Es herrscht am Samstag zwischen 17.15 Uhr und 17.25 Uhr Ausnahmezustand in England. Die ganze Nation ist nur auf ein Ereignis focussiert. Die John Smith’s Grand National Chase, das mit über 500.000 Pfund für den Sieger dotierte Jagdrennen über die Extremdistanz von 7,2 Kilometer. Extrem sind auch die Sprünge wie „The Chair“, der „Canal Turn“ oder der legendäre Graben Bechers Brook. Weltweit werden über 600 Millionen Menschen das berühmteste Hindernisrennen auf dem Planten verfolgen, in Großbritannien werden am Grand National-Tag über 100 Millionen Pfund gewettet.
Natürlich wird auch diesmal das Starterlimit von 40 Pferden (im Vorjahr kamen 17 ins Ziel) ausgeschöpft. David Johnsons Comply or Die wird wie bei seinem Triumph vor zwei Jahren dabei von Timmy Murphy geritten, der sich damit gegen The Package (Graham Lee) entschied, der bis dahin im Wettmarkt kürzer notiert wurde, als sein Stallgefährte.
Die englischen Bookies änderten daraufhin den Kurs von Comply or Die von 260:10 auf 170:10, während sie The Package von 150:10 auf 170:10 hochschrieben. In der Favoritenrolle steht, wie so oft in den großen Hindernisrennen auf der Insel, ein Pferd aus dem Stall von Top-Trainer Paul Nicholls.
Big Fella Thanks (Ruby Walsh) wird derzeit zu Kursen um 90:10 gehandelt. Er geht mit der Form eines frischen Gruppe III-Sieges ins Rennen. Der Achtjährige zeigte als relativ junges Pferd (im Grand National sind nur sechsjährige und ältere startberechtigt) im Vorjahr in diesem Rennen als Sechster eine ausgezeichnete Leistung, zumal es sein erstes Rennen in Aintree überhaupt war. Gefolgt wird Big Fella Thanks im Wettmarkt vom Vorjahres-Triumphator Mon Mome.
Gab es im Vorjahr auf seinen Sieg noch die Superquote von 1010:10, so gibt es in diesem Jahr aktuell nur 110:10 auf den Zehnjährigen, der von Aidan Cooleman geritten wird. Nach David Pipes Madison du Berlais hat Mon Mome das zweithöchste Gewicht zu tragen. Er hat aber gerade rechtzeitig wieder zu ganz starker Form gefunden, denn bei seinem letzten Start lief er als Dritter im Cheltenham Gold Cup hinter Imperial Commander und Denman ein grandioses Rennen.
150:10 ist der aktuelle Kurs von Black Appalachi (Dessie Hughes/Denis O’Regan), für den es die dritte Teilnahme am Grand National ist. Sowohl 2009, als auch 2008 konnte er den Kurs jedoch nicht beenden. Zuletzt belegte er in der Bobbyjo Chase in Fairyhouse den zweiten Platz hinter seinem Trainingsgefährten Vic Venturi, der am Samstag wieder mit von der Partie sein könnte, diesmal aber ungünstiger im Gewicht steht. Paul Nicholls hat mit Tricky Trickster (Barry Geraghty) noch ein zweite Eisen im Feuer.
Im Gold Cup spielte er zuletzt zwar keine Rolle, doch da er im Vorjahr über 6400 Meter in Cheltenham erfolgreich war, könnte die Grand National-Distanz ihm liegen. Allerdings geht er mit seinen sieben Jahren als relativ unerfahrenes Pferd in das schwerste Hindernisrennen der Welt. Niche Market (Jockey Harry Skelton) gewann im letzten Jahr als 340:10-Außenseiter das Irish Grand National.
Vor keiner leichten Wahl stand vor dem Grand National Championjockey Tony McCoy, der zwar zigtausende Rennen gewonnen hat, aber eben noch nie das Grand National. Als Stalljockey für Großbesitzer J.P.McManus musste er sich aus mehreren Pferden das richtige heraussuchen.
Zunächst war noch nicht definitiv entschieden, wen der Meisterjockey reitet, doch nun steht fest, dass es Don’t Push It sein wird, dem der zu erwartende weiche Boden mehr liegt, als der Alternative Can’t Buy Time. Mc Coy war im Grand National mehrfach platziert, aber zum großen Treffer reichte es für den Ausnahmesportler noch nicht. Vielleicht wird ja diesbezüglich am Samstag um kurz vor halb sechs wieder Geschichte geschrieben.