Mit Filip Minarik

GaloppOnline.de: Wie fällt Ihre Macao-Bilanz nach drei Monaten in Asien aus?

Filip Minarik: Während meines Aufenthalts in Macao habe ich bei 99 Ritten sechs Rennen gewonnen. Aus sportlicher Sicht war das eigentlich schon ok. Ich habe mich dort aber einfach nicht wohl gefühlt, das Leben dort macht mir persönlich keinen Spaß. Daher bin ich schon früher zurückgekehrt als eigentlich geplant. Ich bin froh, dass ich wieder in Deutschland bin.

GaloppOnline.de: Heißt das, nie wieder Macao für den Jockey Filip Minarik?

Filip Minarik: Aktuell würde ich diese Frage immer mit „ja“ beantworten. Man soll niemals nie sagen, aber derzeit kann ich mir ein weiteres Macao-Engagement nicht vorstellen. Das ist einfach nicht meine Welt da unten. Nichts desto trotz ist ein solcher Aufenthalt natürlich immer eine große Erfahrung und auch Herausforderung. Ich reite nun einmal unheimlich gerne und das ist in Deutschland im Winter ja nur begrenzt möglich. Im Winter ist daher das Ausland immer ein Thema, nur Macao muss es nicht gerade sein.

GaloppOnline.de: Sie haben auf einer Internetseite ein kontrovers diskutiertes Interview gegeben, in dem Sie sich sehr negativ über den deutschen Rennsport äußern. Bereuen Sie die zum Teil doch sehr negativen Ausführungen?

Filip Minarik: Wie sagt man so schön, erst denken, dann reden. Das ist bei mir leider häufig anders herum der Fall. Und so war es auch bei dem besagten Interview. Ich bin bei meinen Ausführungen dabei sicher über das Ziel hinaus geschossen, zumal es im deutschen Rennsport nun ja bald neue Strukturen und dann auch Besserung geben soll.

Daher war es nicht richtig, zum jetzigen Zeitpunkt, die Dinge so zu formulieren, wie ich es getan habe. Das war ein Fehler, für den ich mich auch bei den Besitzern unseres Stalles persönlich entschuldigt habe. Diese unterstützen ja schließlich maßgeblich die neuen Strukturen und ich hoffe, dass diese auch greifen. Nach einigen Gesprächen bin ich auch sicher, dass wir bald die Kurve kriegen. Und ich sage wir, da wir ja schließlich alle im selben Boot.

GaloppOnline.de: Wie sieht Ihre Zukunft am Schiergen-Stall aus? Hier soll es stark gekriselt haben?

Filip Minarik: Diese Frage kann ich nur bedingt beantworten, da müssen Sie Peter Schiergen und die Besitzer fragen. Natürlich war mein Chef alles andere als glücklich über mein Interview, um nicht zu sagen sauer. Aber wie gesagt, das war ein Fehler, den ich eingesehen und für den ich mich entschuldigt habe. Es war einfach falsch. Ich liebe meinen Job am Asterblüte-Stall und arbeite seit Jahren erfolgreich mit Herrn Schiergen, der sich auch jetzt wieder stark für mich eingesetzt hat, zusammen.

Wenn ich von Fall zu Fall eingesetzt werde, da ich ja vor allem die leichten Gewichte reiten kann, bin ich schon happy. Aber das muss jeder Besitzer selbst wissen. Das Engagement am Asterblüte-Stall bleibt für mich der beste Job im Land, die Arbeit mit Andrasch macht Riesenspaß und selbst nur Galopps auf Pferden wie Quijano zu reiten, sind Erlebnisse, die besser sind als mancher Sieg.

GaloppOnline.de: Wird der Stall eine ähnlich starke Saison wie im Vorjahr hinlegen, als vor allem in den großen Rennen nichts ohne Pferde von Peter Schiergen ging?

Filip Minarik: Die letzte Saison war natürlich schon gigantisch. Es war nahezu eine perfekte Saison, die sicher schwer zu wiederholen ist in dieser Form. Zudem darf man nicht vergessen, dass Superstars wie Soldier Hollow oder auch ein Schiaparelli nicht mehr im Stall sind. Solche Pferde müssen erst einmal ersetzt werden. Aber wir haben interessante junge Pferde und der Asterblüte-Stall wird sich auch 2008 würdig verkaufen.

GaloppOnline.de: Würden Sie sich in der Helfenbein-Affäre mit etwas Abstand betrachtet noch einmal so verhalten?

Filip Minarik: Ich möchte diesen Fall eigentlich nicht kommentieren. Da habe ich einen Schlussstrich drunter gezogen. Generell habe ich aus den Geschehnissen der letzten zwölf Monate aber schon einiges gelernt. Als Jockey an einem der erfolgreichsten Rennställe in Europa steht man einfach in einer gewissen Verantwortung, der ich besser gerecht werden muss. Ich bin einfach zum Teil ein zu großer Kindskopf, aber daran wird jetzt gearbeitet.

GaloppOnline.de: Werden Sie wie immer auf allen Bahnen Deutschlands zum Einsatz kommen und in Sachen Championat angreifen?

Filip Minarik: Es war schon immer meine Politik, so viele Einsätze wie nur möglich zu bekommen. Da bist Du zum Teil natürlich lange im Auto unterwegs und hast schon einige Kilometer zu absolvieren. Daran wird sich auch in 2008 nichts ändern. Ich werde überall dort reiten, wo man mich braucht. Einen Angriff auf das Championat kann man nicht planen, das muss sich entwickeln.

Wenn ich einen Lauf bekomme, weiß jeder, dass ich alles für dafür geben würde, noch einmal Champion zu sein. Ich habe mich auf jeden Fall schon einmal selbst für das Championat 2008 für eine dreistellige Quote gewettet (lacht). An mangelnder Motivation wird es zumindest nicht scheitern.

GaloppOnline.de: Welche persönlichen Saisonziele haben Sie sich gesteckt?

Filip Minarik: Das Wichtigste ist natürlich die Gesundheit. Gerade in unserem Job geht das alles ganz schnell. Das haben wir im letzten Jahr an einigen Stürzen von Kollegen gesehen. Und dann natürlich, so viele Rennen zu gewinnen, wie nur möglich. Den ein oder anderen Big Point möchte ich natürlich schon wieder machen.

GaloppOnline.de: Haben wir den Derbysieger schon gesehen und gibt es Pferde im Stall, denen sie die Route Richtung Hamburg zutrauen?

Filip Minarik: Dafür ist es noch zu früh, zudem bin ich erst seit etwa einer Woche wieder am Stall, konnte mir daher noch nicht von allen Pferden ein Bild machen. Es ist wichtig, dass die talentierten Pferde gut über den Winter kommen. Und dann gibt es welche, die machen innerhalb von nur wenigen Monaten noch einen richtigen Sprung, andere steigern sich mit ihren Starts. Daher ist es sehr gut möglich, dass der Derbysieger 2008 noch gar nicht gelaufen ist. Von den bereits gelaufenen Pferden hat mir der Auftritt von Kamsin gefallen, der mit zunehmender Distanz immer besser anzog. Aber bis Horn ist das alles noch ein verdammt weiter Weg.

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