50.000 Besucher auf dem Nad Al Sheba-Kurs in Dubai wurden am Samstagabend Augen-zeuge von Turfgeschichte. Es war nicht nur ein Rennen, das für eine Atmosphäre wie in einem Mega-Krimi sorgte. Das Dubai Duty Free wurde auch zu einem historischen Ereignis. Die Zitterpartie endete mit einem sensationellen und zugleich vollauf verdienten Ergebnis.
Denn Deutschlands Turf-Globetrotter Nummer eins und das wohl derzeit beste Pferd in hiesigen Rennställen hat zugeschlagen: Paolini schnappte nach 1:49,36 Minuten zu. In totem Rennen gewann er das mit 2 Millionen US-Dollar ausgestattete Gruppe I-Rennen der internationalen Spitzenklasse.
Und diesen Super-Coup hatte sich der Lando-Sohn (110 stand er bei englischen Buchmachern, zahlte deshalb 55:10) nach dem zweiten Platz in 2003 zu Ipi Tombe nicht nur verdient, er zahlte sich auch so richtig aus. Denn mit den 800.000 Dollar katapultierte er sich endgültig auf die heißersehnte Pole-Position der deutschen Galopper für die Ewigkeit, löste den Ittlinger Lando ab. Mehr als 3,2 Millionen US-Dollar brachte er nunmehr für seine Besitzerin Carde Ostermann-Richter nach Hause.
Es war absoluter Thrill auf den letzten Metern des Dubai Duty Free. Denn der andere deutsche Vertreter lief ebenfalls das Rennen seines bisherigen Pferdelebens. Auch wenn Martillo (ergatterte 60.000 Dollar) am Ende auf dem etwas undankbaren fünften Rang landete, verpasste er einen Sieg ebenfalls nur knapp.
Doch der Reihe nach – Martillo (William Mongil) hatte sofort eine glänzende Ausgangsposition in dem 1777 Meter-Rennen, lag an zweiter Stelle hinter Godolphins zweiter Waffe Refuse To Bend. Paolini ging dagegen an vorletzter Stelle, wurde von Eduardo Pedroza streng auf Warten geritten.
Und auch im Einlauf konzentrierte man sich in erster Linie auf den Höny-Hofer aus dem Stall von Trainer Ralf Suerland. Denn bald schon hatte er die Spitze erobert und marschierte unverdrossen weiter. Doch auf dem letzten Stück spitzte sich alles zu, kamen die Konkurrenten aus allen Ecken. Zunächst sah es nach Nayyir aus, doch dann katapultierte sich Paolini gemeinsam mit Right Approach in Front.
Kurz vor der Linie schien der Schützling von Andreas Wöhler schon einen hauchdünnen Vorteil zu besitzen, war jedoch im Ziel ein wenig mit dem Kopf zurück, so dass der Südafrikaner mit Weichong Marwing noch den Gleichstand erzwang. Es dauerte lange, bis das salomonische Urteil des Zielrichters feststand. Right Approaches Trainer Mike De Kock hatte damit wie mit Ipi Tombe im Vorjahr Paolini erneut den stärksten Widerstand geleistet.
Nayyir (Michael Kinane) war als Dritter nur eine viertel Länge zurück, eine dreiviertel Länge vor Godolphins Crimson Palace und dem ebenfalls großartigen Martillo, der wieder mit einer dreiviertel Länge folgte, nicht nur vor Checkit, sondern auch vor der früh nicht zwingend wirkenden Favoritin Bright Sky (Siebte, Dominique Boeuf) blieb.
Doch blicken wir noch einmal auf Paolini, mit dem Andreas Wöhler sein absolutes Meisterstück gelandet hat. Denn den Hengst auch mit sieben Jahren in absoluter Hochform zu präsentieren, ist schon eine ganz besondere Sache. Dabei waren es in der Vergangenheit vor allem Platzierung auf höchster Bühne, die Paolini auszeichneten.
Nach allem Pech der Vergangenheit, gönnte ihm wohl jeder den Halbsieg, auch wenn er vielleicht bei freier Bahn während des ganzen Rennens vielleicht sogar allein gesiegt hätte. Vom 17.06.01 im Gran Premio di Milano datierte sein letzter Erfolg, jetzt ist die Durststrecke beendet. Und das mit einer Leistung, die jeden Fan einfach vom Sitz riss.
Lesen Sie dazu auch die Stimmen der Beteiligten in einem gesonderten Text.