Den Mülheimer Trainer Werner Baltromei kann man nicht als Neuling im Turfgeschäft bezeichnen. Über 300 Sieger hat der 40jährige bereits trainiert, mit dem gruppeplatzierten Super Lover und dem Hinderniscrack Wild Doc hat er auch schon überdurchschnittliche Pferde betreut. Doch im Moment hat Baltromei ein Pferd im Stall, wie es außergewöhnlicher wohl kaum sein könnte. Damit ist nicht nur die Klasse gemeint, sondern vor allem der Charakter.
Natürlich kann sich jeder denken, wer gemeint ist, es geht um das Speedwunder des deutschen Turfs, den unverwechselbaren King of Boxmeer, der mit seinem Verhalten seinen Trainer mehr als einmal fast zur Verzweiflung oder in den Wahnsinn getrieben hat.
Doch Werner Baltromei hatte schon früh das Talent des nun Vierjährigen erkannt, den er damals im Zuge einer öffentlichen Zwangsversteigerung für 1500 D-Mark erworben hatte.
Damals hieß der „King“ noch gar nicht King of Boxmeer. „Er sollte eigentlich Kripo heißen“, erinnert sich Werner Baltromei, „doch weil ich ihn an den holländischen Besitzer Lucien van der Meulen verkaufen wollte, hatte ich mir den Namen „King of Boxmeer“ ausgedacht, da von der Meulen aus Boxmeer kommt.
„Das kannst Du nicht machen“, hatte von der Meulen damals gesagt, doch Baltromei konnte. Und so bestritt der Platini-Sohn zweijährig Anfang Oktober in Mülheim unter dem hochtrabenden Namen seinen ersten Start. Womit wir schon beim Stichwort wären. Der Start.
Nicht gerade die Sache, für die sich King of Boxmeer besonders auszeichnet. Adrie de Vries konnte machen was er wollte, King of Boxmeer war nicht zum Abspringen zu bewegen. Der zigfache holländische Champion wurde sogar von dem Hengst aus dem Sattel befördert.
Beim nächsten Mal durfte sich dann der deutsche Champion, Andrasch Starke, versuchen. Doch auch dem erging es nicht viel besser als de Vries. Da hatte Van der Meulen genug. „Er hat den deutschen und den holländischen Champion abgeworfen, so ein Pferd will ich nicht haben“, sagte er.
Unterstützt wurde er in seiner Meinung von dem in Holland und zeitweise auch in Deutschland tätigen Jockey Martin O’Callaghan. „Schnell verkaufen“, hatte dieser von der Meulen geraten.
Für King of Boxmeer musste also ein neuer Besitzer gesucht werden, in der Familie Siepmann wurde dieser gefunden. „Sie wussten, dass ich Meinung von dem Pferd hatte“, weist Baltromei darauf hin, dass er das Talent seines schwierigen Schützlings schon damals erkannt hatte.
Beim ersten Start für die neuen Farben konnte King of Boxmeer zum ersten Mal den Kurs beenden, machte unter Paul Alford keine Zicken, wurde in Gelsenkirchen in einem Zwölferfeld Siebter, nicht einmal übermäßig weit geschlagen. Sieger war der später auf Gruppeebene platzierte Whisperer.
Alles schien sich zum Guten zu wenden, als der „King“ beim nächsten Start auf der Sandbahn in Neuss Dritter wurde, kurioserweise im toten Rennen mit gleich zwei Pferden. Doch so war es dann leider doch nicht. Drei Wochen war in Neuss wieder Paul Alford der Partner des Hengstes, doch diesmal stand wieder ein “U“ im Formenspiegel, wieder blieb King of Boxmeer am Start stehen.
„Wenn ein Jockey ihn zwei- dreimal geritten hat, kennt er ihn und macht mit ihm was er will“, sagt Baltromei , der nach dem abermaligen Theater die Faxen dicke hatte. „Jetzt reichts! Er wird kastriert“, war die Parole des Trainers und so wurde King of Boxmeer zum Wallach befördert.
Die Kastration verkraftete King of Boxmeer eigentlich ganz gut, dennoch kam er dreijährig erst spät heraus. Werner Baltromei hatte für ihn ein Sieglosenrennen in Frankfurt ausgesucht. Dort hatte man ihn nach langer Zeit auch einmal wieder mit Scheuklappen aufgeboten, die er auch bei seinem ersten Start getragen hatte.
„Er lief dort als Fünfter schon ganz stark. Für Baden-Baden ist das ein Elfmeter, hatte ich damals gesagt“, blickt Baltromei zurück. „Als wir im Führring standen, erfuhr ich von meinem Bruder, dass der Schütz-Hengst Lord Lilac besser gearbeitet haben sollte als Caitano. Da war ich mir natürlich nicht mehr ganz so sicher.“
King of Boxmeer sprang gut ab, denn Baltromei und die Starthelfer brüllten an der Maschine, als sich die Boxen öffneten, was das Zeug hielt. Und im Rennen deutete King of Boxmeer erstmals das an, was ihn neben seinem eigenwilligem Temperament auszeichnet. Seinen riesigen Speed. Sicher mit eineinviertel Längen Vorsprung setzte er sich unter Jean-Pierre Carvalho zum Kurs von 336:10 gegen Lord Lilac durch.
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