Erst 15 Jahre jung und schon ein strahlender Sieger. So geschehen an einem stimmungsreichen Rennbahnabend im Weidenpescher Park. Die Rede ist von Dennis Schiergen, der diesen lauen Sommerabend im Weidenpescher Park bestimmt nicht vergessen wird, ebenso wenig wie seinen ersten Ritt auf dem d‘Angelo-Galopper Precioso, mit dem er am 28.03.10 Dritter wurde.
Einige Monate später, wir schreiben den 30.06.2010. An einem Mittwochsrenntag in Köln, der leider viel zu selten mehr stattfindet und seit jeher von einer besonderen Atmosphäre lebt, war es dann soweit.
Vierzehn Kandidaten standen im Pineo Cup, einer Amateurprüfung, unter Order, Schiergen ritt den 139:10-Außenseiter Nicety, einen vierjährigen Wallach aus dem Quartier von Georg Mayer, den er sicher mit 1 ½ Längen zum Sieg steuerte. Anschließend muss die Via Triumphalis für den 15-Jährigen etwas ganz Besonderes gewesen sein, zumal ihn ein kräftiger Applaus wie beim Preis von Europa auf den Weg zum Absattelring begleitete.
Der Name Schiergen steht natürlich auch für einen ehemaligen Klassejockey und heutigen Spitzentrainer, seinen Vater Peter Schiergen. Als Sohn einer solchen Koryphäe des Rennsports steht man natürlich nicht selten unter besonderer Beobachtung – nach dem Motto „ein Schiergen muss immer gewinnen“.
Doch empfindet der ehrgeizige Schüler, er besucht die 10. Klasse des Gymnasiums, dies keineswegs als Nachteil, eher spornt es ihn an. Seine ersten Sporen verdiente sich Dennis übrigens in Ponyrennen. Wie wichtig diese Prüfungen gerade für die Nachwuchsförderung sind, davon kann auch Dennis Schiergen ein Lied singen.
Mehr als sechzig dieser Prüfungen hat er schließlich geritten, wobei elf Siege auf der Habenseite zu verzeichnen sind. Mit dem Rennpony Sunny Boy, das mittlerweile sein Gnadenbrot auf einer Familienkoppel an der Ostsee erhält, verbinden ihn dabei besondere Erinnerungen, wie überhaupt die Schiergen-Kids die Stallluft von Beginn an eingeatmet haben.
„Mit fünf, sechs Jahren hat mein Vater mich bereits auf ein Pferd gesetzt, während er nebenher lief. Später wurde in der Halle longiert. Ich habe da schnell Blut geleckt“, erinnert sich der bald 16-Jährige. Heute reitet Dennis Schiergen, wenn möglich, sooft es geht die Lots mit, vor allen Dingen an Wochenenden oder in den Ferien, in denen mittlerweile auch das Rennreiten als Amateur den Lebensrythmus bestimmt.
„Am liebsten würde ich auch noch vor der Schule reiten, aber das geht zeitlich nicht, die Schule geht vor, in zweieinhalb Jahren steht das Abi an“, gibt er ein für ihn wichtigstes Etappenziel vor. In der Freizeit stehen aber auch Tennis und Golfen auf dem Programm, während der Winter, die einzige Option, wo die Schiergens den Familienurlaub machen können, Dennis auch auf Skiern eine gute Figur abgibt.
Und in der Reiterszene ist der ehrgeizige Bursche längst angekommen. Bestes Beispiel: In einer Fahrgemeinschaft mit den Profis zu einem Renntag im Spätsommer nach Gotha konnte sich der Autor selbst ein Bild davon machen, dass die „alten Hasen“ den jungen Mann in ihren Kreis aufgenommen haben. Er ist bereits einer von ihnen. Dreiunddreißig Ritte absolvierte Dennis Schiergen in der Saison 2010, seiner ersten als Amateur, von denen er vier Erfolge an seine Fahnen heften konnte.
Das bedeutete gleichzeitig den vierten Rang in der SPORT WELT-Talent Trophy. Er misst 1,65 Meter und bringt 54,5 Kilogramm auf die Waage. „Mein wichtigster Ratgeber ist ganz klar mein Vater, der findet immer etwas, was es zu verbessern gibt, aber auch Andrasch und Filip stehen immer mit guten Tipps bereit“, bringt es Dennis Schiergen auf den Punkt.
„Den Amateurlehrgang hat er mit Jana Christin Michaelis, am 15.10.09 war das, als Jahrgangsbester abgeschlossen. Die jungen Leute waren bestens vorbereitet, die Antworten kamen wie aus der Pistole geschossen, der hat bestimmt in der Vorbereitung auch seinen Vater Löcher in den Bauch gefragt“, berichtet Susanna Santesson mit einem Augenzwinkern. Und das ihm seine Weiterentwicklung ganz oben auf der Agenda steht, zeigt auch die Tatsache, dass es vergangenen Sommer auch zu einem Auslandspraktikum nach Irland ging. Zwei Wochen ritt er dabei in Tipperary bei David Wachman, dem Schwiegersohn von John Magnier. Das sind Erfahrungen, die dem zielstrebigen jungen Mann sicherlich nur förderlich sein können, ebenso wie zuletzt das Ausreiten bei Christian von der Recke.
Und in den Analysen seiner Rennen gibt Schiergen bereits sehr routinierte Statements ab. Eine besondere Beziehung verbindet ihn zudem mit Prinz. „Frau Carde Ostermann war so nett, dass ich ihn reiten darf. Er braucht wohl eher besseren Boden, zuletzt gerieten wir in Dortmund an der Spitze zu früh unter Druck. Mit ihm möchte ich besonders gerne ein Rennen gewinnen“, gibt Schiergen die Parole aus. „Mit meinem ersten Jahr bin ich ganz zufrieden, vor allen Dingen in der zweiten Jahreshälfte, mit mehr Routine bekomme ich auch ein besseres Gefühl“. Jedenfalls ist der Knoten längst bei ihm geplatzt und wer einmal Blut leckt….