Mit Torsten Mundry

GaloppOnline.de: Gratulation zu dem tollen Ergebnis in Iffezheim. Mal im Scherz Meinung nach gefragt: Warum nicht noch mehr Siege?

Torsten Mundry (lachend): Man muss die Kirche im Dort lassen. Zehn Siege sind eine tolle Ausbeute, mehr waren meiner Meinung nach nicht drin. Ich hätte nie gedacht, dass es so gut laufen würde. Man muss aber fairerweise auch sehen, dass die Rennen nicht so stark besetzt waren, wie man das aus der Vergangenheit kannte. Viele Rennen wurden mit sechs bis acht Pferden gelaufen, was die Sache natürlich leichter gemacht hat. Ich persönlich komme mit den Linkskursen sehr gut zurecht, mag auch taktisch gelaufene Rennen.

GaloppOnline.de: Jetzt im Ernst. Gab es ein Rennen, aus dem Sie Ihrer Meinung nach noch mehr hätten herausholen können?

Torsten Mundry: Vielleicht die Prüfung mit Omaro, die zu langsam gelaufen wurde. Ich wäre wohl besser mitgegangen, denn als es zur Sache ging, fand ich keinen Platz zur Entfaltung, der Rennverlauf war einfach gegen uns. Streiten lässt sich auch über die Taktik mit One little David, ob der Ritt zu offensiv war. Darasim ließ vorne das Tempo einlullen und war nachher Letzter. Am Montag ist diese Taktik bei Elopa erfolgreich gewesen, bei uns leider nicht.

GaloppOnline.de: Mit welchen Erartungen sind Sie nach Iffezheim gefahren?

Torsten Mundry: Im Vorfeld hatte ich mir Chancen auf drei, vier, fünf Siege ausgerechnet, was ja auch nicht schlecht gewesen wäre. Bereits nach dem ersten Tag war ich sehr zufrieden, habe dann Tag für Tag gute Chancen gehabt und genutzt. Und wie das dann bekanntlich so ist, ist einer groß in Form, bekommt er zusätzlich gute Ritte.

GaloppOnline.de: Bei allem Optimismus, aber an zehn Siege war doch eigentlich nicht zu denken?

Torsten Mundry: An diese war Zahl war natürlich nie und nimmer zu denken. Als ich den sechsten Sieger geritten hatte, dachte ich noch, mehr kann ja wohl nicht mehr kommen.

GaloppOnline.de: Verlass war ja wieder einmal auf die Pferde von Hans-Jürgen Gröschel.

Torsten Mundry: Das kann man wohl sagen. Mit Peter Rau und Hans-Jürgen Gröschel zusammenzuarbeiten, macht mir einfach Spaß. Beide sind absolute Könner in ihrem Beruf, von denen ich auch eine ganze Menge gelernt habe, und zudem objektiv. Wie Peter Rau kann auch Hans-Jürgen Gröschel auf den Punkt genau trainieren. Wenn man überlegt, dass er ja nicht die Unterstützung der großen Ställe erfährt, so gewinnt seine Leistung zusätzlich an Wert, denn er wartet immer wieder mit tollen Ergebnissen auf. Und die stammen von Pferden, die vom Pedigree keine Topper sind. Er besitzt hat den Pferdeverstand, nimmt sich Zeit und bekommt diese aber auch von seinen Besitzern.

GaloppOnline.de: Unter den Pferden aus Ihrem Rau-Stall gab es so manchen Nichtstarter, warum?

Torsten Mundry: Das hatte einzig und allein seinen Grund in den Bodenverhältnissen, die für unsere Pferde nicht mehr passend waren. Da will man mit Pferden wie Kiton oder Colatina kein Risiko eingehen.

GaloppOnline.de: Was bedeuten einem eigentlich zehn Siege bei einem Meeting?

Torsten Mundry: Auf jeden Fall ein gutes Gefühl. Ich habe den Rekord eingestellt, hätte ihn aber lieber noch gebrochen, bin allerdings rundum zufrieden. Ich muss mich bei allen Menschen bedanken, die mich unterstützt habe. Ganz besonders bei den Hannoveraner Trainern, wobei ich mit der Ausnahme von Otto-Werner Seiler für jeden mindestens einen Sieger geritten habe.

GaloppOnline.de: War unter den Siegen einer, der für Sie einen besonderen Stellenwert besitzt?

Torsten Mundry: Doch der Erfolg mit Acambo. An diesem Pferd hänge ich, ein Amateurpferd und hübscher Kerl, der bei uns im Stall eine Art Maskottchen ist. Ansonsten ist jeder Sieg gleich schön.

GaloppOnline.de: Und welcher Sieg kam unerwartet?

Torsten Mundry: Ohne Zweifel der mit Imperio aus dem Stall von Petr Olsanik. Dieser hatte zwar in Hassloch gewonnen, dass er aber auch in Iffezheim derart leicht zum Zuge kommen und dabei einen derartigen Einsatz zeigen würde, hätte ich nicht gedacht. Zu nennen ist aber auch der Listen-Sieg mit der Harzburger Stute Moyenne. Wenn sie bis dahin gesund bleibt, kann sie im Herbst in Gruppe-Rennen laufen und das mit Chancen. Wie sie einen Gegner wie Omasheriff stehen ließ, war schon beeindruckend.

GaloppOnline.de: Das Jockey-Championat haben Sie nicht zum ersten Mal gewonnen?

Torsten Mundry: Nein, das ist mir in der Vergangenheit auch schon gelungen. Die Uhren, die es als Ehrenpreise gibt, tragen inzwischen meine Geschwister.

GaloppOnline.de: Besitzt das Meeting eigentlich noch den Stellenwert wie in früheren Jahren?

Torsten Mundry: Zum Stellenwert nur dieses. Ich war ja nun nach zweijähriger Pause erstmals wieder in Iffezheim dabei. Aber es hat es noch nie gegeben, wie mir am Samstag z. B. aufgefallen ist, dass ich so leicht und problemlos einen Parkplatz bekam, was auch für den Sonntag zutraf. Die Zuschauerzahlen sind rückläufig, der Umsatz geht zurück, kleinere Starterfelder – alles wenig erfreuliche Aspekte. Erfreulich dagegen, dass die kleinen Besitzer und Trainer häufiger als sonst üblich auf dem Siegerpodest standen. Ich denke dabei an Petr Olsanik oder Günther Lentz, die nun auch einmal auf dem Treppchen und damit im Mittelpunkt des Interesses standen. Das hat mir gefallen.

GaloppOnline.de: Am Montag lief Dalicia in einem Gruppe-Rennen in Frankreich und wurde hinter Elopa Vierte, zufrieden mit der Leistung?

Torsten Mundry: Wir waren sogar sehr zufrieden. Das dritte Geld haben wir ja nur ganz knapp verpasst. Vielleicht wären wir Dritter geworden, wenn ich nach fünfhundert Metern eine Lücke finde. Dalicia hat auf jeden Fall das letzte Laufen richtig gestellt. Sie ist gut nach Hause gekommen. Wo sie weiter machen wird, muss noch abgeklärt werden.

GaloppOnline.de: Am Sonntag läuft auch Anna Monda in Frankreich. Die Henkel-Siegerin wird aber von Andreas Suborics geritten?

Torsten Mundry: Das stimmt, ich habe mich für den Preis der Diana für die Ravensbergerin Wurfscheibe entschieden. Die Diana ist der letzte Klassiker, der mir noch in meiner Erfolgssammlung fehlt. Deshalb muss ich einfach in diesem Stuten-Derby reiten.

GaloppOnline.de: Fiel es Ihnen schwer, auf den Ritt zu verzichten?

Torsten Mundry: Die Entscheidung ist mir schon schwer gefallen. Immerhin arbeite ich mit der Familie Baum schon elf Jahre zusammen. Und jetzt hat diese vor ein paar Wochen mit dem Henkel –Rennen ihren ersten Klassiker gewonnen, da will man so etwas nach Möglichkeit auch nicht auseinander reißen, zumal Anna Monda ein schwieriges, aber inzwischen stärkeres Pferd ist, das ich bestens kenne. Was den Frankeich-Start anbetrifft, erhält Subi schon unsere Hinweise. Ich bin Teamspieler, das muss man auch sein, wenn man Erfolg haben will. Ich ärgere mich nicht, wenn z. B. unsere zweite Stallfarbe die Diana gewinnt, würde mich wohl fragen, warum ich mich so und nicht anders entscheiden habe. Aber Neid kommt deswegen nicht auf. Das Wohl des Teams muss immer im Vordergrund stehen.

GaloppOnline.de: Anna Monda in Frankreich, Sie in Hamburg. Wie stehen die Chancen?

Torsten Mundry: Das Telefon ist häufig gegangen, auch unser Stall tritt mit guten Pferden an, so dass ich von daher gut unterstützt werde. Und die Chancen steigen zusätzlich, wenn die Pferde normalen Boden antreffen.

GaloppOnline.de: Auf welche Trainer stützen Sie sich in erster Linie?

Torsten Mundry: Neben Peter Rau natürlich wieder Hans-Jürgen Gröschel und seine Hannoveraner Kollegen. Auch Besitzer Ferdinand Leve aus Warendorf will mich unbedingt auf seinen Pferden haben, um so Werbung für seinen Rennverein zu machen. Er hat mir, wie er sagt, einen sehr guten Ritt, anzubieten.

GaloppOnline.de: Kommen wir noch einmal zu Wurfscheibe. Ist sie die beste Stute im Stall?

Torsten Mundry: Sowohl Anna Monda als auch Wurfscheibe sind Klassepferde. Die Ravensbergerin ist aber kein Arbeitspferd, weshalb ich auch mit gemischten Gefühlen in das Aufbaurennen gegangen bin. Dann hat sie mich aber so überzeugt, dass ich mit großem Optimismus Hamburg entgegen schaue. Wer die Beste ist, darüber könnte schon der kommende Sonntag Aufschluss geben. Nicht zu vergessen ist unsere Colatina, die einen riesigen Sprung gemacht hat und bei gutem Boden im Festa-Rennen weit vorne gewesen wäre.

GaloppOnline.de: Mit wie vielen Ritten rechnen Sie für das Meeting?

Torsten Mundry: Ich schätze einmal mit neun bis zehn Einsätzen, denn vier bis fünf pro Renntag sind schon eine gute Zahl. Da gibt es aber noch die Handicaps, so dass da noch der ein oder andere Ritt herausspringen könnte.

GaloppOnline.de: Beim nächsten Meeting in Hamburg geht es um das Derby. Wer sind ihre Favoriten?

Torsten Mundry: Da gibt es derzeit nur einen klaren Favoriten. Und der heißt Arcadio, selbst wenn noch Pferde wie Königstiger laufen sollten. Die Form steht einfach bei dem Schlenderhaner. Es war einfach imponierend, wie er die Gegner abfertigte. Ganz besonders gefiel mir die Explosivität, die er in Riem zeigte, ein Attribut für ein Klassepferd. Zu nennen ist aber auch Alpacco, wie ich überhaupt bei Mario Hofer noch einige interessante Pferde für das Blaue Band vermute.

GaloppOnline.de: Wen werden Sie im Derby reiten?

Torsten Mundry: Ich habe noch keinen Derbyritt, bleibe flexibel und lege mich nicht frühzeitig fest. Wer weiß, was noch kommt.

GaloppOnline.de: Die deutsche Statistik weist sie mit 974 Siegen aus, stimmt dies eigentlich?

Torsten Mundry: Nein, die zahl liegt höher. Schon im letzten Jahr habe ich in Hong Kong den Sprung in den „Club 1000“ geschafft, denn immerhin 69 Siege sind in Hong Kong und Macau herausgesprungen.

GaloppOnline.de: Zwanzig Siege in zwei Monaten – normal oder mehr? Immerhin sind Sie schon Nr. 5 in der Statistik

Torsten Mundry: Zwanzig Siege bei der zurück gegangenen Anzahl an Renntagen eine überdurchschnittliche Zahl. Man kann auch nicht mehr wie früher auf andere Plätze ausweichen und sagen, ich fahre am Sonntag nach Hannover und mache da meine Punkte. Heute treffen sich fast alle Topleute auf einem Platz, dann wird das mit dem Gewinnen auch schwerer. Es ist schien ein sehr gutes Ergebnis, vor allem befinden sich darunter zahlreiche Siege, die ich als Freelancer erzielt habe.

GaloppOnline.de: Dass sich unter den Siegern viele von Hannoveraner Trainern befinden, ist doch kein Zufall?

Torsten Mundry: Nein gewiss nicht. Das ist das Ergebnis alter Verbindungen und Kontakte, die seit Jahren gepflegt werden. Zu den Trainern in Niedersachsens Hauptstadt besteht halt ein sehr gutes Verhältnis.

GaloppOnline.de: Man kann also sagen, Torsten Mundry ist wieder in Deutschland angekommen?

Torsten Mundry: Das stimmt auf jeden Fall. In Warendorf fühle ich mich wohl, reite derzeit auf einer Woge des Erfolges, was der Sache natürlich nur förderlich ist. Und da ich Rennen zu lesen vermag, immer weiß, wer meine Gegner sind, könnte es in diesem Sinne auch weiter gehen.

GaloppOnline.de: Pflegen Sie noch Kontakte nach Hong Kong und Macau?

Torsten Mundry: Oh ja, immer wieder melde ich mich bei Besitzern, Trainern und Jockeys und erkundige mich nach dem Neuesten. Die Saison in Hong Kong geht Mitte Juni zu Ende, möglicherweise wird danach Jockey Douglas Whyte mich besuchen.

GaloppOnline.de: Den Winter werden sie wohl erneut dort verbringen?

Torsten Mundry: Vorgesehen ist es auf jeden Fall. Abzuwarten gilt es aber, wie es hier weiter läuft. Danach wird eine Entscheidung gefällt, wann es wieder nach Asien geht. Erst einmal sollen sämtliche Meetings hierzulande mitgenommen werden. Gewichtsprobleme habe ich nicht, ich bin fitter als vorher, auch eine Folge des Aufenthalts in Hong Kong, wo ich eine Menge in Sachen Professionalität gelernt habe, ohne die man dort überhaupt keine Chance besitzt. Ich habe von dort viel mitgenommen und bin auch mit 34 Jahren noch hungrig.

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