GaloppOnline.de: Normalerweise hat es ein Trainer, der in erster Linie mit Handicappern arbeitet, nach einer guten Saison immer schwer. Sie sind in diesem Jahr aber bereits wieder sehr erfolgreich. Was ist der Grund dafür?
Roland Dzubasz: Das stimmt eigentlich, natürlich ist ein Pferd, gerade in unserem Rennsystem relativ schnell erfasst. Dann wird es schwer. Wir haben uns aber von einigen Pferden, die hochgelaufen waren, getrennt, es sind auch ein paar neue hinzu gekommen. Ich habe gottseidank zu einhundert Prozent Besitzer, die mit sich reden lassen.
GaloppOnline.de: Im letzten Jahr sind Sie nur knapp an einer Platzierung in der Top Ten vorbeigeschrammt. Haben Sie sich für dieses Jahr ein bestimmtes Ziel gesetzt?
Roland Dzubasz: Natürlich möchte jeder Trainer gerne in die Top Ten, das ist ja für einen Besitzer auch schöner wenn er sagen kann, dass sein Trainer erfolgreich ist. Sehr schön wäre es vor allem aber auch, einmal ein besseres, beispielsweise ein Listenrennen zu gewinnen. Aber das Wichtigste ist, dass die Pferde gesund bleiben und dass man mit ihnen das optimale erreicht.
GaloppOnline.de:Wieviele Pferde trainieren Sie derzeiit?
Roland Dzubasz: Knapp über 40. Boxen gibt es hier in Hoppegarten natürlich noch genug, da können ruhig noch ein paar Pferde dazu kommen. Bid zu 60 Pferde würde ich schon trainieren.
GaloppOnline.de:Haben Sie schon mal darüber nachgedacht einen Stalljockey zu engagieren?
Roland Dzubasz: Ich hätte gerne Alexander Pietsch verpflichtet, der aber dann ja ein Angebot von Hans Blume angenommen hat, bei dem ich, was das Finanzielle angeht sicher nicht hätte mithalten können. Alexander reitet aber ja auch so meine Pferde sehr oft, was ich sehr begrüße. Ich setze ihn gerne auf meine Pferde. Ganz ehrlich, früher, als er jünger, war habe ich nicht soviel von ihm gehalten, doch er hat eine sehr gute Entwicklung gemacht, hat enorm viel gelernt und sich verbessert. Ich finde es auch schon wichtig, wenn die Pferde nicht immer von verschiedenen Jockeys geritten werden, deswegen macht ein Stalljockey natürlich schon Sinn.
GaloppOnline.de: Viele Erfolge haben Sie in der Vergangenheit aber auch mit Nachwuchs- bzw. Erlaubnisreitern erzielt.
Roland Dzubasz: Ja, das verlangt das Rennsystem so. Wenn Pferde, gerade ältere, bei einer hohen Handicapmarke stehen, dann muss man eben die Erlaubnis anwenden. Ich habe auch eine Auszubildende am Stall, leider ist sie etwas zu schwer, sie wird aber ihre Chancen bekommen, denn sie ist enorm fleißig und arbeitet sehr gut.
GaloppOnline.de:Wir haben den Eindruck, dass in dieser Saison ihre Dreijährigen recht gut geraten sind. Wer ist Ihr Favorit beim Derbyjahrgang?
Roland Dzubasz: In erster Linie Auvano, der ist bei den Dreijährigen im Moment am weitesten. Er steht nach seinen beiden Siegen bereits bei einem GAG von 76 Kilo. Er ist für Auktionsrennen vorgesehen, sollte dort auch eine Chance haben. Natürlich wird er nach den Auktionsrennen mit seiner Marke schwer zu managen sein. Die Stute Zappatera ist aber auch nicht viel schlechter als er, vielleicht ist sie etwas mehr vom Rennverlauf abhängig.
GaloppOnline.de:Und wie sieht es bei den Zweijährigen und den älteren Pferden aus?
Roland Dzubasz: Ich habe ja kein Geheimnis daraus gemacht, dass König Shuttle momentan beim jungen Jahrgang die Nummer eins bei den Hengsten ist. Bei den Stuten muss man Vancovia und Offshore nennen. Leider sind sie nicht in den Auktionsrennen startberechtigt. Man hat mit zweijährigen Siegern ja hierzulande kaum Startmöglichkeiten, das ist ein Problem. Bei den älteren Pferden muss man natürlich Sekota, Statini, dem ich auch nich etwas mehr zutraue, und Glorious Storm nennen.
GaloppOnline.de:Gerade von Glorious Storm hatten Sie immer eine hohe Meinung. Er ist in dieser Saison bislang noch nicht gelaufen.
Roland Dzubasz: Ja, er hatte etwas Probleme, hatte Keime im Blut. Wir hoffen, dass wir das in den Griff kriegen. Er ist natürlich überragend gezogen und vom Potenzial her hat er vielleicht sogar Gruppe III-Format, doch wir haben ihn natürlich nicht ohne Grund von Herrn Ullmann kriegen können. Er hat immer wieder seine Problemchen und es muss schon zum Rennen hin bei ihm alles genau passen.
GaloppOnline.de:Viele Ihrer ostdeutschen Kollegen, beispielsweise Peter Hirschberger oder Angelika Glodde, nehmen mit ihren Pferden regelmäßig an den Sandbahnrennen im Winter teil. Sie nicht. Was ist der Grund dafür?
Roland Dzubasz: Wenn die Pferde den ganzen Sommer durchgelaufen sind, dann brauchen sie eine Pause, sonst kann man mit ihnen im nächsten Jahr nichts erreichen. Starts auf der Sandbahn machen nur Sinn, wenn sich ein Pferd dafür anbietet oder auf Dirt eine Klasse besser sind, als auf Gras. Zudem muss man sagen, dass die Sandbahnen bei uns nicht dem internationalen Standard entsprechen, eigentlich nicht mehr zeitgemäß sind. Die Pferde müssen viel zu viel Sand schlucken.
GaloppOnline.de:Des Öfteren sieht man Sie auch auf der Trabrennbahn in Mariendorf, wo Sie in Trabreiten in den Sattel steigen.
Roland Dzubasz: Ja, ich habe noch vor zwei Wochen ein Trabreiten in Mariendorf gewonnen. Das war kurios, ich habe wegen nicht zulässigem Peitschengebrauch eine Strafe von 50 Euro bekommen. Dabei gibt es bei den Trabern nicht einmal eine genaue Definition, wie man die Peitsche einsetzen darf. Ohnehin sieht es im Trabersport noch schlechter aus als bei uns. Ich komme ja eigentlich aus dem Trabrennsport. Doch weil ich als Junge mit meinen 40 Kilo zu leicht war, bekam ich im Sulky keine Chance, wechselte dann zum Turniersport und später zu den Galoppern. Ich finde es aber auch gut, wenn man neben den Galoppern auch die anderen Sparten des Pferdesports betrachtet hat, dann sieht man alles auch aus einer anderen Sicht.
GaloppOnline.de: Sie waren, bevor Sie als Assistenztrainer bei Christian von der Recke und später als Trainer für das Gestüt Etzean tätig waren, schon als Trainer in Hoppegarten tätig, hatten damals aber nicht soviel Erfolg wie jetzt.
Roland Dzubasz: Das stimmt, doch muss man auch sagen, dass ich damals auch nicht das Material hatte wie heute. Ich bin froh, dass mir Bernhard Krutmann damals die Chance für einen Anfang gegeben hat. Zum Glück habe ich nie Schulden machen müssen, auch wenn es selbstverständlich oft ein Kampf war. Natürlich muss man als junger Trainer auch erst einmal lernen, man macht ja nicht gleich alles richtig.
GaloppOnline.de: Die Probleme in Hoppegarten sind bekannt. Inwieweit wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus, wie ist die Stimmung?
Roland Dzubasz: Natürlich ist das kein schöner Zustand, keiner weiß so recht wie es weitergeht. Schon so oft ist eine Entscheidung angekündigt worden, doch bislang ist nichts passiert. Wenn man mehr Planungssicherheit hätte könnte man auch mehr invstieren.
GaloppOnline.de: Sie sprachen bereits das Rennsystem an. Was müsste man Ihrer Meinung nach besser machen.
Roland Dzubasz: Das Rennsystem in Deutschland ist veraltet, einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Ausschreibungen sind von Jahr zu Jahr gleich, es tut sich überhaupt nichts. Bei uns laufen sich die Pferde viel zu schnell hoch, sind zu schnell erfasst und haben dann keine Möglichkeiten mehr, Geld zu verdienen. Die Besitzer, die schließlich den Sport finanzieren, müssen doch auch etwas von ihrem Geld wieder zurück bekommen. Man sollte mal in unsere Nachbarländer schauen. In Frankreich beispielsweise gibt es noch Verkaufsrennen.
Das einzige, was sich geändert hat, ist, dass jetzt auch die Dreijährigen gleich im Handicap starten können. Aber es muss mehr Veränderungen geben. Es kann doch auch nicht sein, dass ein Sieg in Leipzig genauso bewertet wird, wie ein Sieg in Baden-Baden, wo es doch ungleich schwerer ist, zu gewinnen. Die Ausschreibungen der Rennen müssen einfach an die Pferde angepasst werden, die da sind. Ich muss mit meinen Pferden oft sehr weit reisen, weil bei uns einfach nicht die Rennen da sind.
Traurig ist auch, dass der Rennsport von der Politik keine Unterstützung erhält. Selbst ein Jochen Borchert hat da für den Rennsport nicht viel erreichen können.