Fern der Heimat: Georg Bocskai feiert den 50. Geburtstag

Seinen 50. Geburtstag feiert in diesen Tagen Klassejockey Georg Bocskai (Foto). Zwar nicht mehr in Deutschland, das über viele Jahrzehnte seine Heimat war, sondern inzwischen in der Schweiz, die seit fünf Jahren neuer Lebensmittelpunkt für den „Schorsch“ und seine Ehefrau Carmen geworden ist. Zunächst wohnte und arbeitete man in Dielsdorf, ganz in der Nähe von Zürich, hatte auch Erfolg von Anfang an.

Doch als sich die dortigen Arbeitsbedingungen verschlechterten und sich gleichzeitig eine Chance auf der erst seit einigen Jahren in Betrieb befindlichen Anlage in Avenches, rund 140 Kilometer von Zürich entfernt, ergab, griff man zu, baute alle Brücken ab und wurde in dort heimisch. Ausgesprochen wohl fühlen sich Carmen und Georg Bocskai, der sich im Herbst seiner Karriere als Jockey befindet, ans Aufhören deswegen aber noch nicht denkt.

Gut sechsunddreißig Jahre gehört das Rennreiten nun schon zum Lebensinhalt des 1959 in Wien geborenen Georg Bocskai, dessen Eltern während des Aufstands in Ungarn im Jahre 1956 nach Österreich geflüchtet waren. Die Gene für den späteren Jockeyberuf hatte ihm wohl Vater Paul, ein gefragter Leichtgewichtsjockey, mitgegeben.

Über verschiedene Umwege fand die Familie 1966 in Iffezheim schließlich ein neues Zuhause. Georg Bocskai begann Ende 1974 seine dreieinhalb Jahre währende Ausbildung bei Trainer Bruno Schütz in Köln, wo damals Peter Alafi als Stalljockey tätig war, und erwies sich schnell als ein Naturtalent. Bereits nach zweieinhalb Jahre durfte er die Prüfung ablegen, weil er 1978 mit 110 Siegen deutscher Champion geworden war.

Rief schon die Siegzahl Erstaunen hervor, so war die Tatsache, dass ein Lehrling das Championat errungen hatte, beispiellos in der Geschichte des deutschen Rennsports. Mit siebzehn Jahren gewann er seine ersten Gruppe-Rennen, an die Siege mit dem Ittlinger Limbo und der Heiedehofer Vivi aus dem Jahr 1977 erinnert er sich noch heute.

Mittlerweile weist die deutsche Statistik für Georg Bocskai 1734 Erfolge aus, für die Pferde wie Abary, der unvergessene Lirung, Turfkönig, Lagunas, mit dem er 1984 das Deutsche Derby gewann, und natürlich Acatenango neben neben anderen ungenannten Pferden verantwortlich waren. Rechnet man die Siege in der Schweiz hinzu, steht seine Marke bei rund 1800 Treffern, darunter über achtzig Gruppe-Siege, neun von ihnen auf Gruppe-I-Ebene.

„Ich muss nichts beweisen, reite hier noch noch aus Spaß, weil auch die Jockeyszene übersichtlich ist. Wenn es nichts mehr geht, ziehe ich einen Schlussstrich und reite nur noch in der Arbeit. Paul Kallai will ich in keinem Fall übertreffen“, erinnert er an den Ungarn, der noch im Alter von 73 Jahren ritt.

Mit der neuen Umgebung und vor allem der Anlage in Avenches ist man äußerst zufrieden. „Abgesehen von den Privattrainingsstätten gibt es in Deutschland wohl nichts vergleichbar Gutes wie unsere Anlage, die über drei Sandbahnen, eine Grasbahn und Möglichkeiten zum Springen verfügt. Demnächst will man auch eine Winterbahn nach dem Vorbild von Cagnes- sur-mer anlegen“, preist der Jockey die Vorzüge an und lobt die Aktivitäten von Präsident Pierre Kratzer, dessen Ausrichtung hin zur PMU Avenches sichtbar bekommt.

Die günstige Lage von Avenches erleichtert Fahrten nach Frankreich und Italien, ein wesentlicher Aspekt beim Umzug. Mit rund dreißig Pferden, dem dann drittgrößten Bestand in der Schweiz, wird man in die Saison 2009 gehen, die mit zwei Platzierungen beim ersten Renntag in Arosa zufriedenstellend eröffnet wurde. Erfreulich aus Sicht des Bocskai, dass auch sieben Jährlinge eingerückt sind.

Dass darunter auch drei aus dem Gestüt Söhrenhof, das immerhin einen Gruppe-I-Sieger wie Vespone gezogen hat, zu den Klienten zählt, hat die Freude zusätzlich erhöht. „Mit jungen Pferden zu arbeiten, sie zu formen, das macht richtig Spaß. Sie so vorzubereiten, dass sie eines Tages möglicherweise sogar in Listen- oder Gruppe.-Rennen antreten können, ist der Reiz der Arbeit.

Die Sitte, ältere Pferde zu kaufen und an den Start zu bringen, ist nicht unsere Intention. Heute kaufen – morgen laufen, dieses Motto gilt nicht“, erklärt Georg Bocskai und ergänzt, dass es mit Katoleme und Goracij gerade einmal zwei Schweizer Pferde zu Ehren in Gruppe-Rennen auf internationaler Bühne gebracht haben. Dorthin zu kommen, ist das Ziel der Bocskais, die darauf verwiesen, dass die Schweizer Listen-Rennen wie die österreichischen nicht dem Standard der im Pattern Book aufgeführten Prüfungen entsprechen und damit im Grunde wenig sportlichen Wert, zumindest aus internationaler Sicht, besitzen.

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