiten. Sonst bin ich eigentlich zufrieden. Auf der Geraden haben sie beide gut angezogen.“ Auch Jockey Andrasch Starke war mit dem Abschneiden des Ullmann-Hengstes Subiaco zufrieden: „Das Tempo war einfach nicht ideal für ihn. Er ist ein reiner Steher und wird sich im Herbst besser präsentieren.“
Hinter dem Tanaka-Crack Caitano, der unter dem französischen Starjockey Gerald Mosse ins Rennen gegangen war, folgte mit Iberus der zweite Dreijährige im Feld. Siebter wurde der Samum-Bezwinger Bonvivant. Belenus, der Derbysieger von 1999 enttäuschte erneut, es blieb nur der vorletzte Platz für den Lomitas-Sohn. Und der Idee Hansa-Preis-Sieger Aeskulap wurde sogar nur Letzter.
Im Mittelpunkt standen aber eindeutig Dave Richardson und Anzillero. Denn es war nicht irgendein Gruppe I-Rennen, was man da gewonnen hatte, es war eine der bestbesetzten Prüfungen der letzten Jahre gewesen. Es war Richardsons Meisterstück als Trainer, als Jockey hatte er damals dreimal das Deutsche Derby gewonnen.
Auf die Frage, wo der Ehrenpreis, eine Statue eines galoppierende Pferdes, denn nun im Frankfurter Heim Platz finden werde, antwortet Richardson: „Den nehme ich heute Nacht mit ins Bett, das ist sicher. Danach kommt er dann über das Bett“. Seine Frau Bobby ergänzt: „Und wenn er dann schnarcht, bekommt er damit dann immer einen drüber.“ Auch das wird Dave Richardson dann verschmerzen, denn jedes Mal wenn er aufwacht, kann er wieder einschlafen und auf ein neues vom WGZ Deutschland Preis träumen. Die Richardsons – es ist eine der populärsten Aktiven-Familien des Rennsports. Und alle gönnten ihnen den Sieg.