GaloppOnline.de: Haben Sie wirklich an einen Sieg geglaubt? Prince Flori galt ja als großer Außenseiter.
Henk Grewe: Er hatte sehr gut gearbeitet. Wir waren schon hoffnungsvoll, hatten aber eigentlich nur auf eine Platzierung spekuliert.
GaloppOnline.de: Der Rennverlauf war auch alles andere als ideal.
Henk Grewe: Eigentlich war die Order, im Mittelfeld zu gehen. Das Rennen war sehr schnell, da konnte er nicht so schnell mitgehen. Wir lagen weiter hinten als geplant, aber das war im Nachhinein vielleicht gut so. Dann hat er ja groß gekämpft. Und das, obwohl wir zwei Behinderungen verkraften mussten.
GaloppOnline.de: Welche Qualitäten hat das Pferd?
Henk Grewe: Prince Flori ist ein kleines, zierliches Pferd, das ein enorm großes Herz und Kampfgeist hat. Er zeigt zu Hause viel Phlegma. Bei einem Canter glaubt man nicht, dass er so gut ist. Ein Charakterpferd. Wenn es darauf ankommt, dann ist er voll dabei. Schon bei seinem Debuterfolg in Frankfurt hat er eine sehr ansprechende Leistung gezeigt. Das war direkt auf 2000 Metern.
GaloppOnline.de: Ist er denn als Zweijähriger schon positiv aufgefallen?
Henk Grewe: Er hatte eine Nennung im Preis des Winterfavoriten, stand aber noch sehr stark in der Entwicklung. Über Winter hat der Hengst einen richtigen Schuss gemacht, ist deshalb erst im Frühjahr an den Start gekommen.
GaloppOnline.de: Haben Sie den Erfolg am Abend noch genießen können?
Henk Grewe: Gemeinsam mit dem Besitzer habe ich noch ein Glas Sekt getrunken, musste danach ja noch mit dem Auto nach Hause fahren und war dann ziemlich k.o.. Am nächsten Tag gab es am Stall ein kleines Frühstück für alle. Wenn in meiner neuen Wohnung alles fertig ist, dann lade ich alle Stallangestellten zu mir ein.
GaloppOnline.de: Wo sind Sie denn genau zu Hause?
Henk Grewe: In Krefeld-Verberg. Das ist etwa einen Kilometer von der Rennbahn entfernt, wo ich ja auch ein bis zweimal die Woche bei Erika Mäder ausreite.
GaloppOnline.de: Wie oft sind Sie denn im Training in Düsseldorf im Einsatz?
Henk Grewe: Sechs Tage in der Woche bin ich bei Sascha Smrczek. Nach oder vor der Arbeit dort steige ich auch bei Ralf Rohne in den Sattel. Je nach Bedarf.
GaloppOnline.de: Sie sind im Vorjahr selbst oft kurzfristig ausgefallen, mussten Ritte abtreten. Warum? Nach der Trennung vom Hofer-Stall wurde es still um Sie.
Henk Grewe: Ich hatte Probleme mit den Knien und mit meinem Gewicht, habe mich auch schwer getan, Ritte von anderen Trainerin zu bekommen. Da war solch ein Erfolg für mich schon enorm wichtig. Ich manage mich zur Zeit noch selbst, hätte aber gerne jemanden, der das für mich übernimmt. Bis jetzt habe ich allerdings noch nicht die richtige Person gefunden. Das letzte Jahr war schlecht, die Erlaubnis ist weggefallen, da ich meine Lehre beendet habe. Da wurde es schon recht schwer. Im Nachhinein war der Wechsel nach Düsseldorf aber die richtige Entscheidung.
GaloppOnline.de: Was für eine Verletzung hatten Sie an den Knien?
Henk Grewe: Man hat erst jetzt festgestellt, dass ich schon mit vierzehn Jahren zuwenig Knorpel im Knie hatte. Früher hat man gedacht, die Probleme seien auf Wachstumsprobleme zurückzuführen. Das ist schon chronisch geworden. Doch mit Tabletten haben wir das jetzt gut in den Griff bekommen. Ich bekam früher immer mehr Probleme mit dem Gewicht. Ich konnte ja fast nicht mehr laufen.
GaloppOnline.de: Wie steht es aktuell um Ihr Gewicht?
Henk Grewe: Nach Absprache reite ich 54 Kilo, aber nur für bessere Ritte. Ansonsten bringe ich 56 Kilo in den Sattel. Ich bin mit 1,74 Meter für einen Jockey schon relativ groß.
GaloppOnline.de: Müssen Sie viel tun, um das Gewicht zu halten?
Henk Grewe: Täglich laufe ich im Stadtwald, fahre viel Rad. Ich darf alles essen, aber in Maßen.
GaloppOnline.de: Ihre Freundin Natascha Witsch ist ebenfalls im Galopprennsport tätig. Kochen sie für Sie, oder ist sie für die Ernährungsfragen zuständig?
Henk Grewe: Sie macht das, weiß genau, was ich essen darf und kocht entsprechend. Sie ist mir sehr wichtig, berät mich in vielerlei Hinsicht und geht auch mit mir die Nennungen durch, um interessante Ritte zu finden.
GaloppOnline.de: Dürfen Sie Prince Flori auch in den nächsten Rennen oder sogar im Derby reiten?
Henk Grewe: Ich schätze schon, dass ich beim nächsten Start wieder im Sattel sitze. Ich hoffe auch im Derby, auch wenn es bis dorthin noch ein weiter Weg ist.
GaloppOnline.de: Wie verstehen Sie sich mit Trainer Sascha Smrczek?
Henk Grewe: Sehr gut. Wir reden viel über alles, das ganze Team versteht sich blendend. Wir haben Harmonie im Stall. Auch mit Herrn Rohne und Frau Mäder klappt die Zusammenarbeit sehr gut.
GaloppOnline.de: Gibt es neben Prince Flori einen weiteren potenziellen Crack im Stall von Sascha Smrczek?
Henk Grewe: Wir haben einen Dreijährigen im Stall, der vielleicht sogar noch besser sein könnte als Prince Flori. Es handelt sich um einen Bruder von Leggera, der allerdings noch keinen Namen hat. Ein Lieblingspferd habe ich nicht. Man sollte sich da eher neutral halten und mit den Pferden nicht zu eng verbinden. Sonst kann solch eine Verbindung auch schnell kaputt gehen.
GaloppOnline.de: Wie läuft denn ein normaler Arbeitstag für Sie ab?
Henk Grewe: Ich bin zwischen 6.15 Uhr und 6.30 Uhr morgens im Stall. Fünf bis sechs Lots reite ich bei Sascha bis 11.30 Uhr, danach stehen ein bis zwei Galopps bei Herrn Rohne auf dem Programm. Nachmittags muss ich nicht mehr in den Stall kommen.
GaloppOnline.de: Was tun Sie in Ihrer Freizeit?
Henk Grewe: Ich lese sehr viel. Mein Lieblingsautor ist Ken Follett. Mein neues Hobby sind die Blumen auf dem Balkon.