INTERVIEW WOLFGANG ST?BER AB DO REIN

INTERVIEW WOLFGANG STÜBER

GaloppOnline.de: Wie oft ist in Sitzungen in der vergangenen Woche über die wirtschaftliche Lage des Internationalen Clubs gesprochen worden?

Wolfgang Stüber: Das Thema steht an oberster Stelle unserer Gesprächagenda.

GaloppOnline.de: Wie konnte es zu der plötzlichen finanziellen Schieflage kommen?

Wolfgang Stüber: Wir hatten im Rahmen unseres Restrukturierungskonzeptes mit einer Finanzierungsmöglichkeit geplant, die im vergangenen Jahr in Anspruch genommen werden konnte. Diese stand uns plötzlich nicht mehr zur Verfügung. Wir hatten das Direktorium über diese Problemstellung informiert und die Endabrechnung des letzten Renntages der Großen Woche auf spätestens den 20. Oktober avisiert. Zwischenzeitlich war die Schließung der Finanzierungslücke zu lösen, was uns gelungen ist. Die Endabrechnung ist erfolgt.

GaloppOnline.de: In Zeitungs- und Pressemeldungen werden aber führende Kräfte des Direktoriums etwa mit der Bemerkung zitiert, man würde „ein Verfahren“ gegen den Club einleiten.

Wolfgang Stüber: Das hat uns nicht weitergeholfen. Wir waren in der Lage und bereit, eine hohe Abschlagszahlung auf die Endabrechnung zu leisten, damit die vordringlichsten Zahlungsverpflichtungen gegenüber Besitzern, Trainern und Jockeys erfüllt werden können. Dies wurde aus buchungstechnischen Gründen abgelehnt.

GaloppOnline.de: Nun soll aus der Umgebung des Großer-Preis-Siegers Prince Flori beim Club angerufen worden sein, man hat wohl nach dem Geld gefragt, und es sei wenig freundlich geantwortet worden.

Wolfgang Stüber: Ich wurde darüber informiert, dass Trainer Sascha Smrczek ein Telefonat in dieser wichtigen Angelegenheit mit einem meiner Mitarbeiter geführt hat. Herrn Smrczek wurde mitgeteilt, dass die Zahlung bis spätestens 20. Oktober erfolgt. Meine Mitarbeiter leisten derzeit Gewaltiges; den Vorwurf dabei unfreundlich zu unseren Gesprächspartnern zu sein, weise ich gerade auch in diesem speziellen Fall zurück. Selbstverständlich werde ich mich bei Herrn Smrczek über seine persönliche Einschätzung zu diesem Telefonat informieren.

GaloppOnline.de: Auf der Rennbahn wurde schon seit zehn, vierzehn Tagen darüber geredet. Andere Rennvereine zahlen ihre Rennpreise auch verzögert aus, doch spielt Baden-Baden schon in einer anderen Liga. Dass es in die Öffentlichkeit kommt, war unvermeidbar. Hätte man nicht schon vorher offensiver mit den Problemen umgehen müssen?

Wolfgang Stüber: Die Auswirkungen, die entstanden sind, bedauern wir sehr. Wir sind hier angetreten, die Probleme zu lösen und keine neuen zu schaffen. Fakt ist, dass durch eine bessere Abstimmung zwischen den handelnden Personen viele Irritationen hätten vermieden werden können.

GaloppOnline.de: Glauben Sie, dass es Imageprobleme oder Schwierigkeiten mit den Sponsoren geben wird?

Wolfgang Stüber: Ich hoffe nicht, jedenfalls werden wir alles tun, entstandene Unsicherheiten zu beseitigen. Es wird schnell erkennbar sein, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

GaloppOnline.de: Durch den Förderverein?

Wolfgang Stüber: Der Förderverein ist ein integraler Bestandteil des aufgelegten Restrukturierungskonzepts. Er soll die strategische Neuausrichtung der Galopprennbahn in Iffezheim sowie die Erschließung neuer Einnahmequellen durch die beabsichtigte Drittvermarktung finanziell, aber auch persönlichkeitsbezogen begleiten. Er besteht aus Persönlichkeiten der Region, des Rennsports, Besitzervereinigung und den Vorstandsmitgliedern.

GaloppOnline.de: Nun kann man die Zukunft nicht unbedingt auf einem Förderverein aufbauen.

Wolfgang Stüber: Das soll auch nicht der Fall sein. Der Förderverein soll nicht den Rennbetrieb subventionieren. Er soll in einer schwierigen Zeit Mittel zur Verfügung stellen, bis wir unseren Verpflichtungen wieder aus dem operativen Bereich nachkommen können.

GaloppOnline.de: Es hat ja wohl aber auch Clubmitglieder gegeben, die private Darlehen gegeben haben und nun auf Rückzahlung drängen.

Wolfgang Stüber: Es hat kein Clubmitglied auf Rückzahlung gedrängt. Es ist ein Schulden-Moratorium beschlossen worden, das auf breite Zustimmung gestoßen ist.

GaloppOnline.de: Wann wollen Sie denn wieder aus dem operativen Bereich den Rennbetrieb bezahlen können?

Wolfgang Stüber: Unser Restrukturierungs-Konzept deckt den Bereich bis 2012 ab. Ich will Ihnen Details aus dem Budget für das nächste Jahr erläutern: Wir werden das Jahr mit Plus-Minus-Null abschließen, wenn wir aus dem Drittvermarktungs-Bereich 150 000 Euro einnehmen. Das ist sehr konservativ geschätzt. Auch eine Preisgeld-Anpassung des Großen Preises nach unten ist hierbei berücksichtigt.

Damit sollten wir international immer noch wettbewerbsfähig sein. Beim Wettumsatz gehen wir in unserer Planung von einem weiteren Minus von fünf Prozent aus. Dieses alles würde sich dahingehend summieren, dass wir unseren Verpflichtungen, zukünftig termingerecht nachkommen können.

GaloppOnline.de: Trotzdem gibt es sicher noch Einsparpotenzial. Es gibt Partnerschaften mit anderen Rennvereinen, die teure Reisen nach sich ziehen. Wenn Prominente vom Schlage Jenny Elvers auf die Bahn kommen, sind auch jeweils vierstellige Beträge fällig.

Wolfgang Stüber: Prominente sind schon Bestandteil dieses Events, aber es muss, das ist ganz klar, eine wirtschaftliche Basis vorhanden sein. Es gibt aber eine erfolgsversprechende Kooperation mit dem Hause Burda, die wollen wir ausbauen. Darüber hinaus können sie gewiss sein, dass wir da sparen, wo es möglich ist. 80 000 Euro haben wir dieses Jahr schon dementsprechend eingespart.

GaloppOnline.de: Wenn man sich die Renntitel des Sales & Racing Festivals anschaut, dann ist gerade ein einziges Rennen gesponsert, die Heel-Württemberg-Trophy. Das kann es doch eigentlich nicht sein.

Wolfgang Stüber: Wir sehen auch noch das Auktionsrennen der BBAG. Aber Sie haben völlig recht; das alles ist in der Tat bescheiden und nicht in Ordnung so. Wir haben daran zu arbeiten, Auf Dauer wollen wir zu einer Partnerschaft mit den Sponsoren kommen, die über das ganze Jahr reicht und mit dem Club langfristig zusammenarbeiten.

GaloppOnline.de: Die Rennbahn hat ja inzwischen einen neuen Namen.

Wolfgang Stüber: Sie könnte künftig Benazet-Park Baden heißen, in dem die Internationalen Galopprennen Baden-Baden/Iffezheim und die Drittvermarktungsveranstaltungen stattfinden.

GaloppOnline.de: Warum das?

Wolfgang Stüber: Wir denken, dass damit die Gesamtnutzung dieses Areals wirtschaftlicher zu betreiben ist.

GaloppOnline.de: Und wie läuft es so mit den Drittvermarktungen im Benazet-Park Baden?

Wolfgang Stüber: Wir haben zwischenzeitlich Abschlüsse und konkrete Anfragen, die ertragsmäßig beträchtlich über unseren Budgetansatz hinausgehen und die Rennveranstaltungen künftig kostenmäßig beträchtlich entlasten werden.

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